Datenräume für Innovation

Bundesrat Albert Rösti eröffnet erstes Swiss Data Space Forum

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von Marc Landis und NetzKI Bot und tme

Das Swiss Data Space Forum in Rotkreuz hat Ende Oktober Exponenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zusammengebracht, um die Schaffung eines vertrauenswürdigen Datenökosystems in der Schweiz zu diskutieren. Albert Rösti betonte in seiner Videobotschaft die Chancen sicherer Datenräume für Innovation und Wachstum.

Franziska Barmettler (Mitte), Marc Holitscher (Microsoft), Thomas Schneider (BAKOM), Raffael Knecht (Swisscom) und Oksana Riba (EPFL) (v.l.). (Source: zVg)
Digitalswitzerland-Geschäftsführerin Franziska Barmettler (Mitte) widmete sich in "ihrem" Panel der Frage nach vertrauenswürdigen digitalen Infrastrukturen. Es diskutierten Marc Holitscher (Microsoft), Thomas Schneider (Bakom), Raffael Knecht (Swisscom) und Oksana Riba (EPFL) (v.l.). (Source: Martin Andenmatten)
Digitalswitzerland-Geschäftsführerin Franziska Barmettler (Mitte) widmete sich in "ihrem" Panel der Frage nach vertrauenswürdigen digitalen Infrastrukturen. Es diskutierten Marc Holitscher (Microsoft), Thomas Schneider (Bakom), Raffael Knecht (Swisscom) und Oksana Riba (EPFL) (v.l.). (Source: Martin Andenmatten)

Das erste Swiss Data Space Forum (SDSF) hat am 30. Oktober 2024 auf dem HSLU-Campus in Rotkreuz Akzente zur Zukunft vertrauenswürdiger Datenräume in der Schweiz gesetzt. Im Zentrum der Konferenz standen Referate und Diskussionen zur Implementierung digitaler Ökosysteme, die Daten in der Wirtschaft und im öffentlichen Sektor für Innovation und Effizienz nutzbar machen sollen. Der Anlass, organisiert von der Swiss Data Alliance und Digitalswitzerland, zog mit über 150 Teilnehmern laut Swiss-Data-Alliance-Präsident André Golliez deutlich mehr als die erwarteten 100 Gäste an und vereinte Exponenten aus Wirtschaft, öffentlicher Hand und Wissenschaft.

Swiss-Data-Alliance-Präsident André Golliez begrüsste die Teilnehmer des SDSF 2024. (Source: zVg)

Swiss-Data-Alliance-Präsident André Golliez begrüsste die Teilnehmer des SDSF 2024. (Source: zVg)

Videobotschaft von Bundesrat Albert Rösti

Bundesrat Albert Rösti, der die Gäste zu Beginn des Forum per Videobotschaft begrüsste, betonte die wachsende Bedeutung von Daten als Ressource für die Schweizer Wirtschaft und den öffentlichen Sektor und sagte: "Die Wirtschaft braucht den Zugang zu hochwertigen Daten, um effizienter zu werden, neue Produkte zu entwickeln und die Bedürfnisse ihrer Kunden besser zu berücksichtigen." Der Bundesrat unterstrich die Bedeutung vertrauenswürdiger Infrastrukturen und eines sicheren Umgangs mit Daten, um das Potenzial der künstlichen Intelligenz (KI) voll auszuschöpfen und Vertrauen in die digitale Infrastruktur zu schaffen. Ein Netzwerk aus sicheren Datenräumen wird laut Rösti dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Schweiz zu erhalten.

