Vielfältige Chancen im Business-Software-Markt
Die Schweizer IT-Branche soll von der Pandemie profitiert haben. Und die Krise habe für einen Boost bei der Digitalisierung gesorgt. Ist das so? Schauen wir uns mal um, wie die Zeichen im Schweizer IT-Markt in unseren Augen wirklich stehen.
Gekommen, um zu bleiben … zum Glück ist nicht Corona gemeint, sondern ganz klar Cloud und Mobile. Die beiden Bereiche zeigen trotz oder vielleicht sogar wegen der Krise ein grosses Wachstum.
Immer mehr Unternehmen setzen auf Cloud-Lösungen. Zudem bieten immer mehr IT-Anbieter ihre Programme auch oder nur noch als SaaS an.
Mobile gewinnt gerade wegen der hybriden Arbeitsweise immer mehr an Gewicht. Es wird erwartet, dass alle IT-Lösungen auch auf einem Tablet und einem Smartphone bedient werden können. Hier sind einige Anbieter bereits weiter als andere; für Nachzügler besteht die Gefahr, den Anschluss (und Kunden) zu verlieren.
Cyrill Schmid, CEO von Schmid + Siegenthaler Consulting, und Leiter des Beratungsteams von Topsoft Consulting. (Source: zVg)
ERP als Datenhub
ERP-Systeme wandeln sich zunehmend weg vom Monolithen hin zum flexiblen Datenhub. Immer mehr Umsysteme werden als Add-ons ans ERP gekoppelt und übernehmen spezialisierte Funktionen. Das Kern-ERP liefert, speichert und vernetzt die Daten. Den Ausbau dieser End-to-End-Prozesse sehen wir als das grosse Thema in nächster Zeit.
Das durchgängige "End-to-End-Prozess-Denken" ist Voraussetzung für die Automation von Arbeitsprozessen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist diese Erkenntnis eigentlich ein "No Brainer". Aber noch immer tun sich Unternehmen mit dieser Aufgabe schwer. Das Potenzial für neue, innovative Lösungen ist gross.
Ein viel diskutierter Punkt ist die Demokratisierung der Softwareentwicklung mittels Low- und No-Code. Hier müssen insbesondere Softwareentwickler darauf achten, dass sie die Bedürfnisse der Kundschaft präzise abfragen und entsprechende Lösungen anbieten.
Nachhaltiger Digitalisierungsschub?
Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Noch immer arbeiten viele Menschen im Homeoffice und wollen von da gar nicht mehr zurück. Wer als Arbeitgeber attraktiv bleiben will, muss hier "aufrüsten". Arbeiten von unterwegs – Mobilität und Flexibilität verlangen Lösungen für die Zusammenarbeit. Hier setzen viele Unternehmen noch wenig zielführend auf Insellösungen. Ein interessanter Zielmarkt für Anbieter mit mobilen, integrierten Systemen.
Weitere "Low hanging fruits" sind die Digitalisierung beziehungsweise Automatisierung des Posteingangs und von Buchhaltungsprozessen. Letztere haben in den vergangenen Jahren nicht nur zu neuen Systemanbietern und Lösungen geführt, sondern immer mehr auch zu spezialisierten Dienstleistern.
Nicht wenige Unternehmen haben während der Krise festgestellt, dass sie keine E-Commerce-Strategie haben – und wurden eiskalt erwischt. Schnell einen Webshop einzurichten, ist kein Problem. Doch um im E-Commerce erfolgreich zu sein, braucht es eine klare Strategie. Hier eröffnen sich neue Möglichkeiten für Softwareanbieter und Consultants.
Fazit: Grosses Potenzial, aber …
Das Potenzial der Digitalisierung ist gross. Doch während die Marketingabteilungen der Systemanbieter laufend neue Buzzwords kreieren, arbeiten viele Anwender noch ganz bodenständig mit Word und Excel. Hier liegt auch ohne Megatrends wie KI und IoT noch viel drin für IT-Anbieter. Vorausgesetzt, man orientiert sich an den realen Möglichkeiten und Bedürfnisse von KMUs.