Wie es Swico 2015 erging
Der ICT-Anbieterverband Swico hat gestern das Jahr 2015 Revue passieren lassen. Vieles lief gut. In den Geschäftszahlen klafft allerdings ein kleines Loch. Grund zur Sorge gibt es nicht.
Trotz Wind und strömendem Regen sind gestern rund 80 Swico-Mitglieder und Gäste ins Zürcher Kaufleuten an die Generalversammlung des ICT-Anbieterverbands gepilgert. Swico-Präsident Andreas Knöpfli und Geschäftsführer Jean-Marc Hensch blickten zurück auf das Jahr 2015.
"Swico ist im letzten Jahr politischer geworden", sagte Knöpfli. Das sei gut und wichtig. "Der Verband ist nicht da, um mit den Behörden zu kuscheln, sondern um für bessere Bedingungen zu kämpfen."
Swico ist unzufrieden mit neuer Verordnung zur Arbeitszeiterfassung
Das vergangene Jahr sei vor allem geprägt gewesen von dem "Hü und Hott" der Arbeitszeiterfassung, sagte Knöpfli. Er bezog sich auf die Revision des Arbeitsgesetzes. Die trat am 1. Januar dieses Jahres in Kraft.
Der Bundesrat passte die Arbeitszeiterfassung nach eigenen Angaben den Realitäten der heutigen Arbeitswelt an. Die neue Verordnung sieht zwei Varianten vor. Eine mit einem Gesamtarbeitsvertrag und eine ohne einen solchen.
Gemäss dem neuen Artikel 74a ARGV 1 ist es nun möglich, im Rahmen eines Gesamtarbeitsvertrages und mit schriftlicher Zustimmung des Arbeitnehmers auf die Arbeitszeiterfassung zu verzichten. Allerdings nur bei Arbeitnehmern, die mehr als 120'000 Franken pro Jahr verdienen.
Mit Artikel 73b ARGV 1 führte der Bundesrat eine stark vereinfachte Arbeitszeiterfassung für Arbeitnehmer mit einer "namhaften Arbeitszeitautonomie" ein. In diesem Fall muss nur die Gesamtdauer der täglichen Arbeit dokumentiert werden.
Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern können die vereinfachte Zeiterfassung auf Grundlage einer individuellen Vereinbarung mit dem jeweiligen Mitarbeiter einführen.
Swico fordert komplette Revision des Arbeitsgesetzes
Jean-Marc Hensch nannte die neue Verordnung einen "faulen Kompromiss", mit dem der Swico nicht leben könne.
Der Swico forderte im vergangenen Jahr deshalb als einer der ersten eine komplette Revision des Arbeitsgesetzes, wie Knöpfli sagte. "Das Gesetz ist aus den 1960er-Jahren und nicht mehr Zeitgemäss", sagte der Verbandspräsident.
Knöpfli übte zudem Kritik an den Quartalskontingenten für Fachkräfte aus dem Ausland. Die Kontingente seien zu schnell erschöpft. Es sei ein völlig falscher Ansatz. Bei diesen Fachkräften gehe es schliesslich nicht um Einwanderer. Es seien Kurzaufenthalter, die für einige Monate an einzelnen Projekten arbeiteten und dann die Schweiz wieder verliessen.
Kurzaufenthalter unter den Aspekten der Masseneinwanderungsinitiative zu behandeln, sei unangebracht und beschränke die Wirtschaft. "Wichtige ICT-Projekte können nicht oder nur verspätet umgesetzt werden", sagte Knöpfli.
Zu wenige ICT-Vertreter sitzen im Nationalrat
Hensch blickte im Anschluss auf die letzten Parlamentswahlen zurück. Es sei erfreulich, dass unter den Kandidaten so viele Vertreter der ICT-Branche gewesen seien. Schade sei natürlich, dass es nur wenige in den Nationalrat geschafft hätten.
"Wenn wir Bauern im Nationalrat suchen würden, würden wir die wie Sand am Meer finden", sagte Hensch. Aber der Swico sei nun mal kein Bauernverband. "ICT-Leute finden wir leider nur wenige."
Was passierte sonst? Der Verband akquirierte in den vergangenen zwölf Monaten 43 neue Mitglieder. Das sei erfreulich. Doch es könnten mehr sein, sagte Hensch. Viele kleine Firmen und Organisationen könnten von einer Mitgliedschaft profitieren. "Die Mitgliederakquisition geht weiter", sagte der Geschäftsführer.
2015 expandierte der Verband ausserdem offiziell in die Westschweiz. Die erste Aktion für den nationalen Auftritt sei die zweisprachige Website. Die Umsetzung sei aufwändig gewesen. Das Projekt ist weitgehend abgeschlossen, wie Hensch sagte.
Verband stockte Beteiligung am SIZ auf
Veränderungen gab es auch bei Swicos Beteiligung am Schweizerischen Informatik-Zertifikat, SIZ. Der Verband ist Gründungsaktionär. 2015 stockte der Swico seine Aktienanteile von einem Drittel auf 50 Prozent auf.
Das nächste grössere Projekt ist die Neuausschreibung der Recyclingverträge von Swico Recycling. Die Rohstoffpreise seien auf einem Niveau, auf dem man kein Geld mehr mit Rohstoffen verdienen könne, sagte Hensch. Die Ausschreibung sei deshalb ein aufwändiges Unterfangen.
22'000 Franken Verlust sind kein Problem
Damit leitete der Verbandsvorstand zu den statutarischen Traktanden über. Die anwesenden Mitglieder winkten sie anstandslos durch. Das galt für alle weiteren Punkte des Abends.
Swico-Jahresbericht 2015? Keine Einwände, einstimmig angenommen. Und das, obwohl der Verband im vergangenen Jahr 22'000 Franken Verlust machte.
Bei rund 3 Millionen Franken Umsatz ein vertretbares Minus, wie Verbandssprecherin Anna Keller auf Anfrage sagte. "Der Swico hat ein Vermögen von etwa 2 Millionen Franken. Damit decken wir den Verlust", sagte Keller am Telefon.
An der diesjährigen Generalversammlung stand die Wiederwahl des Vorstandes an. Elf der zwölf Mitglieder bestätigte die Versammlung einstimmig im Amt. Mitglied Nummer zwölf, Marco Dotarelli, schied auf eigenen Wunsch aus, da er sich mit seinem Abgang bei Equinix im Oktober 2015 auch aus der Branche verabschiedet hatte.
Barbara Josef löst Marco Dotarelli im Swico-Vorstand ab
Dotarelli nahm an der Generalversammlung nicht teil. Knöpfli dankte ihm dennoch für seine Arbeit als Vorstand.
Der zwölfte Platz im Vorstand sollte nicht vakant bleiben. Knöpfli schlug Barbara Josef vor. Sie eigne sich aufgrund ihrer Erfahrung bei Microsoft Schweiz und als Mitgründerin von 5to9 hervorragend.
Die anwesenden Mitglieder wählten sie einstimmig in den Vorstand.
Zum Abschluss der Generalversammlung führt Anita Zielina, Chefredaktorin Neue Produkte bei der NZZ, in die neue Welt der ältesten Zeitung der Schweiz. Sie sprach über die Herausforderungen des Journalismus und wie Technologie zu einem wichtigen Werkzeug für Medienunternehmen werde.