Was dem Schweizer Drucker- und MPS-Geschäft zusetzt
Der Druckermarkt steht von verschiedenen Seiten unter Druck. Dies resultiert in klaren Rückgängen beim Absatz und Umsatz. Wie sich diese rückläufigen Entwicklungen auf das Geschäft mit Managed Print Services (MPS) auswirken, sagt Simeon Roth, CEO der Faigle-Gruppe.
Der Druckermarkt schwächelt - und nicht nur leicht. Die Anzahl der über europäische Distributoren verkauften Geräte schrumpfte im ersten Quartal 2022 um 29 Prozent gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr. Immerhin fiel der damit generierte Umsatz nicht ganz so dramatisch, wie aus den Zahlen des Marktanalysten Context hervorgeht. Der Umsatz ging um 10 Prozent zurück.
Zugleich schlimmer und besser, als erwartet
Bezüglich des Absatzes liegt das Ergebnis sogar noch unter dem zuvor prognostizierten Worst-Case-Szenario des Marktanalysten; Context hatte einen Rückgang von 26 Prozent erwartet. Beim Umsatz war Context hingegen etwas zu pessimistisch: Das erwartete Minus von 14 Prozent blieb aus. Den deutlichen Unterschied zwischen der Absatz- und Umsatz-Entwicklung begründet der Marktforscher mit dem Produktmix. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2022 mehr Mid- und High-End-Geräte verkauft -vor allem Business-Drucker, wie Antonio Talia, Head of Business Analysts bei Context, erklärt. "Der Preisanstieg auf dem Verbrauchermarkt, der auf die anhaltende Produktknappheit zurückzuführen ist, hat auch den durchschnittlichen Verkaufspreis der Produkte in die Höhe getrieben", sagt er. Dies mache sich besonders bei Lasergeräten bemerkbar. Das Segment profitiere von mehr Verkäufen von A3-Geschäftsdruckern, vor allem von Laser-Peripheriegeräten mit Einzelfunktion.
Der Schweizer Markt steht im europäischen Vergleich etwas besser da. Hierzulande reduzierte sich die Stückzahl um 18,7 Prozent im Jahresvergleich. Der Umsatz sank auch weniger stark - nämlich um 7 Prozent. Die Stückzahl ging zwar in allen untersuchten Ländern zurück. Nicht so aber der Umsatz: In Lettland, Litauen, Polen und Schweden wuchs der Umsatz.
Der Business-Bereich steht deutlich besser da gemäss Context. Hier beträgt der Rückstand zum Vorjahr 13 Prozent bei den Stückzahlen und lediglich 2 Prozent beim Umsatz. "Ein veränderter Produktmix mit mehr verkauften High-End-Geräten und Preiserhöhungen bei Geräten der Einstiegs- und Mittelklasse führte zu einem höheren durchschnittlichen Verkaufspreis und einer insgesamt starken Umsatzentwicklung im Business-Bereich. Die Wiedereröffnung von Büros und die Neuausrichtung der IT-Budgets auf Bürogeräte tragen ebenfalls zur Umsatzsteigerung bei", sagt Talia.
Simeon Roth, CEO der Faigle-Gruppe. (Source: Netzmedien)
Auswirkungen auf den Schweizer MPS-Markt
Dieselben Faktoren wirken sich auch auf den Schweizer Markt für Managed Print Services (MPS) aus. Dieser war in den vergangenen zwölf Monaten stark von Lieferengpässen und Preiserhöhungen geprägt, wie Simeon Roth, CEO der Faigle-Gruppe, erklärt. "All dies führte nebst massiven Lieferverzögerungen zu höheren Preisen entlang der gesamten Wertschöpfungskette", sagt Roth. Bei Multifunktionsgeräten etwa seien die Preise um 15 bis 20 Prozent gestiegen - "was sich nachhaltig auf den Markt auswirken wird". Ferner sei damit zu rechnen, dass diese Effekte auch die Konsolidierung des Marktes beschleunigen werden.
Die Herausforderungen liegen auf der Hand. "Höhere Einkaufspreise bedingen Strategiewechsel, um mit Druck auf die Marge trotzdem noch Geld zu verdienen", sagt der Faigle-CEO. "Konsequente und kontinuierliche Effizienzsteigerungen mit sicheren Lösungen, kombiniert mit IoT werden nach meiner Einschätzung zukünftig eine wichtige Rolle spielen." IT-Dienstleister müssen sich laut Roth immer mehr vom reinen "Produkte- und Service-Pusher" hin zum Lösungsverkäufer entwickeln. "Während Erstere bemüht sind, für ihre Produkte oder Services Käufer zu suchen, stellen Lösungsverkäufer die Situation des Kunden mit dessen aktuellen Herausforderungen in den Mittelpunkt und versuchen, in der Lösungsfindung ein relevanter Partner zu sein." Dieser Ansatz erhöht zwar die Anforderungen an die Branche. Aber zugleich macht sie dies auch interessanter für neue Talente.
Simeon Roth ist die Stelle als CEO der Faigle-Gruppe übrigens im November 2021 angetreten. Wie er die Faigle als eine Firma aufstellen und die komplexe Struktur der Faigle-Gruppe vereinfachen will und weshalb digital nicht automatisch einen Mehrwert bringt, lesen Sie hier im Interview.