LED, KI und Smartthings Pro

ISE 2025: Was Samsung im E-Paper-Geschäft plant

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von Coen Kaat und dwi

Samsung hatte dieses Jahr an der ISE 2025 in Barcelona wieder die erwarteten Produkte zu demonstrieren, wie etwa neue LED-Displays sowie mehr Automatisierungsoptionen mit Smartthings. Der Hersteller hatte aber auch etwas ganz Neues an seinem Messestand: E-Paper-Displays.

"Ein Blickfänger gleich neben dem Eingang zum Samsung-Stand." Mit diesen Worten beschrieb Daniel Périsset, Sales Director IT Division bei Samsung Electronics Switzerland, die Micro-LED-Wand, die Besucher und Besucherinnen an der ISE 2025 - die grösste ISE bisher - zum Stand des Herstellers bringen und dort halten sollte. Das beeindruckende Display war 7 auf 14 Cabinets (beziehungsweise 11,29 auf 3,18 Meter mit einer Diagonale von 462 Zoll) gross. Der Pixelpitch lag bei 1,2 Millimetern. Somit war die Auflösung sogar etwas höher als 8K. 

Im Innern des Standes präsentierte der Hersteller natürlich wie gewohnt ebenfalls LED-Displays in zahlreichen Ausführungen. Darunter ein neues 136-Zoll-Gerät mit einem Pixelpitch von 1,5 Millimetern. Das heisst, die einzelnen LEDs, die das Bild erzeugen, waren in einem Abstand von eineinhalb Millimetern voneinander montiert. Dieses Display wurde mit einer Cisco Videokonferenz-Lösung ausgestellt.

Samsungs The Wall zierte den Eingang zum Stand des Herstellers an der ISE 2025. (Source: Netzmedien)

Samsungs The Wall zierte den Eingang zum Stand des Herstellers an der ISE 2025. (Source: Netzmedien)

In einem Kontrollraum-Setting hatte der Hersteller eine transparente Micro-LED-Lösung aufgestellt. "Jetzt ist dieses Produkt marktreif", sagte Périsset während eines Rundgangs dazu. Im dritten Quartal dieses Jahres soll es im Handel erscheinen. Der transparente Screen wird von einer Seite angesteuert. Dadurch können auch zwei Displays "Glas an Glas" aneinandergestellt werden, was die Bildfläche verdoppelt.

Die ersten E-Paper-Displays von Samsung kommen

Der südkoreanische Hersteller hatte zudem etwas ganz Neues an seinem Stand: E-Paper-Displays. Zwar hatte Samsung schon im vergangenen Jahr solche Lösungen an der Messe dabei, damals aber noch hinter verschlossenen Türen. Nun zierten die energiesparenden Displays fast alle Ecken des ISE-Standes. 

"Die Darstellung von Bildern benötigt 0,00 Watt Energie; lediglich um das angezeigte Bild zu wechseln, brauchen diese Displays Strom. Das macht sie enorm sparsam, wodurch sich direkte Kosteneinsparungen ergeben können." Ausserdem besteht das Cover des E-Paper-Displays zu über 50 Prozent aus recyceltem Plastik und die Verpackung aus Papier.

Ein E-Paper-Display von Samsung mit einem Spectra-6-Screen. (Source: Netzmedien)

Ein E-Paper-Display von Samsung mit einem Spectra-6-Screen. (Source: Netzmedien)

"Ein 32-Zoll-Display (Modell EMDX) kommt jetzt auf den Markt", sagte der Sales Director. Je nachdem, wie viele Bildwechsel man vornimmt, soll eine Akkuladung mehr als 200 Tage reichen. Das E-Paper-Display ist relativ leicht, nur rund 2 Kilogramm schwer, und kann daher auch mühelos von der Decke hängen. Am Stand demonstrierte Samsung zudem, wie man vier dieser E-Paper-Displays wie eine Videowand zusammen montieren kann, um ein grösseres Bild zu erreichen. 

Im vierten Quartal soll ein 25-Zoll-Modell folgen; dieses entspricht in etwa einem A2-Format und eigne sich daher, um gedruckte Poster zu ersetzen. Am Stand hatte Samsung auch 13-Zoll-Modelle verbaut, die ebenfalls im vierten Quartal auf den Markt kommen sollen. 

