Insolvenz

Update: Gigaset beerdigt Smarthome-Geschäft

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von Yannick Züllig und Tanja Mettauer und Sara Meier und cka, yzu, jor

Der deutsche Telefonhersteller Gigaset stampft seine Smarthome-Sparte ein. Im Rahmen eines Insolvenzverfahrens konnte der Hersteller zwar einen Teil des Geschäftsbetriebs verkaufen - für das Business mit Smarthome-Produkten fand das Unternehmen jedoch keinen Abnehmer.

(Source: Gigaset.com)
(Source: Gigaset.com)

Update vom 26.03.2024: Wie Gigaset mitteilt, muss das Unternehmen die Clouddienste für seine Smarthome-Lösungen einstellen. Zwar ist es Gigaset im Rahmen der Insolvenzverwaltung gelungen, mit VTech eine Käuferfirma für Teile des Geschäftsbetriebes zu finden, jedoch nicht für die Smarthome-Sparte. Ein alternativer Erwerber für den Bereich Smarthome und Care sei "trotz intensiver Bemühungen und Unterstützung durch einen renommierten M&A-Berater" nicht zu finden gewesen, teilt Gigaset mit. Aus insolvenzrechtlichen Gründen könne das Unternehmen den Bereich deshalb nicht weiterführen. 

Gigaset muss alle Apps fürs Smarthome und die vernetzten Geräte bis zum 29. März 2024 einstellen. Dasselbe gilt für bereits gebuchte Kamera-Service-Pakete.  

Laut Mitteilung bedauert Gigaset die Unannehmlichkeiten für seine Kundschaft. Soweit Ansprüche gegenüber Gigaset bestehen sollten, seien diese nun Insolvenzforderungen. Diese sollen Betroffene bei einem gerichtlich bestellten Sachwalter anmelden. Eine Rücksendung der Geräte ist laut Mitteilung nicht möglich.

Update vom 25.01.2024: 

VTech schnappt sich Gigaset

Update vom 25.01.2024: Die VTech Holdings Limited mit Sitz in Hongkong kauft den zahlungsunfähigen Telekommunikationshersteller Gigaset für rund 30 Millionen Euro. Die Übernahme werde voraussichtlich am 2. April 2024 abgeschlossen sein, teilen die Unternehmen mit. Gigaset meldete vergangenen Herbst Insolvenz an, nachdem das deutsche Unternehmen einen unerwarteten und erheblichen Umsatzrückgang verzeichnet hatte.

VTech legt für Gigaset 30,5 Millionen Euro auf den Tisch, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Der endgültige Kaufpreis unterliege noch zu bestimmenden Zu- und Abschlägen, betrage jedoch höchstens 32,6 Millionen Euro. Der Buchwert der Vermögenswerte belaufe sich auf 126,6 Millionen Euro. Als Käuferin fungiere die deutsche VTech-Tochter Snom Solutions.

VTech produziert unter anderem elektronische Lernprodukte sowie Babyphones und ist nach eigenen Angaben der grösste Hersteller von Festnetztelefonen in Nordamerika. 

Originalmeldung vom 21.09.2023: 

Gigaset beantragt Insolvenzverfahren

Der deutsche Hersteller von Telekommunikations-Hardware Gigaset hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Hintergrund für den Insolvenzantrag sei ein "unerwarteter und erheblicher Umsatzrückgang" im zweiten Halbjahr 2023, wie Gigaset mitteilt. Derzeit sei das Unternehmen zahlungsunfähig.

Neben dem schwachen Geschäftsgang im zweiten Halbjahr wirke sich auch die sich weiter "zuspitzende schwache Nachfrage nach Gigaset Produkten sowie eine allgemeine Kauf- und Konsumzurückhaltung in Deutschland und Europa" auf die Liquidität des Unternehmens aus.

Grundlegende Restrukturierung geplant

Mit Kapitalgebern geführte Verhandlungen für neues Eigen- bzw. Fremdkapital hätten sich bis zuletzt nicht ausreichend konkretisiert, um den notwendigen Finanzmittelzufluss zur Fortführung der Unternehmensgeschäfte ausserhalb eines Insolvenzverfahrens abzusichern.

Magnus Ekerot, CEO, Gigaset

Magnus Ekerot, CEO und Vorstandsvorsitzender von Gigaset. (Source: zVg)

"Gigaset ist es während der vergangenen Jahre nicht gelungen, den Rückgang im Kerngeschäft mit DECT-Schnurlostelefonen durch die richtigen Weichenstellungen in den neuen Geschäftsbereichen zu kompensieren", sagt Magnus Ekerot, CEO und Vorstandsvorsitzender von Gigaset. "Diese ungesunde und einseitige Geschäftsausrichtung und der nunmehr eingetretene unerwartete und erhebliche Umsatzrückgang im zweiten Halbjahr 2023 haben zur aktuellen Lage geführt."

Zunächst sollen die Geschäftsaktivitäten unverändert fortgeführt werden. Gigaset plant jedoch im Rahmen des Insolvenzverfahrens eine "grundlegende Restrukturierung". Dabei soll auch die Wirtschaftlichkeit jedes einzelnen Geschäftsbereichs intensiv geprüft werden.

"Unsere Mitarbeitenden werden auch in dieser herausfordernden Situation ihr Bestes geben, um unseren Kunden qualitativ hochwertige und nachhaltige Telekommunikationslösungen zur Verfügung zu stellen", sagt Ekerot weiter. Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden werden bis Ende November 2023 durch die deutsche Bundesagentur für Arbeit im Rahmen des Insolvenzausfallgelds getragen.

Während Gigaset noch um die Fortführung des Geschäftsbetriebs kämpft, ist die Schweizer Onlinehandelsgruppe PCP bereits am Ende. Mehr dazu lesen Sie hier.
 

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