Wie Acer neue Marktsegmente erschliessen will
Acer hat in New York seine Neuheiten gezeigt. Mit Gaming-Laptops, Convertibles und Ultrabooks will der Hersteller neue Märkte erschliessen. Acers Westeuropa-Chef Wilfried Thom gab einen Einblick in seine Strategie und sprach über die Vorzüge des Schweizer Marktes.
Journalisten aus aller Welt drängten ins New Yorker Imax-Theater, um die besten Plätze an Acers Pressekonferenz zu ergattern. Der Besucheransturm schien Wilfried Thom jedoch nicht aus der Ruhe zu bringen. Der Westeuropa-Chef von Acer wirkte gelassen, als er vor Beginn der Veranstaltung sein zweites Frühstück anging. Er nutzte die Gelegenheit zu kurzen Gesprächen mit den Besuchern und zeigte sich umgänglich. Er sei soeben vom Joggen im Central Park gekommen. "Das wollte ich schon immer mal machen", sagte er vergnügt.
Thom arbeitet bereits seit 1989 bei Acer. Der gelernte Diplom-Kaufmann begann als Produktmanager und stieg im Unternehmen auf. Im vergangenen Februar übernahm er den Posten des Vice President für die Region Westeuropa.
Strategie erfordert Bauchgefühl
"Die wichtigste Aufgabe für einen Vice President ist die strategische Ausrichtung der Länder", sagte Thom. Zu diesem Zweck müsse er viel beobachten, Marktzahlen studieren und prüfen, ob die richtigen Ressourcen an den richtigen Stellen zum Einsatz kommen.
Entscheidungen trifft Thom allerdings nicht nur aufgrund seines analytischen Blicks, wie er zu verstehen gab. "Ich brauche auch immer sehr viel Bauchgefühl", sagte er. Er lege grossen Wert darauf, Länder zu bereisen und mit Kunden zu sprechen. Auf diese Weise könne er Märkte und lokale Anforderungen besser verstehen.
Der Vorteil hoher Preise
Er habe die Schweiz kennengelernt, als er die Verantwortung für die DACH-Region übernommen habe, sagte Thom. Auf den hiesigen Markt angesprochen, kam er auf das Thema Preise zu sprechen. "In der Schweiz erzielen Anbieter wesentlich höhere Durchschnittspreise als in anderen europäischen Ländern." Dies funktioniert vor allem aufgrund der hohen Kaufkraft, wie Thom erklärte.
Die hohen Preise begünstigten Acers Geschäft in der Schweiz. Diesen Vorteil will der Hersteller weiter ausbauen. "Wir haben unsere Durchschnittspreise generell erhöht", sagte Thom. Um dies zu erreichen, habe die Firma wachsende Marktsegmente adressiert. Mit einer breiten Palette an Produkten und Dienstleistungen.
Neue Marktsegmente erschliessen
"Vor fünf Jahren zeichnete sich ab, dass der klassische Notebook-Bereich nicht mehr wächst", sagte Thom. Zu dieser Zeit habe Acer das Potenzial wachsender Marktsegmente erkannt. Dazu gehörten die Bereiche Gaming, Chromebooks, Convertibles und Ultrabooks. Das Unternehmen investierte gemäss Thom rechtzeitig in diese Segmente und ergänzte sein Portfolio schrittweise um neue Produkte.
Acers Gaming-Geräte, Detachables sowie Thin-and-Light-Laptops fänden auch in der Schweiz hohen Absatz. Auf besonderen Anklang stosse hierzulande ein weiteres Produkt: "Unsere All-in-One-Geräte sind in der Schweiz viel stärker vertreten als in anderen Ländern", sagte Thom. Auch in diesem Bereich habe das Unternehmen sein Sortiment erweitert, um die Nachfrage möglichst umfassend abzudecken.
Acer will jedoch mehr als nur Hersteller von Hardware sein. Als weiteren strategischen Pfeiler nannte Thom den Servicebereich des Unternehmens.
Service aus einer Hand
Kundendienste vom Support bis hin zu Reparaturen erbringt Acer aus einer Hand. Thom versteht dies als Alleinstellungsmerkmal: "Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern führen wir den Service selbst durch", sagte er. Vor Jahren habe das Unternehmen eigene Service-Center aufgebaut, als viele andere Hersteller bereits auf den Trend zum Outsourcing aufgesprungen seien.
Das Unternehmen betreibt momentan neun Reparaturzentren in Europa. Eines davon liegt in Dietikon. Dort bietet Acer auch Express-Reparaturen an. Der Service soll nicht nur schnell, sondern auch qualitativ hochwertig sein: "Wir können mit breiter Brust behaupten, dass wir den besten Service aller PC-Hersteller haben", sagte Thom.
Den kommerziellen Bereich ausbauen
Im Bereich Konsumelektronik läuft Acers Geschäft, wie Thom sagte. Das Unternehmen belege "seit Jahren eine solide dritte Position im Schweizer Consumer-Markt", sagte er. Auch im KMU-Geschäft sei das Unternehmen bereits in einigen Ländern gut aufgestellt. In diesem Segment sieht Thom allerdings noch viel Potenzial.
Acer will im B2B-Bereich wachsen. Zu diesem Zweck baut das Unternehmen sein Partnerprogramm aus. Auch in der Schweiz. Hierzulande will der Hersteller seine Synergy-Partner in den nächsten 18 Monaten verdoppeln. Liegt deren Zahl heute bei rund 150, soll sie bis Mitte 2018 auf mindestens 300 steigen, wie Thom sagte.
Das Unternehmensgeschäft von Acer auszubauen, sei ihm ein persönliches Anliegen. "Der kommerzielle Bereich liegt mir sehr am Herzen", sagte Thom.