Erich ­Hohermuth von NorthC im Datacenter-Podium

Wie RZ-Betreiber auf steigende Energiepreise und Versorgungsengpässe reagieren

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von Coen Kaat

Um dem hohen Stromverbrauch entgegenzuwirken, investieren RZ-Betreiber in nachhaltige Technologien. Was das konkret bedeutet und wie nachhaltig Schweizer RZs wirklich sind, sagt Erich Hohermuth, Senior Director Connec­tivity bei NorthC Datacenters.

Erich ­Hohermuth, Senior Director Connec­tivity bei NorthC Datacenters. (Source: zVg)
Erich ­Hohermuth, Senior Director Connec­tivity bei NorthC Datacenters. (Source: zVg)

Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im ­Geschäft zu sein?

Erich Hohermuth: An erster Stelle steht natürlich die Verfügbarkeit und Sicherheit der Daten; auch andere Themen wie Energieeffizienz und Konnektivität mit tiefer Latenz gewinnen zunehmend an Bedeutung. So investieren wir unter anderem kontinuierlich und intensiv in Abwärmeprojekte, den Einsatz von umweltfreundlichem grünem Wasserstoff sowie den modularen Aus- und Aufbau unserer Rechenzentren. Sehr wichtig ist auch eine persönliche und individuelle Betreuung der Kundinnen und Kunden.

Algenfarmen, Abwärmenutzung, alternative Energie: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei Schweizer Rechenzentren?

Nachhaltigkeit ist bereits heute ein wichtiges Thema. Aus diesem Grund hat es sich NorthC Datacenters zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO2-neutral zu werden. So ist unser neues Rechenzentrum im niederländischen Groningen das europaweit erste, in dem Brennstoffzellen installiert wurden, um auch den Notstrom komplett CO2-neutral erzeugen zu können. Neben der bereits genutzten Abwärme prüfen wir auch in der Schweiz den Einsatz von grünem Wasserstoff, um alle Primär- und Notstromgeneratoren unserer Rechenzentren CO2-neutral zu betreiben.

Und wie nachhaltig sind die Rechenzentren hierzulande wirklich?

Für die Energieversorgung unserer Rechenzentren in der Schweiz nutzen wir bereits heute 100 Prozent Ökostrom. In den nächsten Jahren wollen wir vermehrt energieautarke Anlagen einsetzen und selbst nachhaltige Energie produzieren. Zudem nutzen wir die Abwärme der Rechenzentren, wo immer möglich für die Beheizung umliegender Gebäude und speisen sie in das Nahwärmenetz ein. Auch arbeiten wir daran, die Energieeffizienz unserer Rechenzentren weiter zu steigern.

Wie hat sich das Schweizer RZ-Geschäft in den vergangenen zwölf Monaten entwickelt?

Steigende Energiepreise und Versorgungsengpässe haben die Branche in den vergangenen 12 Monaten zweifellos stark beeinflusst. Dies bestärkt uns in unserem Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu werden und Energie möglichst effizient zu nutzen. Trotz der Energiekrise ist die Nachfrage nach ­Rechenzentrumsdienstleistungen gestiegen. Viele Unternehmen haben während der Pandemie den Wert eines sicheren und zuverlässigen Datenmanagements in der Schweiz erkannt.

Wie viel Raum bleibt hierzulande neben den grossen Hyperscalern noch für lokale Anbieter?

Wir sehen ein wachsendes Bedürfnis, dass Daten in der Schweiz gespeichert werden. Zudem stellen wir den zunehmenden Wunsch nach regionalen IT-Lösungen mit internationaler Reichweite fest. Unsere Rechenzentren bieten dafür direkten Zugang zu einem breiten Ökosystem von regionalen, nationalen und internationalen Cloud- und Netzwerkbetreibern. Wir können Unternehmen zudem individuellere und persönlichere Lösungen als Hyperscaler anbieten. Der Bedarf an lokalen Anbietern ist aus unserer Sicht also weiterhin vorhanden.

Die Antworten der weiteren Teilnehmenden des Podiums:

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