Bundesrat Albert Rösti betonte in seiner Videobotschaft die wachsende Bedeutung von Daten als Ressource für die Schweizer Wirtschaft und den öffentlichen Sektor. (Source: zVg)

Datenräume als Eckpfeiler der digitalen Zukunft

Das Programm des SDSF umfasste nach den eröffnenden Worten von Swiss-Data-Alliance-Präsident André Golliez und Digitalswitzerland-Präsident Andreas Meyer Vorträge verschiedener Experten, darunter Thomas Schneider vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom), der die Bedeutung von Daten in der KI-Ära hervorhob. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der "Demystifizierung von Datenräumen", einem Vortrag von Marcel Altendeitering vom Fraunhofer ISST. Altendeitering beleuchtete die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen für Datenräume, und Hiroki Habuka von der Kyoto University sprach über die Notwendigkeit von Governance-Modellen im KI-Zeitalter. Ein Highlight war ausserdem das Referat von Stefaan Verhulst, Mitbegründer von The Govlab an der New York University. Er sprach über die Rolle von "Data Commons" und die Notwendigkeit, Datenräume so zu gestalten, dass sie öffentlichen und privaten Mehrwert schüfen.

Digitalswitzerland-Präsident Andreas Meyer hiess die Gäste willkommen. (Source: zVg)

Digitalswitzerland-Präsident Andreas Meyer hiess die Gäste willkommen. (Source: zVg)

Panel-Diskussionen

Weitere Programmpunkte bestanden in Panel-Diskussionen zur Rolle und Entwicklung von Schweizer Datenräumen. Unter der Moderation von Fanny Pulver vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) diskutierten Vertreter aus den Bereichen Mobilität, Gesundheit und Energie über den Status quo und künftige Synergien zwischen diesen Sektoren. Biljana Mladenovic (BAV), Adrian Costea (BAG) und Matthias Galaus (BFE) erörterten die Interdependenzen von Daten in ihren jeweiligen Sektoren und die Bedeutung interoperabler Datenstandards.

Ein weiteres Panel, moderiert von Digitalswitzerland-Geschäftsführerin Franziska Barmettler widmete sich der Frage nach vertrauenswürdigen digitalen Infrastrukturen. Es diskutierten Thomas Schneider (Bakom), Raffael Knecht (Swisscom), Marc Holitscher (Microsoft) und Oksana Riba (EPFL).

Leuchtturmprojekte und Data Stewards

Auf Nachfrage bezeichnete Franziska Barmettler von Digitalswitzerland das Forum als "bedeutenden Schritt für eine souveräne, digitale Infrastruktur der Schweiz". Es brauche diese Plattform für den branchenübergreifenden Austausch. Jetzt müssten Leuchtturmprojekte folgen, etwa in Mobilität, Gesundheit oder Energie, die den Nutzen von Datenräumen im Alltag veranschaulichten. "Und wir müssen das Vertrauen in die digitale Infrastruktur aufbauen." Es gelte, Silos aufzubrechen und die Relevanz einer souveränen Dateninfrastruktur für die Schweiz aufzuzeigen.

Auch für Swiss-Data-Alliance-Präsident André Golliez steht das Vertrauen in Datenräume im Vordergrund. Er sagte auf Nachfrage, dass die grösste Herausforderung die konkreten Use Cases seien. "Die Zusammenarbeit verschiedener Akteure mit unterschiedlichen Fragestellungen und Zielen kommt nicht von selbst zustande, sondern erfordert gezielte Anstrengungen." In der Praxis bedeute dies, dass es "Data Stewards" brauche – also Personen, die über organisatorische Grenzen hinweg den Austausch und die Entwicklung von Datenkooperationen moderieren. "Die sogenannte Data Stewardship ist eine Aufgabe, die bislang kaum etabliert ist, aber entscheidend für den Erfolg von Datenräumen sein wird." Hierzu sind seitens Swiss Data Alliance Schulungsprogramme geplant, darunter ein Data Stewardship Bootcamp im Frühjahr 2025.

