Markt - Event

CES 2011: IT trifft Consumer Electronics

Uhr | Updated
von Robert Weiss

Kein Hellseher muss sein, wer für dieses Jahr eine Prognose zur Entwicklung des Tablet-Marktes abgeben will. An der Consumer Electronics Show in Las Vegas bot die Computerindustrie ein Feuerwerk an neuen Geräten. Welches Tablet das Zeug zum iPad-Killer hat, wird sich aber erst weisen.

Die Consumer Electronic Show CES in Las Vegas ist nicht mehr nur Leitmesse der internationalen Unterhaltungselektronikindustrie. Füllten früher fast ausschliesslich Consumer Electronics Unternehmen die Messehallen, sind es heute gerade die IT-Unternehmen wie Microsoft, HP, Acer oder Intel, die an der CES einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Präsenz der IT-Giganten an einer Consumer Electronics Show ist ein gewichtiges Indiz dafür, dass sich IT, Telekom und Consumer Electronics immer weniger klar voneinander abgrenzen lassen.

Branche erwartet zweistelliges Umsatzplus

Das internationale Interesse an der diesjährigen CES, die vom 6. bis 9. Januar über die Bühne ging, war gross. Über 30´000 der insgesamt über 140´000 Besucher kamen aus Ländern ausserhalb der USA und bewunderten bei über 2´700 Ausstellern die neusten Innovationen. Die Industrie nutzt die CES als Plattform nicht nur für die Präsentation der neusten Trends sondern auch für die Lancierung von neuen internationalen Technikstandards.
Organisiert von der Consumer Electronics Association (CEA) gilt die CES mit der CEA-TEC in Tokio und der IFA in Berlin zu den drei weltweit wichtigsten Elektronikmessen. Der Elektronikbranche steht nach den Aussagen der CEA dieses Jahr eine Steigerung der weltweiten Umsätze von 873 Milliarden US-Dollar (2010) um zehn Prozent auf 964 Milliarden Dollar bevor. Getragen wird dieses Wachstum durch LCD-Bildschirme, Smartphones und Mobilcomputer, vor allem Tablets à la iPad.

Mehr iPad-Konkurrenz

Und Tablets gab es an der CES viele. Mit der Ankündigung von über 80 neuen Tablet-Modellen wollen verschiedenste Hersteller das Quasi-Monopol von Apples iPad in diesem neuen Wachstumsmarkt des Computersegments brechen. Unterschiedliche Betriebssysteme, eine Vielzahl verschiedener Designs und eine breite Preisrange dürften aber die Konsumenten vor einige Entscheidungsprobleme stellen. Von den Betriebssystemen her favorisieren die meisten Hersteller Android, allerdings immer noch in der Version 2.2, die für den Tablet-Einsatz nicht optimiert ist. Android 3.0 soll aber bald kommen.

Lenovo präsentierte einen Tablet-Netbook- Zwitter. Der Deckel des Geräts ist ein eigen- ständiges Tablet mit einem 10-Zoll-Display und Android 2.2 Betriebssystem. In China soll der Hybrid unter dem Namen Ideapad U1-Hybrid im April auf den Markt kommen. Asus stellte mehrere neue androidbasierende Eee Pads vor. Das sieben Zoll grosse Asus Memo bietet Telefonfunktionen, eine Mini-HDMI-Buchse, Front- und Rückkamera samt LED-Leuchte. Der 10 Zoll grosse Asus Slider bietet zudem mehrere Mini-USB-Ports, einen Micro-SD-Kartenschacht und eine ausziehbare Tastatur. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Samsung mit seinem 7series, das ebenfalls über eine ausziehbare Tastatur verfügt. Per Klapp- und Schiebemechanismus wird aus dem 10-Zoll-Tablet ein Notebook. Als Betriebssystem kommt neben Windows 7 das herstellereigene «Samsung Touch Launcher21 zum Einsatz. Per WLAN und 3G gelangen Nutzer ins Internet. Acer zeigte Tablet-Modelle mit 5-, 7- und 10-Zoll-Displays und ein Gerät mit Windows-7-Betriebssystem. Das Hauptaugenmerk galt aber dem Android 10-Zoll-Modell Iconia A500, das mit einem Nvidia Tegra 2 Dual-Core-Prozessor ausgerüstet ist und bereits via 4G LTE-Netz kommunizieren kann.

Der koreanische Hersteller Ocosmos stellte mit dem OCS9 ein neun Zoll grosses Gaming-Tablet vor. Dank magnetisch haftender Bedienknöpfe verwandelt sich die Touch-Oberfläche des tragbaren Computers in eine Spielkonsole. Die Rechenkraft für 3D-Spiele stellt Intels Tablet-Prozessor «Oak Trail» unter Windows 7 bereit.
Auch gezeigt wurde das sieben Zoll grosse Blackberry Playbook mit einem schnellen ARM Cortex Dual-Core-Prozessor. Als Betriebssystem setzt der Hersteller auf das eigene Blackberry Tablet OS21.
Angesichts der Neuheitenflut im Tabletbereich dürfte Apple seine zweite iPad-Generation sehr schnell auf den Markt bringen wollen, um sich mit technologischen Innovationen von der Konkurrenz zu unterscheiden.

2011: das Jahr der Tablets

Es scheint, als komme er tatsächlich, der Tablet-Boom. Das bestätigen die Untersuchungen des Marktforschungsunternehmens Gartner. Der weltweite Absatz von Desktop-PCs und Notebooks stieg im letzten Vierteljahr im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal noch um drei Prozent. Schuld am eher verhaltenen Wachstum sollen die Tablet-Computer sein. Von denen wurden 2010 weltweit schätzungsweise 17 Millionen Geräte abgesetzt. 13 Millionen davon verkaufte Apple in iPad-Form. Das ist im Vergleich zum weltweiten Gesamtcomputermarkt, den Gartner mit 16 Milliarden US-Dollar, bzw. 351 Millionen verkauften Computern beziffert, zwar noch wenig. 2011 soll sich der Absatz von Tablets laut Gartner aber schon auf 55 bis 58 Millionen Tablets steigern. Auf drei Vierteln der Geräte dürfte allerdings das Apple-Logo prangen. Die Konkurrenten werden wohl mit ihren über 100 unterschiedlichen Modellen nur ca. zehn bis 15 Millionen Geräte weltweit absetzen können. In der Schweiz dürften im laufenden Jahr zwischen 350 000 bis 400 000 Tablet-PCs Jahr über den Ladentisch gehen.

Light Peak statt USB 3.0?

Als Nachfolger von USB 2.0 wird das rund zehnmal schnellere USB 3.0 (4.8 GBit/s) gehandelt. Geht es nach Intel, dann ist USB 3.0 allerdings schon fast wieder veraltet. Denn bereits im ersten Halbjahr 2011 will Intel Light Peak mit einer Bandbreite von 10 GBit/s in beide Richtungen verfüg- bar machen. Mit Light Peak lassen sich mehrere Protokolle über eine Glasfaserverbindung gleichzeitig abwickeln. So kann der Anwender zum Beispiel über einen Light-Peak-Hub Display, externe Festplatte und den Rechner verbinden. Ausserdem verspricht der Hersteller Hot-Plugging. Nutzer sollen Geräte ein- und ausstecken können, ohne sie per Mausklick entfernen zu müssen.

Autor: Robert Weiss

Webcode
omci9S95