Neue IT-Ausrüstung für Stadtberner Schulen kostet fast 22 Millionen Franken
Die Stadt Bern will für 21,8 Millionen Franken ihre Schulinformatik auf den neuesten Stand bringen. Nachdem der Stadtrat dem Kredit zustimmte, ist voraussichtlich im Februar 2025 das Volk gefragt. Jetzt schon sucht die Stadt Bern nach Lieferanten für iPads und Netzwerkgeräte.
Die Stadt Bern will ihre Schulinformatikplattform und die dazugehörende Infrastruktur erneuern. Die zuständige Direktion Bildung, Sport und Soziales beantragt für das entsprechende "Projekt Wesp" (wobei "Wesp" für "WeiterEntwicklung der SchulinformatikPlattform" steht) einen Kredit von 21,8 Millionen Franken. Der grösste Posten davon (14,7 Millionen Franken) ist für Hardware und dazugehörige Software respektive deren Lizenzen vorgesehen. Etwas konkreter aufgeschlüsselt sind es 8 Millionen Franken für Hard- und Software für die Schüler, 4,35 Millionen Franken für Produkte für Lehrpersonen und 2,35 Millionen Franken für digitale Komponenten in den Schulzimmern.
Für den Posten "Beteiligung und Befähigung" braucht die Stadt Bern laut den Unterlagen zum Projekt 1,2 Millionen Franken. 900'000 Franken davon sind für "Schulungsangebote, Befähigung Mitarbeitende, Begleitung digitale Transformation und Prävention in den Schulen" vorgesehen.
Eine weitere Million budgetiert die Stadt für Externe Dienstleistungen. Davon gehen etwa 200'000 Franken an Projektleitungen und 150'000 Franken an "Externe Dienstleistungen". Bei den übrigen 2 Millionen Franken handelt es sich um eine Reserve in Höhe von 10 Prozent.
Bittere Vergangenheit
Die Stadt Bern nutzt "Projekt Wesp" nicht nur zur Erneuerung, sondern auch zur Vermehrung der Geräte. Namentlich sollen den Schülerinnen und Schülern mehr Geräte zur Verfügung stehen. So teilen sich etwa in der 3. und 4. Klasse je zwei Kinder ein Tablet. Künftig soll jedem Kind ein eigenes Gerät zur Verfügung stehen. Ausserdem prüfe man, ob die Schülerinnen und Schüler in den 7. bis 9. Klassen künftig statt Tablets Notebooks erhalten sollen. Notebooks eigneten sich besser für den Unterricht auf dieser Schulstufe, heisst es dazu in den Unterlagen.
In letzter Zeit ist es ruhige geworden um die Schulinformatik der Stadt Bern. Doch noch vor ein paar Jahren war das anders. Damals sorgte die von der Stadt initiierte Schulplattform Base4kids2 für Schlagzeilen – und zwar für keine guten. Base4kids2 hätte eine auf quelloffenen Komponenten aufbauende Lösung werden sollen. Doch spätestens im Praxisbetrieb wurde klar, dass das Projekt gescheitert war. Heute – und einen Zusatzkredit später - läuft Base4kids2 zwar, setzt aber wieder auf proprietäre Komponenten, namentlich etwa Produkte von Microsoft oder Apple. Im Nachgang ging die Aufsichtskommission des Berner Stadtrates hart ins Gericht mit der Base4kids2 und deren Verantwortlichen, wie Sie hier lesen können.
Doch bezüglich dem jetzt anstehenden "Projekt Wesp" gibt sich die Beratende Kommission des Stadtrates zuversichtlich: Man habe sich davon überzeugen können, "dass die aus der problemhaften Einführung von Base4kids2 gezogenen Lehren in dieses Projekt eingeflossen sind und mit der vorhandenen externen Co-Projektleitung, dem institutionalisierten, frühen Einbezug sämtlicher Projektbetroffenen, der engen Zusammenarbeit aller involvierten Verwaltungsstellen, den vorgesehenen notwendigen Ressourcen, der klaren Trennung von Auftraggeber- und Auftragnehmerschaft sowie einem umfassenden Qualitäts- und Risikomanagement die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung dieses IT-Projekts gegeben sind", schreibt sie in einer Mitteilung. Entsprechend sei man zuversichtlich, dass die neue IT-Infrastruktur ab dem Schuljahr 2025/2026 implementiert werden könne.
Die optimistische Kommission stellte sich einstimmig hinter den Kredit von fast 22 Millionen Franken. Der Stadtrat teilte den Optimismus weitgehend. Er stimmte mit 67 Ja- zu 3 Nein-Stimmen für das Projekt. Gefragt ist jetzt noch das Berner Stimmvolk: Voraussichtlich im Februar 2025 werde "Projekt Wesp" an die Urne kommen, heisst es in der Mitteilung. Sofern die Stimmberechtigten die Vorlage annehmen, könne im Frühsommer 2025 die öffentliche Ausschreibung für die Hardware durchgeführt werden, heisst es im Entwurf zur Abstimmungsbotschaft.
Gesucht: iPads, Hüllen, Netzwerkkomponenten
Untätig ist die Stadt Bern bis dann nicht. Auf der Beschaffungsplattform "simap.ch" sucht sie jetzt schon nach Hardwarelieferanten für den Schulbetrieb. In einer Ausschreibung geht es konkret um "Hardware in Form von Apple iPads und Hardware in Form von Zubehör zu iPads", wobei sie die Tablets und das Zubehör in zwei Lose aufteilt. Schätzungsweise braucht die Stadt 11'900 iPads, wie der Ausschreibung zu entnehmen ist. Beschaffen will die Stadt diese entweder im Miet- oder Kaufmodell. Die Geräte will die Stadt gestaffelt beziehen, im Zeitraum von 2025 bis 2030. "Ziel soll sein, dass die Schülerinnen und Schüler und die Lehrpersonen die Hardwaregeräte während mindestens einer gesamten Zyklusdauer einsetzen. Danach sollen die Geräte im Sinne der Nachhaltigkeit weiterhin Verwendung finden", heisst es in den Unterlagen. Bei den ebenfalls gesuchten Zubehörkomponenten handelt es sich etwa um Tastaturen oder iPad-Hüllen.
In der zweiten Ausschreibung sucht die Stadt Bern nach Netzwerkkomponenten wie WLAN-Access-Points und Access-Switches. Alle aktuell in den Berner Schulhäusern genutzten Netzwerkgeräte sollen laut der Ausschreibung ersetzt werden. Laut dem Pflichtenheft sind es insgesamt etwas über 2400 Geräte. Der Zuschlagsempfänger wird nicht nur die neuen Geräte liefern und installieren, sondern auch die alten entsorgen müssen.
Im Rahmen des Programms "Data Excellence" will die Stadt Bern ihren digitalen Service public ausbauen und ihr Datenmanagement effizienter gestalten. Zu diesem Zweck beantragte der Berner Gemeinderat im Februar 2024 einen Kredit von 1,4 Millionen Franken. Mehr dazu lesen Sie hier.