"Da steckt richtige Elektronik dahinter"
Die VGA-Schnittstelle hält sich seit mittlerweile fast 30 Jahren auf dem Markt über Wasser. Trotz konkurrierenden Standards und gewissen Nachteilen ihnen gegenüber, hat die alte analoge Buchse noch immer ihren festen Platz. Wieso eigentlich? Adapterhersteller Lindy ging der Frage nach.
Seit 1987 verbinden VGA-Kabel Anzeigegeräte mit ihren Signalquellen. Der solide Stecker mit den zwei typischen Schrauben an der Seite hat sich fest in der IT-Szene verankert. Auch drei Jahrzehnte später ist der Anschluss noch immer als ein Quasi-Standard etabliert, wie Lindy in einer Mitteilung schreibt. Der Kabelhersteller fragt sich daher, weshalb dieser alternde Standard so schwer zu ersetzen ist. Ein Mangel an konkurrierenden Standards ist wohl kaum dafür verantwortlich.
In der TV-Branche gibt mittlerweile HDMI den Takt an, und im Computer-Bereich setzen viele Hersteller auf die Display-Port-Schnittstelle. Intel und AMD wollen seit Anfang des Jahres keine Produkte mehr mit VGA-Anschlüssen mehr ausliefern. Ferner mischt auch noch die DVI-Schnittstelle seit 16 Jahren im Markt für Videoübertragungen mit. Im Direktvergleich mit den anderen Standards kann VGA auch nicht überzeugen. Obwohl der Standard Auflösungen von 1080p und mehr unterstützt, führen Kabelbeschaffenheit und -länge schnell zu Qualitätseinbussen.
Ferner lassen sich etwa über HDMI-Kabel auch Audioinformationen und zusätzliche Signale mitschicken. Wer aber auf VGA setzt und zu seinem Bild den passenden Sound haben will, benötigt ein zusätzliches Kabel. Dasselbe gilt für Strom. Gemäss den Spezifikationen muss ein HDMI-Anschluss mindestens 55 Milliampere bei 5 Volt ausgeben. Viele Hersteller übertreffen gemäss Lindy aber diese Mindestanforderungen deutlich. Der Kabelhersteller spricht in seiner Mitteilung von HDMI-Buchsen, die bis zu 200 Milliampere abgeben.
VGA schlägt sich wacker
Doch trotz seiner Unzulänglichkeiten findet man heutzutage noch immer in jedem Fachhandel eine Auswahl an VGA-Kabeln. "Eigentlich hätte der DVI-Standard den VGA-Anschluss ersetzen sollen", sagt Rainer Bachmann, Leiter Produktmanagement bei Lindy, in einem Gespräch. "Der Markt sorgte allerdings dafür, dass nach wie vor diverse VGA-Geräte angeschlossen werden müssen."
Seine Hartnäckigkeit verdankt der VGA-Standard in erster Linie Beamern und ähnlichen Produkten. Diese Geräte werden im Vergleich etwa zu einem Desktop-Monitor viel seltener verwendet. Sie hängen im Konferenzraum unter der Decke und werden vergessen, wenn man sie nicht braucht. Folglich tauschen die Besitzer sie auch nur selten aus. Aufgrund der langen Lebensdauer sind diese Geräte noch immer auf dem Markt präsent, wie Bachmann sagt. Zudem sind in derartigen Konferenzräumen oft bereits Kabel verlegt. Diese auszutauschen würde deutlich mehr kosten, als einfach einen Beamer mit VGA-Eingang zu kaufen. So lässt sich auch erklären, dass die Blütezeit der Beamer während VGAs Herbstzeit stattfand. Denn "nicht jeder Hersteller liess sich sofort auf die neuen Lösungen ein", erläutert Bachmann. Viele hielten an dem alternden Standard fest.
Mehr als nur Geometrie
Somit bietet sich für einen Kabel- und Adapterhersteller wie Lindy eine gute Ausgangslage. Solange unterschiedliche Videostandards auf dem Markt vertreten sind, werden Benutzer auf Adapter angewiesen sein, die Signale von einem Standard in den nächsten wandeln können. Das VGA-Signal stellt den Konverter jedoch vor eine Herausforderung. Aufgrund seines Alters handelt es sich bei VGA noch um ein analoges Signal – HDMI hingegen ist bereits digital. Will man ein analoges Signal auf ein anderes analoges Signal umlenken, ist das eine Frage der Geometrie. "Da steckt richtige Elektronik dahinter, die natürlich bezahlt werden muss", sagt Bachmann.
Das Signal muss dabei von unterschiedlichen Pins auf andere Pins gelenkt werden. Will man die Kluft zwischen Analog und Digital überspringen, ist Rechenleistung vom Konverter gefragt. In jedem VGA-zu-HDMI-Wandler steckt eine aktive Elektronik. Ein entsprechender Mikroprozessor tastet die eingehenden VGA-Signale ab und generiert daraus ein neues digitales Signal. Den Strom bezieht der Prozessor direkt über die HDMI-Buchse. Dank der Hersteller, deren HDMI-Schnittstellen mehr als die Mindestanforderungen erfüllen, genügt diese Stromzufuhr in der Regel. Alternativ bieten Adapterhersteller wie Lindy auch Wandler mit einer externen Stromversorgung an.
Hollywood funkt dazwischen
Einen Qualitätsverlust brauche der Nutzer nicht zu fürchten. "Probleme treten eher dann auf, wenn das digitale Videomaterial HDCP-geschützt ist", sagt Bachmann. Die Abkürzung steht für High-bandwidth Digital Content Protection und bezeichnet ein Verschlüsselungssystem für geschützte Inhalte, wie etwa Hollywood-Filme. Die Filmstudios schreiben einen Kopierschutz vor. Für die analogen Standards würden aber keine derartigen Systeme bestehen.
Die Preise auf dem Markt für solche Analog-Digital-Wandler verteilen sich gemäss dem Experten über ein breites Spektrum. Entsprechend unterscheide sich auch die Qualität der Produkte. Lindy setzt nach eigenen Angaben bei seinem Sortiment nur auf Konverter mit integrierten Mikroprozessoren. Rein mechanische Adapter biete der Hersteller nicht an.