Wie Unternehmen den Sprung in die neue SAP-Welt schaffen
Ab dem Jahr 2025 bietet SAP Support nur noch für seine In-memory-Datenbank S/4 Hana an. An einem Event in Zürich zeigten Hersteller und Dienstleister, was Unternehmen beim Umstieg auf Hana on Azure beachten sollten. Es braucht neue Skills, Linux, Cloud-Readiness und eine gute Planung.
Der Termin ist bekannt, die Aufgabe auch. Ab dem Jahr 2025 wird der deutsche Softwarehersteller SAP keine Mainstream-Maintenance und Unterstützung für seine bisherigen ERP-Lösungen mehr anbieten. Oracle, DB2 und MS SQL Server werden dann nicht länger betreut. Stattdessen steht Support dann nur noch für die neuste Datenbankgeneration S/4 Hana zur Verfügung. SAP-Kunden sind damit vor eine Herausforderung gestellt. Sie müssen ihr ERP auf das Linux-basierte S/4 Hana - on-premise oder als Cloud-Lösung - migrieren.
Wie dies gelingen kann, demonstrierten SAP, Suse, Adfinis SyGroup, ITPC und Dell EMC gestern an einer Info-Veranstaltung im Microsoft "Pop-up-House" in Zürich. Die Riege der teilnehmenden Firmen zeigte: Das Thema S/4-Hana-Migration ist technisch anspruchsvoll, vielschichtig und sollte aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Die Seite des Herstellers stellte zum Auftakt Rolf Schatzmann, Head of Demand Management bei SAP Schweiz vor. Er gab einen Überblick über die Entstehung von S/4 Hana und versprach, dass der Wechsel für die Kunden viele Vorteile bringe.
Rolf Schatzmann von SAP Schweiz stellte Features und Entwicklung von Hana vor. (Source: Netzmedien)
Mit dem neuen ERP-System liessen sich Prozesse im Unternehmen automatisieren, Echtzeit-Analysen durchführen, neue Möglichkeiten der Datenverarbeitung nutzen und bessere Entscheidungen treffen. Der Umstieg sei deshalb nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance, sagte Schatzmann. Weltweit hätten bislang 2200 SAP-Kunden S/4 Hana live im Einsatz. In der Schweiz seien es Ende 2018 knapp 70 gewesen. Eine noch relativ kleine Zahl, wie Schatzmann sagte.
S/4 Hana ist in verschiedenen Versionen erhältlich. (Source: SAP)
S/4 Hana bringt ein neues Datenmodell mit. Hier der Vergleich mit SAP ECC. (Source: SAP)
Wie Linux und Microsoft zusammenpassen
S/4 Hana läuft auf Linux. Als einer der Hersteller von Business-Distributionen des Open-Source-Betriebssystems war Friedrich Krey, Head of SAP Alliance and Partners EMEA Central bei Suse, in Zürich zu Gast. Die Partnerschaft zwischen Suse und SAP ist laut Krey sehr eng. Die In-memory-Datenbank Hana werde auf Linux entwickelt, die meisten SAP-Linux-Kunden seien auch Suse-Kunden.
Aufbau des Hana-Stacks auf Basis von SLES. (Source: Suse)
Der dabei zum Einsatz kommende Suse Linux Enterprise Server (SLES) sei für die Zukunft mit Blockchain, künstlicher Intelligenz, DevOps und Container-Umgebungen gerüstet, sagte Krey. Den Fokus lege der Hersteller dabei auf Zuverlässigkeit, Wiederherstellung im Fall eines Ausfalls und Support.
Friedrich Krey: "Container sind die Zukunft." (Source: Netzmedien)
S/4 Hana steht für verschiedene Cloud-Plattformen zur Verfügung, eine davon ist Microsofts Azure. Stefano Mallè, CTO von Microsoft Schweiz, zeigte die verschiedenen SAP-Cloud-Lösungen, die das US-Unternehmen anbietet, und warb für deren Vorteile. Unternehmen empfahl er, nur so viel Rechenleistung zu beziehen, wie sie für ihren Betrieb wirklich benötigen, regulatorische Vorgaben zu beachten und beim Umstieg den Schnittstellen zu anderen Systemen besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Konkurrenten und Partner zugleich: Stefano Mallè zeigte, wie SAP-Systeme auf Microsoft Azure laufen. (Source: Netzmedien)
Dienstleister helfen beim Umstieg
Der Aufwand für die Migration auf S/4 Hana sei nicht zu unterschätzen. Zentrale IT-Systeme des Unternehmens müssen im laufenden Betrieb umgestellt werden, es braucht neue Skills, neue Hardware, ein neues Betriebssystem und eine gute Planung, wie Nicolas Christener, CEO von Adfinis SyGroup, in seinem Referat sagte. Zusammen mit ITPC gründete Adfinis SyGroup das Joint-Venture "Solhana" (Solutions for Hana). Solhana soll Unternehmen dabei unterstützen, den Umstieg zu schaffen.
Nicolas Christener zeigte, worauf Unternehmen beim Umstieg auf S/4 Hana achten sollten. (Source: Netzmedien)
SAP setzt zunehmend auf ERP aus der Cloud. (Source: Adfinis SyGroup)
Die Migration auf S/4 Hana stellt Unternehmen einige Hausaufgaben. (Source: Adfinis SyGroup)
Adfinis SyGroup bringe seine Erfahrung in der Linux-Welt mit in die Partnerschaft, ITPC steuert die Kompetenzen als SAP-Technologieberater bei, wie ITPC-CEO Vincenzo Boesch sagte. Zusammen schnürten die beiden IT-Dienstleister ein Paket, das von einem Assessment der nötigen Massnahmen auf technischer und funktioneller Ebene über die eigentliche Migration der Workloads auf S/4 Hana bis hin zum Betrieb und Support der neuen ERP-Landschaft reicht. ITPC biete zudem verschiedene Cloud-Services für SAP-Systeme auf Azure an - von der Archivierung von Teilsystemen bis hin zum kompletten Betrieb in der Cloud.
Vincenzo Boesch berät Unternehmen beim Einsatz von SAP-Lösungen in der Cloud. (Source: Netzmedien)
Stephan Müller von Dell EMC beleuchtete zum Abschluss des Events noch die Hardware-Seite des Themas. Er stellte für S/4 Hana und Azure vorkonfigurierte Hyper-Converged-Systeme namens "VxRail" vor, die Storage, Rechenleistung und Netzwerktechnik in einem Paket mitbringen. "Sie müssen sich nicht darum kümmern, was da eigentlich drin ist", versprach Müller. Als Start-Grösse empfahl Müller die Anschaffung von drei Nodes, die sich anschliessend auf bis zu 64 Stück pro Cluster skalieren liessen.
SAP lässt sich in verschiedenen Abstufungen auf Azure betreiben. (Source: ITPC)