Was RZ-Betreiber leisten müssen
Gemäss einer Studie des Bundesamts für Energie verbrauchen die Schweizer Rechenzentren jährlich 2100 Gigawattstunden. Also etwa so viel wie 450'000 Haushalte zusammen. Wie nachhaltig der Schweizer RZ-Markt ist, sagt Walter Kasal, Head of the Region Austria & Switzerland bei NTT Global Data Centers EMEA.
Was muss ein RZ-Betreiber heute bieten, um morgen noch im Geschäft zu sein?
Walter Kasal: Die Basis ist eine zukunftsfähige, kosteneffiziente und ausfallsichere Infrastruktur. Darüber hinaus reicht es nicht mehr, ausschliesslich Fläche, Energie, Kühlung und physische Sicherheit anzubieten, da Kunden zunehmend Connectivity-Dienste wie RZ-RZ-Kopplung mit Glasfaser, Anbindung an ISPs und Carrier sowie Cloud Connects erwarten. Leistungen wie "Remote Hands" und "Smart Hands", also die Annahme von Lieferungen für den Kunden bis hin zum Tausch von Komponenten im Kundenbereich, runden das Portfolio eines modernen RZ-Betreibers ab.
Algenfarmen, Abwärmenutzung, Energieeffizienz: Wie wichtig sind solche Ansätze für nachhaltige Rechenzentren und wie verbreitet sind sie in der Schweiz?
Möglichst wenig und zudem erneuerbare Energie einzusetzen, ist nur ein Aspekt nachhaltiger Rechenzentren. Notwendig ist der Blick auf das grosse Ganze: Wie nachhaltig sind die eingesetzten Baumaterialien? Wie ist die Abgasbelastung der oft mit Diesel angetriebenen Generatoren, die nicht nur im Fehlerfall angeworfen, sondern auch regelmässigen Testläufen unterzogen werden? Gibt es effiziente Kühlkonzepte, begrünte Flächen, Regenwassernutzung und Stromtankstellen für Kunden? All das wird bei Ökologiezertifizierungen bereits berücksichtigt und auch mehr und mehr von Kunden nachgefragt.
Gemäss einer aktuellen CBRE-Studie hat die Schweiz die zweithöchste Rechenzentrumsdichte in Europa. Wie viel Wachstum ist in diesem Markt noch möglich?
Aus unserer Sicht geht das Wachstum in den nächsten fünf Jahren ungebrochen weiter, und das trotz immer kleinerer Komponenten im Compute-, Storage- und Network-Bereich. Die Digitalisierung, Videodienste, Big Data, das IoT und künstliche Intelligenz treiben das Wachstum an, aber auch das autonome Fahren und der Weg dorthin generieren eine gewaltige Datenmenge.
Wie können sich lokale RZ-Betreiber gegen die grossen, internationalen Anbieter behaupten?
Wie in anderen Branchen auch durch Kundenorientierung, hohe Qualität und Nachhaltigkeit, niedrige Kosten, ihren Standort und massgeschneiderte Angebote für den lokalen Markt, aber auch für internationale Kunden – und all das muss passen.
Welche Chancen bietet das RZ-Geschäft für Fachhändler, Integratoren, Systemhäuser?
Fachhändler, Integratoren und Systemhäuser können die reinen Housing-Services mit hoher Ausfallsicherheit und physischer Sicherheit von RZ-Betreibern zukaufen und sich auf ihr Kerngeschäft und die Erbringung ihrer Dienstleistungen konzentrieren. So steigern sie ihre Wertschöpfung und verbessern ihre Servicequalität.
Die Antworten der weiteren Teilnehmer des Podiums:
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Michael Dudli, CEO von Xelon: "Ausser Datenschutz und Security-Massnahmen spielen auch Energieeffizienz und Innovationsfähigkeit eine Rolle."
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Thomas Kreser, Interxion: "Die aktuell stattfindende digitale Transformation bietet viele Chancen."
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Roger Semprini, Equinix: "Idealerweise sollte ein RZ-Anbieter ein sogenanntes Campus-Modell anbieten."
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Patrick Stutz, Mount10: "Nicht die RZ-Fläche ist entscheidend, sondern wie viel Kühl- oder Stromleistung pro Quadratmeter zur Verfügung steht."
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Roger Süess, Green: "Nachhaltige Ansätze sind absolut entscheidend!"
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Mark Thommen, Netrics: "Jedes Kilowatt an Systemleistung in einem Datacenter mit schlechtem PUE-Wert kostet den Kunden Geld ohne Gegenwert."
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Ralph Urech, Data11: "Langfristige Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit bleiben jedoch die drei wichtigsten Eckpfeiler."