Streit um Mobilfunk

5G-Ausbau: Swisscom gibt Gas, Verein äussert Bedenken

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Swisscom will bis Ende 2019 beinahe die gesamte Schweiz mit 5G abdecken. Der Verein 5G Moratorium hingegen fordert die Offenlegung der Netzplanung und der Folgen der 5G-Einführung und hat nun ein Faktenblatt zum neuen Mobilfunkstandard veröffentlicht.

(Source: NatalyaBurova / iStock.com)
(Source: NatalyaBurova / iStock.com)

Swisscom will nach eigenen Angaben bis Ende dieses Jahres 90 Prozent der Schweiz mit 5G abdecken. Doch dabei begegnet der Telko einigen Stolpersteinen. "Wir sind eigentlich auf Kurs. Aber durch die angekündigten Moratorien tun wir uns im Moment sehr schwer mit der Standortsuche für Antennen", sagte Swisscom-Chef Urs Schäppi gemäss "Handelszeitung" im Interview mit der "NZZ am Sonntag".

Bereits über 100 Antennen in 58 Ortschaften soll die Swisscom installiert haben. Bedenken aufgrund der oft angeprangerten 5G-Strahlung habe Schäppi keine: "Es gibt Tausende von Studien dazu, und keine zeigt eine wissenschaftliche Evidenz, dass Mobilfunk bei der Einhaltung der Grenzwerte schädlich ist." Der Swisscom-Chef beklage, dass Leute wegen Faschinformationen den 5G-Ausbau behinderten.

So jagten Vandalen im waadtländischen Denens eine Swisscom-Mobilfunkantenne in die Luft. Es handelte sich dabei jedoch nicht um eine 5G-Antenne. Ausserdem wurde ein Auto des Telkos demoliert und mit der Aufschrift "5G? Resistance!!!" versehen (Erfahren Sie hier mehr dazu). Solche Vorfälle habe es bereits bei der Einführung von 3G gegeben, sagte Schäppi gemäss „Handelszeitung“. Dabei handle es sich um Einzelfälle. "Aber wir nehmen die Vorfälle äusserst ernst. Sie sind absolut inakzeptabel."

Verein äussert Bedenken

Mehr Bedenken um die gesundheitlichen Auswirkungen von 5G gibt es von Seiten des Vereins 5G-Moratorium. Der Verein veröffentlichte nun ein "Faktenblatt zum Endausbau 5G". Die Angaben auf dem Faktenblatt stützen sich auf Angaben des Antennen-Herstellers Ericsson, Erfahrungen von Funktechnikern und Aussagen vonseiten des Bundesamts für Kommunikation (Bakom).

Laut dem Verein würde die Strahlenbelastung durch die Anzahl neuer Mobilfunkantennen als auch durch die viel grösseren Sendeleistungen zunehmen. Heute hätten 4G-Antennen eine Sendeleistung von rund 2‘000 Watt Effective Radiated Power (ERP) oder mehr. Die neuen 5G-Antennen hätten nach Angabe des Herstellers Ericsson eine Sendeleistung von 31‘650 Watt ERP bei Datenübertragung in eine Richtung und 7‘840 Watt ERP bei Datenübertragung in mehrere Richtungen. Wasserhaltige Körper würden, wie in einer Mikrowelle, durch elektromagnetische Wellen erwärmt.

Damit der Mensch nicht zu stark erwärmt werde, schreibe die Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV) Grenzwerte vor. Demnach dürfe sich der Mensch an einem Ort mit einer Strahlungsstärke (Feldstärke) von 5 Volt pro Meter (V/m) bis 61 V/m nur kurzzeitig aufhalten. An Orten mit weniger als 5 V/m dürfe sich der Mensch dauerhaft aufhalten.

40 offene Mikrowellen

Bei maximaler Strahlungsleistung von 31‘650 Watt ERP (was 40 Mikrowellen-Öfen mit offener Tür entspräche) dürfe sich der Mensch erst im Abstand von 250 Metern von der Antenne dauerhaft aufhalten. Bei der Strahlungsleistung von 7‘840 Watt ERP dürfe er sich im Abstand von 125 Metern dauerhaft aufhalten.

Hinsichtlich der gesundheitlichen Risiken von 5G nennt der Verein 5G Moratorium folgendes Zitat aus dem "Infoblatt an die Kantone; Mobilfunk und Strahlung: Aufbau der 5G-Netze in der Schweiz vom 17. April 2019:" "Nach wissenschaftlichen Kriterien ausreichend nachgewiesen ist eine Beeinflussung der Hirnströme. Begrenzte Evidenz besteht für eine Beeinflussung der Durchblutung des Gehirns, für eine Beeinträchtigung der Spermienqualität, für eine Destabilisierung der Erbinformation sowie für Auswirkungen auf die Expression von Genen, den programmierten Zelltod und oxidativen Zellstress."

Dabei lässt der Verein jedoch den relativierenden anschliessenden Satz aus dem Schreiben weg: "Ob damit Gesundheitsfolgen verbunden sind, RRB-Nr. 382/2019 - 3/6 - 28. Mai 2019 ist nicht bekannt, ebenso wenig ob es bezüglich der Intensität und Dauer der Strahlung Schwellenwerte gibt."

Der Verein 5G Moratorium fordert "Bevor überhaupt nur über eine einzige weitere Antenne entschieden werden kann, müssen die Netzplanung und die gesamten Folgen der Einführung des 5G-Netzes in der Schweiz offengelegt werden."

Webcode
DPF8_142572