Ethereum-Mining mit Norton 360

Update: Norton lässt Kundschaft schürfen, um selbst zu verdienen

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von Coen Kaat und lha, ebe

Die IT-Security-Lösung Norton 360 ermöglicht es Kunden und Kundinnen neu, nach der Kryptowährung Ethereum zu schürfen. Der Mining-Prozess nutzt allerdings konstant 100 Prozent der GPU und das Unternehmen verlangt eine enorm hohe Gebühr auf den Einnahmen.

(Source: xusenru / pixabay.com)
(Source: xusenru / pixabay.com)

Update vom 10.6.2021: Als Nortonlifelock das neue Ethereum-Mining-Feature für Norton 360 vorgestellt hat, blieben viele Fragen offen. Das Portal Bleepingcomputer warf daher einen genaueren Blick darauf und testete Norton Crypto selbst.

Gemäss dem Bericht macht der Anbieter es seiner Kundschaft kinderleicht, zu Kryptoschürfern zu werden: In 10 Minuten war die Software installiert und am laufen – inklusive Systemneustart.

Aber: Um zu schürfen, muss man in einem englischsprachigen Land leben, einen Windows-PC mit einer GPU haben, die über mindestens 3 Gigabyte an Speicher verfügt und bei Nortons Early Adopter Program mitmachen.

100 Prozent der GPU-Leistung - immer

Der Mining-Prozess nutzt 100 Prozent der GPU-Rechenleistung. Und zwar immer – es gibt keine Möglichkeit, dies zu drosseln. So könnte das Mining-Feature also die Langlebigkeit der Grafikkarte aufgrund der konstant hohen Temperaturen beinträchtigen. Die CPU werde nicht angezapft.

Eigentlich soll das Programm nur schürfen, wenn der Rechner gerade nicht genutzt wird. Laut dem Bericht lief der Prozess aber auch, als auf dem Testgerät ein Videospiel gestartet wurde. Allerdings könne es sich hierbei nur um einen Anzeigefehler handeln, da das Spiel problemlos gelaufen sei.

Enorme Gebühren auf den Einnahmen

Das grössere Problem mit dem neuen Feature betrifft die Einnahmen vom Schürfen: Während dem 36-stündigen Test verdiente Bleepingcomputer keinen einzigen Rappen. Dies mag am kleinen Mining-Pool liegen, da nur Teilnehmde des Early Adopter Program mitmachen.

Da Ethereum nicht einfach zu minen ist, organisieren sich Schürfende in Gruppen, sogenannte Mining-Pools. So haben die Teilnehmenden mehr Aussichten auf grössere Erfolge. Je grösser der Pool, desto mehr kann man schürfen.

Für gewöhnlich verlangen die Betreiber solcher Pools eine kleine Gebühr. In der Regel bis zu 3 Prozent der Ethereum-Einnahmen. Norton zwackt 15 Prozent ab! Das heisst, auch wenn Nortons Pool grösser wird, das grosse Geld werden Nutzerinnen und Nutzer wohl dennoch nicht machen.

Originalmeldung vom 4.6.2021: Norton 360 macht Kunden und Kundinnen zu Kryptoschürfern

Das Antivirenprogramm Norton 360 hat ein interessantes neues Feature erhalten: Nutzerinnen und Nutzer können nun mit der Lösung nach der Kryptowährung Ethereum schürfen, wie Nortonlifelock mitteilt. Das Feature heisst passenderweise Norton Crypto und steht ausgewählten Kunden und Kundinnen zur Verfügung, die Teil sind von Nortons Early-Adopter-Programm.

"Wir sind stolz darauf, das erste Cybersecurity-Unternehmen für Consumer zu sein, das Coinminern die Möglichkeit bietet, die Leerlaufzeit ihrer PCs sicher und einfach in eine Möglichkeit zu verwandeln, digitale Währung zu schürfen", sagt Gagan Singh, Chief Product Officer von Nortonlifelock.

So sieht das neue Schürf-Feature aus. (Source: zVg)

Ins Detail geht Norton nicht. Es sei ein sicherer, zuverlässiger Weg für Kunden, um Ethereum zu minen. Anschliessend könne man die Gewinne verfolgen und ins Norton Crypto Wallet transferieren. Dieses wird in der Cloud gehostet. Laut dem Unternehmen mussten Miner bislang ihre IT-Security deaktivieren, damit sie mit ungeprüftem Code schürfen konnten.

Noch viele offene Fragen

Im Kleingedruckten der Pressemitteilung erwähnt das Unternehmen, dass dieses Feature eventuell gewisse Hardwareanforderungen stellt. Was für Komponenten genau benötigt werden, ob man etwa eine dedizierte GPU haben muss, verrät der Hersteller allerdings nicht. Auch steht in der Mitteilung nichts darüber, wie stark das Feature die Rechenleistung belastet.

Denkbar sei es, dass man nicht einzeln für sich schürft, sondern zusammen in einem Pool von Nutzerinnen und Nutzern. Dies erhöhe die Chance, Ethereum zu verdienen, da es für einzelne Miner sehr schwierig sei, schreibt Bleepingcomputer.

Als Betreiber dieses Pools könnte Norton eine kleine Gebühr von allem geminten Ethereum fordern, wie es bei Pool-Betreibern üblich sei. Somit wäre das Feature auch für das Unternehmen selbst eine neue Einnahmequelle. Ein Ether ist übrigens zurzeit fast 2364 Franken wert.

Steuern nicht vergessen

Wer sich nun dafür entscheidet, auf Norton umzusteigen und sich eine Bergmannskappe zuzulegen, sollte jedoch etwas bedenken: Gewinne aus Cryptomining werden hierzulande als steuerbares Einkommen aus selbstständiger Erwerbstätigkeit angesehen. Daher sollten solche Einkünfte bei der nächsten Steuererklärung nicht vergessen gehen.

Apropos Nortonlifelock: Die Cybersecurity-Firma hat vergangenen Dezember den deutschen Konkurrenten Avira übernommen. Das Unternehmen wurde bereits zum zweiten Mal übernommen in dem Jahr! Lesen Sie hier mehr zur Avira-Übernahme.

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