"Probleme im IT-Betrieb dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden."
Mit rund 68 000 Mitarbeitern an etwa 315 Standorten in 50 Ländern gehört Swissport zu den grössten Servicegesellschaften im Aviatik-Bereich. Christoph Kleinsorg, CIO von Swissport, spricht über die Arbeit mit IT-Dienstleistern und die Anforderungen, die an sie gestellt werden. Dabei beleuchtet er auch ihre Dos und Don’ts.
Was beinhaltet Ihre tägliche Arbeit und wo kommen Sie mit IT-Dienstleistern in Berührung?
Christoph Kleinsorg: Im Mittelpunkt meiner täglichen Arbeit steht derzeit unsere weltweite IT-Transformation, mit der ich mich in vielen Gesprächen mit meinen Mitarbeitern befasse. Auch unsere IT-Dienstleister sind selbstverständlich eng eingebunden. Dieser Dialog ist mir sehr wichtig, besonders, wenn etwas nicht planmässig läuft.
Welches sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?
Die wichtigsten Eigenschaften sind Zuverlässigkeit, Qualität, funktionierende Innovation – und das alles natürlich zu einem wettbewerbsfähigen Preis.
Was sollten (potenzielle) IT-Partner tunlichst vermeiden?
Versprechungen machen, die sie nicht einhalten können. Probleme im IT-Betrieb beziehungsweise in Projekten dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden. Wir brauchen Partner, die auch in solchen Situationen transparent sind und klare Vorschläge zur Verbesserung aufzeigen.
Wie kaufen Sie IT-Hardware und -Software beziehungsweise komplette Lösungen ein? Direkt beim Hersteller oder bei einem Händler?
Als ein weltweit agierendes Unternehmen mit über 68 000 Mitarbeitern an 300 Standorten in 50 Ländern kaufen wir meist direkt beim Hersteller ein, um Mengenvorteile zu nutzen.
Welche Bereiche Ihrer Unternehmens-IT haben Sie ausgelagert?
Gemeinsam mit Tata Consultancy Services zentralisieren wir gerade den lokalen IT-Betrieb in über 50 Ländern und lagern diesen in zwei Rechenzentren aus. Diese Migration betrifft über 20 000 Anwender, rund 800 Applikationen und über 40 Serverräume. Parallel dazu hat TCS für uns ein dediziertes Helpdesk in Budapest eingerichtet, das rund um die Uhr für uns erreichbar ist. Vorab bewerteten wir eine Vielzahl von Kriterien: Welche Kostenvorteile gibt es, welche Prozesse lagern wir aus, welche bearbeiten wir selbst, welche Fähigkeiten des IT-Dienstleisters können wir nutzen? Wichtig sind detaillierte Verträge, die Transparenz für beide Seiten schaffen. Bei Swissport unterstützen uns dabei unsere Vertragsspezialisten im IT-Einkauf.
Welche Bereiche würden Sie nie auslagern?
Als weltweit führendes Unternehmen für Ground Services in der Aviation-Industrie sind unsere effizienten Prozesse ein zentrales Kriterium, mit dem wir uns erfolgreich von unseren Wettbewerbern abgrenzen. Dieses Know-how muss im Unternehmen bleiben und auch dort weiterentwickelt werden.
Was werden in der nächsten Zeit die grössten technischen Herausforderungen im Bereich IT für Sie sein?
Unsere weltweite IT-Transformation ist derzeit die grösste Herausforderung, da sie die Operations unserer Airline-Kunden nicht beeinträchtigen darf. Darüber hinaus bereiten wir uns auf die Migration auf Windows 10 vor, durch die wir einen weltweit einheitlichen "Electronic Workplace" für unsere Mitarbeiter schaffen. Im Fokus ist auch das Thema Datenmanagement, bei dem wir eine über viele Jahre gewachsene dezentrale Struktur in ein neues, zentrales Modell überführen. Das Ziel ist ein "Enterprise Data Model", mit dem wir als Serviceprovider für alle Unternehmensbereiche weltweit die für sie jeweils notwendigen Daten zentral zur Verfügung stellen.
Wie können IT-Dienstleister Sie dabei unterstützen?
Wir greifen bei den meisten Themen auch auf externe Dienstleister zurück, die wir über Ausschreibungen ermitteln.
Welche Rolle spielen Cloud, IoT, KI, Cybersecurity in Ihrer IT-Strategie?
Durch unsere Zusammenarbeit mit TCS und die weltweite Nutzung von Microsoft Office 365 sind wir bereits heute in der Cloud unterwegs. Auch das Thema IT-Security beschäftigt uns intensiv und hat bei Design und Betrieb unserer IT-Systeme einen sehr hohen Stellenwert. Themen wie IoT oder KI stecken bei uns noch in den Kinderschuhen, aber ich bin sicher, dass wir diese künftig stärker im Sinne unserer Kunden angehen werden.