E-Paper ist nicht gleich E-Paper

An der Messe präsentierte der Hersteller zwei verschiedene, farbige E-Paper-Technologien: Spectra 6 und Kaleido - beide von E-Ink. Der Unterschied ist gemäss Périsset, dass Spectra-6-Displays unterschiedliche Farbkapseln haben, die magnetisch zur Oberfläche gezogen werden, um die Farben darzustellen. Kaleido hingegen ist eigentlich nur schwarz-weiss und die Farben entstehen durch eine zusätzliche Folie, die darüber liegt. Die Farben von Spectra-Displays wirken daher kräftiger - aber dafür funktioniert diese Technologie nicht bei Minustemperaturen. Auf Kaleido basierende Screens könnten hingegen bei Temperaturen von minus 15 bis plus 65 Grad eingesetzt werden. Die Modelle, die nun auf den Markt kommen, nutzen Spectra-6-Screens.

Spectra 6 (links) vs. Kaleido: die unterschiedlichen E-Ink-Technologien im Direktvergleich. (Source: Netzmedien)

Spectra 6 (links) vs. Kaleido: die unterschiedlichen E-Ink-Technologien im Direktvergleich. (Source: Netzmedien)

"Kaleido-E-Paper-Displays sind langfristig eine super Lösung für Outdoor-Installationen", sagte Périsset. Da E-Paper-Displays nicht selbst leuchten, müsste man noch eine Beleuchtung installieren, wenn man damit etwa eine Bushaltestelle ausrüsten möchte. Aber mit einem Solarpanel könnte man wohl bereits genügend Strom für das sparsame Display und die Beleuchtung generieren, sagte er. An der Messe präsentierte Samsung ein 75-Zoll-Display, das etwa den Fahrplan an der Haltestelle zeigen könnte. 

Ein weiterer Vorteil der Kaleido-Technologie: Sie können das Bild innerhalb weniger Sekunden (etwa 3 bis 4 Sekunden) wechseln. "Bei einem Spectra-6-Display dauert es länger - etwa 15 Sekunden -, bis alle Farbebenen aufgebaut sind”, erklärte der Sales Director. Das spiele aber eigentlich keine Rolle, da diese Lösungen nicht für häufige Bildwechsel gedacht seien. Sie ersetzen primär gedruckte Plakate und “die ändert man ja auch nicht so oft", sagte Périsset. 

Feedback - eines der wichtigsten Ziele an der Messe

"Aktuell befinden wir uns diesbezüglich noch in einer Phase, in der wir Feedback von unseren Handelspartnern und Endkunden einholen wollen", sagte Périsset. "Je nachdem, wie dieses Feedback aussieht, werden wir uns entscheiden, wie wir dieses Produkt weiterentwickeln und wann wir es auf den Markt bringen können."

So sei auch das E-Paper-Display im A2-Posterformat entstanden, weil die Partner und Kunden es wünschten. "Die Partner hatten den Content bereits in diesem Format, weil sie ihn für die gedruckten Poster benötigten", erklärte der Sales Director. "Nun können sie denselben Content direkt digital auf ein E-Paper-Display ausspielen."

Ein LED-Display von wirklich sehr nah. (Source: Netzmedien)

Ein LED-Display von wirklich sehr nah. (Source: Netzmedien)

Deshalb seien solche Messen wie die ISE so wichtig. "Denn es gibt keine bessere Plattform, um direktes Feedback einzuholen", sagte er. So müsse das Feedback nicht langsam sukzessive von den einzelnen Ländern eintröpfeln. Hier in Barcelona war Samsung gebündelt vor Ort und der Weg zur Produktentwicklung entsprechend kurz. "Wir halten im Rahmen der ISE Meetings mit den Senior VPs aus Korea, um ihnen direkt Feedback zu geben, was im Schweizer Markt gewünscht wird. Das gehört zu unseren Zielen an dieser Messe."

KI und Automatisierung mit Smartthings Pro

Ein weiterer Schwerpunkt an Samsungs Messestand an der ISE 2025 war das Smartthings-Angebot. In diesem Jahr zeigte der Hersteller Smartthings Pro, eine hochvernetzte B2B-Management-Plattform. Mithilfe verbesserter KI-Funktionen und Automatisierungsfähigkeiten soll sie die operative Effizienz von Smart-Signage-Lösungen verbessern.

