Deal erneut geplatzt

Update: Airbus beendet Übernahmeverhandlungen mit Atos BDS

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von Joël Orizet und Yannick Züllig und Maximilian Schenner und René Jaun und yzu, cka, jor, tme

Airbus kauft Big Data and Security (BDS) nicht. Der Flugzeugbauer beendet die Übernahmegespräche mit dem französischen IT-Dienstleister Atos. Bereits letztes Jahr zog sich Airbus aus Verhandlungen zurück. Damals ging es um eine Minderheitsbeteiligung am Atos-Spin-Off.

Die Konzernzentrale von Atos im Pariser Vorort Bezons. (Source: atos.net)
Die Konzernzentrale von Atos im Pariser Vorort Bezons. (Source: atos.net)

Update vom 20.03.2024: Aus der Übernahme des Atos-Spin-Offs Big Data and Security (BDS) durch Airbus wird nichts. In einer knappen Mitteilung gibt der Flugzeugbauer das Ende der Verhandlungsgespräche bekannt. Man habe sich "nach sorgfältiger Prüfung aller Aspekte einer möglichen Übernahme" entschieden, die Gespräche über eine potenzielle Transaktion nicht weiterzuführen, schreibt das Unternehmen.

Auch Atos bestätigt den Abbruch der Verkaufsgespräche und teilt mit, man analysiere "die sich daraus ergebende Situation und prüft aktiv strategische Alternativen, die den staatlichen Erfordernissen Frankreichs Rechnung tragen". Die Veröffentlichung seiner Geschäftsergebnisse für das Jahr 2023 verschiebt der IT-Dienstleister, um strategische Optionen evaluieren zu können.

Update vom 10.01.2024:

Airbus will nun doch die Security-Sparte von Atos kaufen

Die Turbulenzen um den Verkauf des Security-Geschäfts von Atos gehen weiter. Nach einem Rückzug von den Verhandlungen im Jahr 2023 könnte Airbus nun doch wieder versuchen, einen Deal zu landen. Atos verkündete in einem Marktbericht vom 10. Januar 2024 den möglichen Verkauf seines Geschäftsbereichs Big Data and Security (BDS). Das Unternehmen will ein Angebot für BDS erhalten haben, das 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro wert sein soll. BDS ist Teil der Marke Eviden, an der sich Airbus ursprünglich beteiligen wollte (damals noch Evidian).

"Die Übernahme von BDS könnte die digitale Transformation von Airbus erheblich beschleunigen und das Verteidigungs- und Sicherheitsportfolio des Unternehmens durch starke Fähigkeiten in den Bereichen Cyber, Advanced Computing und künstliche Intelligenz erweitern", zitiert "Reuters" ein Statement von Airbus. 

Laut Atos soll neben dem Luftfahrtriesen auch eine nicht identifizierte dritte Partei an der Übernahme von BDS interessiert sein, schreibt die Nachrichtenagentur weiter. Anonymen Quellen zufolge handle es sich dabei um den französischen Elektronikhersteller Thales, der dies jedoch auf Anfrage von Reuters dementierte. Der Hauptaktionär von Atos, Onepoint, lehnte gemäss Reuters eine Stellungnahme ab. 

Update vom 05.04.2023:

Airbus will sich doch nicht an Security-Spin-off von Atos beteiligen

Airbus will sich nicht am Cybersecurity-Spin-off von Atos beteiligen. Wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt, habe man "nach sorgfältiger Prüfung" entschieden, dass eine Minderheitsbeteiligung an Evidian "nicht den Zielen des Unternehmens unter den gegenwärtigen Bedingungen und in der gegenwärtigen Struktur entspricht."

Die Gespräche mit Atos begannen im Februar 2023 und dauern weiter an, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Statt einer Beteiligung diskutiere man inzwischen über eine langfristige strategische Partnerschaft auf technischer und strategischer Ebene.  

Originalmeldung vom 21.02.2023: 

Airbus will sich an Security-Spin-off von Atos beteiligen

Airbus will sich an der ehemaligen Cybersecurity-Sparte von Atos beteiligen. Der europäische Flugzeugbauer möchte eine Minderheitsbeteiligung von 29,9 Prozent an Evidian erwerben – die Verhandlungen träten nun in die nächste Phase, teilt Atos mit. Der französische IT-Dienstleister hatte im vergangenen Juni bekannt gegeben, dass er das Business mit Cybersecurity und Big Data unter dem Namen Evidian auslagern will. 

Der Verwaltungsrat von Atos habe nun beschlossen, eine Due-Diligence-Prüfung durchzuführen und über eine langfristige strategische und technologische Partnerschaft sowie über den Verkauf des Minderheitsanteils "zu für beide Seiten zufriedenstellenden Bedingungen" zu verhandeln, heisst es in der Mitteilung. Man wolle keine Exklusivitätsvereinbarung treffen und könne auch keine Zusicherung machen, dass der Deal zum Abschluss komme. 

Widerstand im Aktionariat

In Aktionärskreisen stösst die geplante Vereinbarung allerdings auf Kritik. Der britische Hedgefond TCI, der eine Minderheitsbeteiligung an Airbus hält, stellt sich gegen die Kaufabsicht des Flugzeugherstellers. 

Chris Hohn, der Gründer des Hedgefonds, fordert Airbus zum Rückzug des Angebots auf. Er vermute, dass das Geschäft politisch motiviert sei, berichtet die "Financial Times". In einem Brief an Airbus-Chef Guillaume Faury schreibt Hohn, der Deal scheine eine geplante Rettungsaktion für Atos zu sein – "ein Unternehmen, das mit untragbaren Schulden und anderen Verbindlichkeiten belastet ist", zitiert die "FT" aus dem Brief. 

Tatsächlich kämpft Atos seit längerem mit Problemen. Im Geschäft mit IT-Outsourcing verzeichnet der IT-Dienstleister rückläufige Umsatzzahlen, die auch die Erträge aus dem Geschäft mit Big Data und Cybersecurity nicht kompensieren können. Mit der geplanten Aufspaltung in zwei börsenkotierte Unternehmen versucht das Unternehmen den Turnaround – doch die Pläne zur Neuausrichtung sorgten in der obersten Führungsriege für Streit: Der ehemalige Konzernchef Rodolphe Belmer, der die CEO-Funktion erst Anfang 2022 übernommen hatte, gab sein Amt per Ende September auf. Auf ihn folgten zwei Co-CEOs: Nourdine Bihmane verantwortet das Geschäft mit IT-Outsourcing und Philippe Oliva leitet die Cybersecurity-Einheit Evidian.

Übrigens: Atos plant zurzeit auch den Verkauf seiner UCC-Sparte an das kanadische Unternehmen Mitel. Lesen Sie hier mehr dazu.   

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