Der Weg zu einer vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur

Das Swiss Data Space Forum 2024 markiert für die Veranstalter einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer digitalen, vertrauenswürdigen Infrastruktur für die Schweiz. Das Thema Daten verdiene im KI-Zeitalte hohe Aufmerksamkeit ist Franziska Barmettler überzeugt, denn "das Wertschöpfungspotenzial für die Schweiz ist immens". Bundesprojekte wie die parlamentarische Motion für ein Rahmengesetz zur Sekundärnutzung von Daten oder die Mobilitätsdateninfrastruktur (MODI) müssten jetzt umgesetzt werden. "Das Ziel, Vertreter aus Privatwirtschaft, Politik und Wissenschaft zu vereinen, haben wir erreicht. Jetzt müssen den Worten Taten folgen, um echten Mehrwert zu schaffen – ob uns das gelungen ist, werden wir in einem Jahr bewerten."

Rund 150 Gäste fanden am 30. Oktober anlässlich des ersten SDSF zusammen. (Source: zVg)

Rund 150 Gäste fanden am 30. Oktober anlässlich des ersten SDSF zusammen. (Source: zVg)

Die nächste Ausgabe des Swiss Data Space Forums ist für den 2. September 2025 wieder auf dem HSLU-Campus in Rotkreuz geplant.

Was ist ein Datenraum?

Ein Datenraum ist ein rechtlicher, organisatorischer und technischer Rahmen, der die gemeinsame Nutzung und Weiterverwendung von Daten durch mehrere Akteure ermöglicht. Datenräume schaffen vertrauenswürdige Bedingungen, die es Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen erlauben, Daten sicher und kontrolliert auszutauschen. Die Idee eines Datenraums fördert die sogenannte "Sekundärnutzung" von Daten – also die Nutzung bereits erhobener Daten für neue Zwecke, was insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Mobilität und Energie als zukunftsweisend gilt.

Das Konzept eines nationalen Netzwerks von Datenräumen ist ein zentraler Bestandteil des Massnahmenpakets, das der Bundesrat am 8. Dezember 2023 verabschiedet hat. Ziel dieses Pakets ist es, das Potenzial von Daten in der Schweiz optimal auszuschöpfen und den Weg für Innovation und Effizienz in der Schweizer Wirtschaft und im öffentlichen Sektor zu ebnen. Diese Datenräume sollen so gestaltet werden, dass sowohl wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Mehrwerte entstehen und gleichzeitig das Vertrauen in die digitale Infrastruktur gefördert wird.

Zur Förderung eines Schweizer Datenökosystems beschloss der Bundesrat damals im Wesentlichen folgende Massnahmen:

  • Umsetzung der Motion 22.3890 "Rahmengesetz für die Sekundärnutzung von Daten". Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement wird rechtliche Grundlagen für die Sekundärnutzung von Daten erarbeiten. Die Vernehmlassungsvorlage ist per Ende 2026 dem Bundesrat zu unterbreiten. 
  • Verhaltenskodex für vertrauenswürdige Datenräume. Der Bundesrat hat den Verhaltenskodex gutgeheissen. Dieser gilt als Empfehlung für die Bundesverwaltung, ist aber rechtlich nicht verbindlich. Er dient weiteren Akteuren aus Privatwirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft als Orientierung und steht diesen zur Unterzeichnung offen. Die Einhaltung des Verhaltenskodex trägt dazu bei, Datenräume vertrauenswürdig auszugestalten und zu betreiben.
  • Aufbau einer zentralen Anlaufstelle Datenökosystem Schweiz. Diese Anlaufstelle koordiniert den Aufbau von sektoriellen Datenräumen (bspw. Gesundheit, Landwirtschaft, etc.), ergreift Massnahmen zur Sicherstellung der Interoperabilität und Vertrauenswürdigkeit und konzipiert zentrale Infrastrukturkomponenten. Die Anlaufstelle wird bei der Bundeskanzlei angesiedelt und soll voraussichtlich per Ende 2024 ihren Betrieb aufnehmen. Der Betrieb wird voraussichtlich rund 1,4 Millionen Franken pro Jahr kosten.

(Quelle: Admin.ch

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