Das Smartthings-Ökosystem am Samsung-Stand an der ISE 2025. (Source: Netzmedien)

Das Smartthings-Ökosystem am Samsung-Stand an der ISE 2025. (Source: Netzmedien)

Die Plattform kann laut Herstellerangaben etwa 2-D-Grundrisse von Geschäftsräumen in 3-D-Bilder umwandeln. Diese dreidimensionale Visualisierung erlaube eine intuitive Orientierung im Raum, sodass Unternehmen ihre verbundenen Geräte einfacher verwalten können. Mit der Plattform könne man dann Szenarien automatisieren, wodurch die vernetzten Geräte bei bestimmten Konditionen beispielsweise die Raumhelligkeit wie programmiert anpassen. 

Das Angebot an Geräten (von Samsung selbst und von Partnerunternehmen), die sich über Smartthings steuern lassen, wächst jedes Jahr. "Es kommen immer mehr Partner hinzu", sagte Périsset. "Für die User ist das sehr spannend, weil man alles auf einer einzelnen Plattform hat." In diesem Sinne ist auch die Cloud-basierte CMS-Lösung von Samsung, VXT, in Smartthings integriert. "Unser Content-Management-System ist somit nicht mehr separat verteilt, sondern integriert gestaltet", erklärte er.

Virtual Production und Holo-Displays

An einer anderen Ecke des Standes präsentierte Samsung eine Virtual-Production-Umgebung. Ein kleines Fernsehstudio. Wie Périsset erklärte, richtet sich dieses Angebot primär an Unternehmen. "Immer mehr grosse Firmen richten sich eigene Studios ein für Webcasts oder Videoaufnahmen", sagte er. "Wir können mit unserer professionellen Lösung alles anbieten."

Samsung arbeitet dafür mit dem Kamerahersteller Arri zusammen. Die Micro-LED-Screens für die Hintergrundbilder kommen in Ausführungen mit 1,6 bis 2,1 Millimeter Pixelpitch. "Mit dieser Kooperation haben wir jetzt eine richtig coole Lösung, mit der wir gemeinsam Kunden angehen können."

Die Virtual-Production-Umgebung von Samsung in Partnerschaft mit Arri. (Source: Netzmedien)

Die Virtual-Production-Umgebung von Samsung in Partnerschaft mit Arri. (Source: Netzmedien)

Das sei nun auch in der Schweiz das Ziel: grosse Corporate-Firmen abzuholen und ihnen aufzuzeigen, was Samsung zusammen mit Arri anbieten kann. "Wir wollen ihnen zeigen, was eine Top-Kamera in Verbindung mit einem Top-Display für Top-Content produzieren kann", sagte der Sales Director.

Ein zusätzliches Argument sei der einfache Workflow. Mit nur einem Mausklick könne man das ganze Setup bedienen - von der Lichtsteuerung über die Kamerakontrolle bis hin zur Erzeugung des Files. "So ist wirklich jede Firma in der Lage, selbst Filme zu produzieren", scherzte Périsset. 

Ein transparentes OLED-Display in einem Kontrollraum-Setting. (Source: Netzmedien)

Ein transparentes OLED-Display in einem Kontrollraum-Setting. (Source: Netzmedien)

Ein weiteres spannendes Produkt von Samsung an der ISE 2025 war das Holo-Display. Viel sagte der Hersteller nicht dazu; es sei eigentlich vor allem hier an der ISE, um zu zeigen, was möglich sei. Von einer bestimmten Blickrichtung aus betrachtet, wirkt der dargestellte Content wie eine dreidimensionale Projektion. Ein Drive-through oder eine Rolltreppe wären ideale Standorte für so ein Display, damit es Blicke einfangen und Kunden abholen kann.  

Nicht fehlen durfte natürlich der bekannte Flip. "Den lassen wir, wie er ist", sagte Périsset über das populäre Gerät des Herstellers. 

Der Stand von Samsung an der ISE 2025. (Source: Netzmedien)

Der Stand von Samsung an der ISE 2025. (Source: Netzmedien)

 

Alle News rund um die neuesten Produkte und Trends direkt von der ISE 2025 finden Sie auch hier im Dossier zur ISE.

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