Wie Pure Storage den Speichermarkt aufmischen will
Seit Anfang August leitet Markus Mattmann die Geschicke der Schweizer Niederlassung von Pure Storage. Im Interview spricht er über seine Pläne, den Channel und darüber, wann Pure Storage erstmals Gewinn schreiben will.
Wie verlief Ihr Einstieg als Geschäftsführer von Pure Storage Schweiz?
Markus Mattmann: Der Start verlief sehr gut. Ich kehrte kürzlich aus den USA zurück, wo ich den Hauptsitz des Unternehmens besucht hatte. Ich lernte das Management des Unternehmens kennen und erhielt einen Einblick in die Firmenkultur von Pure Storage. Der Besuch verschaffte mir einen guten Eindruck davon, was das Unternehmen auszeichnet.
Was sind die wichtigsten Aufgaben, die Ihnen bevorstehen?
Meine erste Aufgabe besteht darin, die Schweizer Ländergesellschaft von Pure Storage neu auszurichten. Wir richten unseren Fokus auf das Enterprise-Segment. Zu diesem Zweck werden wir unseren Channel ausbauen. So werden wir etwa Reseller stärker in unsere Vertriebsstrategie einbinden.
Bevor Sie zu Pure Storage kamen, war Ihre jetzige Stelle fast ein Jahr lang vakant.
In der Führung von Pure Storage Schweiz entstand tatsächlich ein Vakuum. Dies betraf auch unseren Channel. Deshalb werde ich mich kurzfristig darum bemühen, alles unter Kontrolle und Ruhe in die Firma zu bringen. Den Partnern werde ich aufzeigen, in welche Richtung wir uns bewegen. Auch unseren Kunden müssen wir wieder Sicherheit vermitteln. Sie müssen spüren, dass Pure der richtige Anbieter für die Zukunft ist.
Welche Ziele stehen auf Ihrer Agenda?
Ich will Pure Storage erfolgreich machen. Das Unternehmen setzte sich das Ziel, weiter zu wachsen. Ich bin überzeugt, dass wir dies erreichen können. Denn Pure Storage birgt ein enormes Marktpotenzial. Momentan belegen wir im weltweiten Speichermarkt gemäss IDC den sechsten Platz. Mittelfristig wollen wir in die Top Drei aufsteigen.
Was bedeutet diese Zielvorgabe für die Schweizer Niederlassung von Pure Storage?
Pure Storage Schweiz muss mit diesen Ambitionen Schritt halten. Aus diesem Grund bauten wir die Belegschaft hierzulande aus. Seit ich meine Stelle antrat, verdoppelten wir die Anzahl Mitarbeiter. Mit unserem neuen Team werden wir uns vom Start-up zu einer festen Grösse im Enterprise-Markt entwickeln. Im kommenden Geschäftsjahr wollen wir den Jahresumsatz von Pure Storage Schweiz verdoppeln. Dies wollen wir gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern erreichen.
Welche Rolle spielt der Channel für Pure Storage Schweiz?
Der Channel ist für uns sehr wichtig. Denn wir betreiben keinerlei Direktgeschäfte. Deswegen setzen wir zu 100 Prozent auf unsere Partner.
Was springt für Ihre Partner dabei heraus?
Wir unterstützen unsere Distributoren und Reseller wo immer möglich. Wir begleiten sie etwa bei Gesprächen mit ihren Kunden. Unsere Partner profitieren auch von unseren Ausbildungsprogrammen. Ausserdem kurbeln wir gegenseitig unser Geschäft an. Steht ein neues Grosskundenprojekt an, übernimmt in der ersten Phase zwar Pure Storage den Lead. Doch so schnell wie möglich holen wir unsere Distributoren und Reseller mit an Bord.
Suchen Sie neue Partner?
Nein, wir sind zurzeit nicht auf der Suche nach neuen Partnern. Pure Storage konnte ein sehr umfangreiches Netzwerk aufbauen. Dies zeigt auch, dass unsere Technologie im Markt auf grosses Interesse stösst.
Am vergangenen Freitag gab Pure Storage einen Wechsel an der Spitze bekannt. Welche Richtung wird das Unternehmen Ihrer Ansicht nach unter dem neuen CEO Charles Giancarlo einschlagen?
Meiner Meinung nach war die Entscheidung für den Wechsel goldrichtig. Der ehemalige CEO Scott Dietzen leistete zwar hervorragende Arbeit. Glücklicherweise bleibt er dem Unternehmen als Aufsichtsratsvorsitzender erhalten. Unter seiner Ägide erreichte das Unternehmen die Umsatzmarke von einer Milliarde US-Dollar. Doch CEO Giancarlo bringt neuen Schwung ins Unternehmen.
Inwiefern?
Ich bin überzeugt, dass er Pure Storage weiter bringt. Giancarlo gilt als erfahrener Manager, der bei Cisco über 30'000 Mitarbeiter führte. Seine Ernennung zum CEO sendete ein starkes Signal an den Markt. Es lautete: Wir begnügen uns nicht mit der Rolle des Nischenplayers, sondern wollen ganz vorne mitspielen. Als ein Multi-Milliarden-Unternehmen. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigten die jüngsten Geschäftsergebnisse. Im zweiten Geschäftsquartal verbuchte Pure Storage einen Umsatzzuwachs von fast 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Unter dem Strich schreibt die Firma aber nach wie vor Verluste. Pure Storage bilanzierte sein zweites Quartal mit einem Minus von über 60 Millionen US-Dollar. Warum?
Diese Entwicklung ist nicht dramatisch. Einerseits hält Pure Storage sehr viel Bargeld. Die liquiden Reserven des Unternehmens betragen mittlerweile rund 600 Millionen Dollar. Andererseits investiert Pure sehr viel Kapital in neue Technologien. Und in die Erweiterung von Märkten. Das alles kostet Geld. Deswegen schreiben wir momentan tatsächlich rote Zahlen. Das Management hat allerdings keinerlei Bedenken, dass die Verluste ein Problem darstellen. Der Geschäftsgang verläuft ganz nach Plan. Wir werden die Gewinnzone schon sehr bald erreichen.
Wann wird Pure erstmals Gewinn schreiben?
Spätestens Ende Februar, wenn das laufende Geschäftsjahr zu Ende geht, werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Gewinn verzeichnen können. Dies erwarten Analysten und Marktbeobachter aus Wall-Street-Kreisen bereits seit Längerem von uns.
Wie kann sich Pure Storage gegenüber den Mitbewerbern im Speichermarkt durchsetzen?
Pure Storage kann im Prinzip alles anbieten, was grosse Player wie etwa Dell EMC, Netapp oder Hitachi zu bieten haben. Wir verfolgen jedoch einen gänzlich anderen Ansatz als die klassischen Anbieter. Pure trat als erster Hersteller mit einer neuen Technologie am Markt an. Dies verschaffte uns einen Vorsprung von drei bis vier Jahren. Mit All-Flash treffen wir den Puls der Zeit. Denn Geschwindigkeit ist im Speichermarkt Trumpf. Hinzu kommt, dass wir unseren Kunden aufzeigen, wie sie Kosten sparen können.