GfK sieht einen Silberstreifen am Horizont
GfK Switzerland hat zur 8. GfK-Handelstagung nach Zürich geladen und die Trends im Schweizer Detailhandel beleuchtet. Am Branchenevent zeigte der Marktforscher die Charts im Handel und gab sich zuversichtlich für Wachstum in der Branche.
Am Dienstag hat GfK Switzerland zur 8. GfK-Handelstagung geladen, die das erste Mal im Hotel Marriott in Zürich stattfand. Sandra Wöhlert, Commercial Director von GfK Switzerland, sprach am Branchenevent vor rund 200 Teilnehmern von guten Voraussetzungen für den Handel, der Schweizer Detailhandel sei zuletzt gewachsen.
Sandra Wöhlert, Commercial Director von GfK Switzerland. (Source: Netzmedien)
Konkreter war Michel Rahm, Senior Key Account Manager von GfK Switzerland, der nach der Pensionierung von "Mr. Detailhandel" Thomas Hochreutener erstmals die Zahlen aus der 29. Ausgabe der Dokumentation "Detailhandel Schweiz" präsentierte. Die "Detailhandelsbibel" gibt es übrigens neu auch in digitalisierter Form und lässt sich im GfK-Webshop bestellen.
Stagnation nach jahrelangem Rückgang
Michel Rahm sagte, er sehe erste Anzeichen für eine Stabilisierung im Schweizer Detailhandel. Im vergangenen Jahr seien die Umsätze mit einem Rückgang um 0,1 Milliarden Franken stagnierend gewesen, damit habe sich der Abwärtstrend im Detailhandel erstmals seit 2014 klar abgeschwächt. Zudem habe der Markt nach einem Rückgang im ersten Quartal 2019 um 0,5 Prozent im Monat Mai wieder um 1 Prozent zulegen können.
Rahm erwähnte auch die positiven Signale bei den Rahmenbedingungen. Das Bruttoinlandsprodukt nehme wie auch das Bevölkerungswachstum zu, während die Arbeitslosenquote abnehme. Zuversicht im Handel gebe auch die Tatsache, dass in der Schweizer Bevölkerung drei Mal mehr flüssige Mittel für Konsumzwecke zur Verfügung stünden als im europäischen Durchschnitt.
Michel Rahm, Senior Key Account Manager von GfK Switzerland. (Source: Netzmedien)
Die Liste mit den Top 10 der Schweizer Detailhändler sei im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Ausser Fust konnten alle zulegen. Das grösste Umsatzwachstum hätten aber die Discounter Denner, Aldi Suisse und Lidl verzeichnet. So sei das Bild wie in den 2 Jahren zuvor dasselbe: Gewinner sind die Discounter und die Onlinehändler.
Rahm zählte die fortschreitende Internationalisierung zu den grössten Herausforderungen im Schweizer Detailhandel. Bemerkenswert sei deshalb, dass sieben Schweizer Unternehmen in den Top 10 vertreten sind. Eine weitere grosse Herausforderung für den Handel sei die anhaltende Digitalisierung. Die Volumina im Netz würden weiterhin zulasten des stationären Handels wachsen. Entscheidend seien deshalb die erfolgreiche Verknüpfung von On- und Offline und eine effiziente Logistik.
Top 10 im Schweizer Detailhandel (aus Konsumentensicht, also Migros, Coop etc. ohne Tochterunternehmen). (Source: Netzmedien)
Top 20 im Schweizer Detailhandel. (Source: Netzmedien)
Rahm nannte ausser Herausforderungen auch Chancen für den Handel. So könne der stationäre Handel davon profitieren, dass das Shopping zum Erlebnis werde. Vereinzelt seien bereits neue Ansätze in der Warenpräsentation sichtbar. Ausserdem beobachte er spannende Omnichannel-Konzepte. Der technologische Wandel biete dem Detailhandel komplett neue Wege, mit den Konsumenten zu interagieren und ihnen den Einkauf zu vereinfachen.
Der absolut übergreifende Kundentrend sei Convenience. Aufgrund des Wachstums habe GfK erstmals auch den Convenience-Markt mit Tankstellen-Shops, Kiosks und ähnlichen Formaten untersucht, der mittlerweile etwa 9 Milliarden Franken umsetzt. Als weiteren Trend nannte Rahm neue internationale Feiertage in der Schweiz wie der Single’s Day, nachdem sich der Black Friday bereits etabliert hat. Dies obwohl drei Viertel der Teilnehmer der Handelstagung an einer Kurzumfrage sagten, dass sie sich nicht am Single’s Day beteiligen wollen.
Handelstagung mit mehr Praxisbeispielen
Die Handelstagung fand dieses Jahr mit einem neuen Konzept statt. Vorträge gab es fast keine mehr, dafür Praxisbeispiele. So zeigte etwa Markus Haller, Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung von Bild + Ton, aktuelle Medientechniken für den POS. Paul Holaschke, Leiter Marketing und Kommunikation von Möbel Pfister, sprach über die Digitalisierung im über hundertjährigen Möbelhaus. So habe Möbel Pfister Assistent-Terminals eingerichtet, die Mitarbeiter über ihre Smartwatch informieren, wenn ein Kunde eine Beratung wünscht. Ausserdem plane Möbel Pfister noch in diesem Jahr, dass Kunden Fotos von ihrer Wohnung auf die Webseite hochladen können, woraufhin eine künstliche Intelligenz Produktvorschläge macht.
Eine weitere sogenannte Expert Session leitete Solis-CEO Thomas Nauer, der über Billig-Haartrockner zum Preis von 7 US-Dollar bei chinesischen Onlinehändlern sprach. Zu viele Produkte würden heutzutage produziert, die zwar günstig seien, aber ihre Funktion nicht erfüllten. Solis werde seine Haartrockner hingegen weiterhin in Mendrisio produzieren und könne sich deshalb mit Schweizer Qualität von der Konkurrenz abgrenzen.
Solis-CEO Thomas Nauer sprach über die Swiss Quality im Unternehmen. (Source: Netzmedien)