"Es braucht nicht einfach irgendeine Lösung"
Ergonomie & Technologie zeigt Unternehmen auf, was eine benutzerfreundliche IT-Lösung auszeichnet. Die Redaktion sprach mit dem Geschäftsführer Daniel Felix über seine Vermittlerrolle zwischen Auftraggeber und Entwickler.
In Zürich, nahe der Limmat, gibt es ein Unternehmen, das in Sachen IT nicht nach dem Was, sondern dem Wie fragt: Ergonomie & Technologie (E&T) befasst sich mit der Benutzerfreundlichkeit von IT-Lösungen. Dabei deckt das Unternehmen nach eigenen Angaben eine immense Bandbreite an Lösungen ab: von Websites über Software, Embedded Software und medizinische Geräte bis hin zu Consumer-Produkten. Es wagte sich aber auch schon an die Leserführung gedruckter Formulare und die Zugänglichkeit einer Bahnwagen-Küche heran.
"Die Haltung, der Mensch sei dumm, wenn er eine Software nicht anwenden kann, ist falsch", sagt Daniel Felix, Geschäftsführer von E&T. "Nur weil man viel Geld für eine Software ausgibt, muss diese noch lange nicht gut sein." E&T wolle darum die Bedürfnisse der Benutzer bereits bei der Entwicklung einer Lösung miteinbeziehen. Felix sieht sein Unternehmen auch als Vermittler zwischen dem Entwickler, dem Auftraggeber und dem Benutzer.
Bedürfnisse und Erwartungen abklären
E&T ging 2001 als Spin-off aus der ETH Zürich hervor. Vorläufer war die 1994 gegründete gleichnamige Arbeitsgruppe, deren Leitung der Biologe und Verhaltenswissenschaftler Felix 1998 übernahm. "Es war natürlich ein Vorteil, dass wir bereits lange vor der Firmengründung mit dem Namen im Markt präsent waren", sagt Felix. "So vermieden wir die Durststrecke, die normalerweise auf eine Gründung folgt." Er habe schnell festgestellt, dass ein Markt und ein Bedürfnis für seine Dienste vorhanden gewesen sei.
Felix und sein Team begleiten Projekte vom ersten Entwicklungsschritt bis zur Lancierung. Zu Beginn klären sie zunächst die Bedürfnisse und Erwartungen an ein Projekt. Was soll die Software leisten? Wer wird sie verwenden? Je mehr Entwickler darüber wissen, was das Produkt später leisten soll, desto besser wird auch das Endprodukt, wie Felix erklärt. "Idealerweise bauen wir die Lösung zunächst exemplarisch und ohne Backend auf", sagt er. Diese Prototypen können die Entwickler anschliessend bei ihrem Projekt als Spezifikationen oder Styleguide verwenden.
IT sei für die Benutzer heutzutage nichts Neues mehr. Sie hätten mittlerweile gelernt, wie gewisse Abläufe funktionieren. Eine benutzerfreundliche Software orientiere sich daher an diesen Erwartungen, betont Felix. So erkläre sich die Lösung von selbst und die Anwender müssten nicht nach den Funktionen suchen. Dies drücke sich in allen Aspekten einer Lösung aus: vom Aufbau der Informationsstruktur bis hin zum Sprachgebrauch.
Mit Alleinstellungsmerkmal punkten
E&T pflegt bei seiner Arbeit eine Sicht von aussen, wie Felix erklärt: "Wenn man Tag und Nacht in die Entwicklung einer Lösung involviert ist, verliert man die Objektivität." Die Bewegungsabläufe wirkten dann aus eigener Sicht komplett logisch und nachvollziehbar. Die potenziellen Nutzer könnten dies aber ganz anders sehen. Ein wichtiger Teil seiner Arbeit sei es deshalb, die Lösungen immer wieder mit Testpersonen zu prüfen. Dabei handelt es sich jeweils um Personen, welche die zu prüfende Lösung anschliessend auch verwenden müssen.
"Wir sind weder an der Kostenrechnung noch am Terminplan interessiert", ergänzt er. Das Ziel sei nicht die schnellste Entwicklung einer möglichst billigen Lösung, sondern ein solides Endprodukt, mit dem der potenzielle Anwender vernünftig arbeiten kann. "Es braucht nicht einfach nur irgendeine Lösung", sagt Felix. "Es braucht die richtige." Eben diese zu finden, sei ihre Aufgabe. Trotz dieser "Budget-Belastung" sieht Felix den Fokus auf Benutzerfreundlichkeit als einen Marktvorteil. Denn "technische Qualität kriegen auch andere hin", sagt er. Mit der User Experience als Alleinstellungsmerkmal könne ein Entwickler aber noch punkten.