Was Kunden wollen

Warum Panalpina Transparenz von seinen IT-Partnern fordert

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Die Logistikunternehmen dieser Welt stecken in der digitalen Transformation. Wirklich neu ist das aber nicht, wie Panalpinas IT-Leiter Ralf Morawietz sagt. Er wünscht sich mehr Realismus und Gelassenheit.

Ralf Morawietz, IT-Leiter von Panalpina (Quelle: Panalpina).
Ralf Morawietz, IT-Leiter von Panalpina (Quelle: Panalpina).

Was beinhaltet Ihre tägliche Arbeit, und wo kommen Sie mit IT-Dienstleistern in Berührung?

Ralf Morawietz: Ich übe unterschiedlichste Tätigkeiten aus, welche die meisten Bereiche der Geschäftsführung betreffen. Dabei geht es von relativ einfachen Dingen wie der ­Planung von Meetings und Reisen bis hin zu komplexen Themen wie der digitalen Transformation von Panalpina. Dabei komme ich natürlich mit externen Dienstleistern jeglicher Grössenordnung ins Gespräch und manchmal auch ins Geschäft. Ich muss klar sagen, dass die Grösse des Partners oftmals nichts über dessen Fähigkeit zu liefern aussagt. Wir arbeiten mit einigen Schwergewichten zusammen, aber auch mit ausgewählten, kleinen und mittleren Unternehmen.

Was sind die drei wichtigsten Eigenschaften, die Ihre IT-Dienstleister mitbringen müssen?

Ein Lieferant muss erstens Fähigkeiten oder Wissen besitzen, das wir heute nicht haben, aber kurzfristig benötigen – und das zu einem angemessenen Preis. Zweitens sind Transparenz und Vertrauen unabdinglich. Gerade in Bereichen, die für uns wichtig sind, muss der Lieferant sehr transparent sein, was seine Prozesse und seinen Geschäftserfolg anbelangt. Wir wollen mit Firmen zusammenarbeiten, deren Erfolg nicht auf purem Zufall oder externem Investorengeld basiert. Drittens muss der Lieferant einen tadellosen Ruf besitzen und sich auf allen Ebenen der Geschäftsbeziehung an geltende Gesetze sowie anerkannte Richtlinien halten.

Wo kaufen Sie die Komponenten, die Sie benötigen?

Wir kaufen direkt beim Hersteller, gehen aber durchaus auch über Zwischenhändler. Bei manchen Herstellern ist dieser Weg sogar der bevorzugte.

Welche Bereiche Ihrer IT haben Sie ausgelagert?

Bei unseren Altsystemen haben wir die Pflege und den Betrieb teilweise ausgelagert. Auch bei unserer SAP-Landschaft ist das für den Support einiger Teile der Fall. Wir überprüfen gerade, inwieweit dies mit unserer neuen IT-Strategie konform ist. Für uns sind IT-Commodities ein mögliches Feld für zukünftiges Outsourcing.

Welche Bereiche würden Sie hingegen nie outsourcen?

Alle Bereiche, die für den Geschäftserfolg kritisch sind und eine hohe Adaptionsgeschwindigkeit voraussetzen, werden mit Sicherheit im Hause verbleiben. Des Weiteren bin ich kein Fan von Public-Cloud-Lösungen. Wir brauchen eine verlässliche, planbare und sichere Infrastruktur, die wir grösstenteils selbst kontrollieren können. Heute gewährleistet diese nur eine Private Cloud, die wir in unseren Datacentern selbst betreiben.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie?

Der digitale Wandel, der heute in den Medien geradezu herbeigeredet wird, betrifft uns als Anbieter von Supply-Chain-Lösungen natürlich. Er stellt uns vor die Herausforderung, hybride IT zu bieten, die sowohl mit klassischen als auch hochdigitalisierten Kunden umgehen kann.

Wie kann Sie der Handel dabei unterstützen?

Ich würde mir wünschen, dass etwas mehr Realismus in die gesamte Diskussion zum Thema Internet of Things und Industrie 4.0 einzieht. Die Adaptionsgeschwindigkeit von neuen Technologien in der Industrie und Wirtschaft ist in der Breite langsam. Wenn man sieht, wie viele Unternehmen mit IT-Umstellungen zu kämpfen haben und wie viele noch auf einem "Green Screen" operieren, dann weiss man, wo die Weltwirtschaft steht. Weniger Hektik, dafür mehr Gelassenheit und Pragmatismus wären angebracht. Natürlich stehen die Beratungs- und IT-Firmen mit ihren Vertriebs- und Marketingleuten hier an vorderster Front und heizen diesen Themen entsprechend an. Letztlich sollen aber dank Technologie Vorteile erlangt werden, und da bewährt sich der Ansatz der Nachhaltigkeit und nicht derjenige der Schnellschüsse.

Die Redaktion fragt in der "IT-Markt"-Rubrik "Was Kunden wollen", was Unternehmen von ihren IT-Dienstleistern erwarten und wo die grössten Baustellen liegen. Die Auswertung der Interviews der vergangenen drei Jahre zeigt: IT-Dienstleister sollten auf ihre Kunden eingehen, einen Blick über den Tellerrand wagen und ruhig mal etwas mutiger auftreten. Lesen Sie hier die komplette Analyse.

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