Michael Dudli von Xelon im Podium

Wie sich lokale RZ-Betreiber behaupten können

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von Coen Kaat

Gemäss einer Studie des Bundesamts für Energie verbrauchen die Schweizer Rechenzentren jährlich 2100 Gigawattstunden. Also etwa so viel wie 450'000 Haushalte zusammen. Wie nachhaltig der Schweizer RZ-Markt ist, sagt Michael Dudli, CEO von Xelon.

MIchael Dudli, CEO, Xelon. (Source: zVg)
MIchael Dudli, CEO, Xelon. (Source: zVg)

Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im ­Geschäft zu sein?

Michael Dudli: Für uns sind in erster Linie Standort sowie Sicherheitsstandards entscheidend. Unsere Infrastruktur befindet sich in ISO-zertifizierten Rechenzentren in der Schweiz. Ausser Datenschutz und Security-Massnahmen spielen auch Energieeffizienz und Innovations­fähigkeit eine Rolle.

 

Algenfarmen, Abwärmenutzung, Energieeffizienz: Wie wichtig sind solche Ansätze für nachhaltige Rechenzentren und wie verbreitet sind sie in der Schweiz?

Wir unterstützen die Bemühungen, die Energieeffizienz von Rechenzentren zu erhöhen und somit zum Umwelt- und Klimaschutz beizutragen. Der Energiebedarf der Green-Datacenter in Lupfig, in denen ein Teil unserer Infrastruktur steht, wird beispielsweise zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt. Wir verfolgen die neuesten Entwicklungen in diesem Gebiet mit grossem Interesse. Gerade Schweizer Datacenter­betreiber sind sich der Verantwortung durchaus bewusst und investieren in diese Richtung.

 

Gemäss einer aktuellen CBRE-Studie hat die Schweiz die zweithöchste Rechenzentrumsdichte in Europa. Wie viel Wachstum ist in diesem Markt noch möglich?

Sei es aus Kostengründen, Effizienzgedanken, zeitlichen und personellen Ressourcen oder dem Wunsch nach mehr Skalierbarkeit und Flexibilität: Die Cloud ist auf dem Vormarsch. In Zukunft dürften weniger Firmen ihre Racks in einem Rechenzentrum mieten und stattdessen Cloud-Services beziehen. Mit der Cloud findet wiederum exponentielles Datenwachstum statt, wodurch künftig mehr Rechenzentrumplatz durch Cloud-Anbieter belegt werden wird.

 

Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, ­Integratoren, Systemhäuser?

In den meisten Fällen ist es nicht mehr zeitgemäss, dass Endkunden ihre IT-Infrastruktur selbst betreiben, und vielen Resellern fehlt es an zeitlichen oder personellen Ressourcen, um eine eigene Cloud-Infrastruktur aufzubauen und diese selbst zu hosten. Daher beziehen immer mehr Fachhändler, Integratoren und Systemhäuser Cloud-Services von einem zuverlässigen Provider. Damit können sie ihr Portfolio ohne Initialinvestitionen erweitern. Sie haben die Möglichkeit, die IT-Umgebungen ihrer Kunden per Mausklick anzupassen und können rasch auf Veränderungen reagieren. Ein grosser Teil des RZ-Geschäfts verlagert sich somit ebenfalls in die Cloud und wird "software-defined", woraus sich viele neue Geschäftsfelder und Möglichkeiten ergeben.

 

Wie können sich lokale RZ-Betreiber gegen die grossen, internationalen Anbieter behaupten?

Wir hören immer wieder von IT-Dienstleistern, SaaS-Providern und Entwicklern, dass massgeschneiderte Lösungen gefragt sind. Schweizer Anbieter kennen die hiesigen Bedürfnisse, sprechen die Sprache ihrer Kunden und verstehen die Entwicklungen im Schweizer Markt. Viele Kunden schätzen zudem den persönlichen Austausch. Auch beim Thema Datenschutz ist Swissness ein Qualitätsmerkmal. In Zeiten von Datenlecks und Datenklau möchten wohl die meisten Unternehmen wissen, wo ihre Daten gespeichert werden. In den USA - wo der Grossteil der Hyperscaler ihren Hauptsitz hat - darf mittels Patriot Act ohne richterliche Kontrolle auf Daten zugegriffen werden. In der Schweiz hingegen ist dies nicht erlaubt.

 

 

 

Die Antworten der weiteren Teilnehmer des Podiums:

  • Walter Kasal, NTT: "Es reicht nicht mehr, nur Fläche, Energie, Kühlung und physische Sicherheit anzubieten."

  • Thomas Kreser, Interxion: "Die aktuell stattfindende digitale Transformation bietet viele Chancen."

  • Roger Semprini, Equinix: "Idealerweise sollte ein RZ-Anbieter ein sogenanntes Campus-Modell anbieten."

  • Patrick Stutz, Mount10: "Nicht die RZ-Fläche ist entscheidend, sondern wie viel Kühl- oder Stromleistung pro Quadratmeter zur Verfügung steht."

  • Roger Süess, Green: "Nachhaltige Ansätze sind absolut entscheidend!"

  • Mark Thommen, Netrics: "Jedes Kilowatt an Systemleistung in einem Datacenter mit schlechtem PUE-Wert kostet den Kunden Geld ohne Gegenwert."

  • Ralph Urech, Data11: "Langfristige Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit bleiben jedoch die drei wichtigsten Eckpfeiler."

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