Ricoh wirft einen Blick in die Arbeitswelt der Zukunft
Am diesjährigen Ricoh Trend Forum hat sich alles um die Zukunft des Arbeitens gedreht. Im Trafo Baden gab Daniel Tschudi, CEO Schweiz und Österreich, Einblicke in die Strategie des Unternehmens. Zudem zeigten drei Redner, weshalb das klassische Büro passé ist.
Aller guten Dinge sind drei. Diese Redewendung gilt auch für das Ricoh Trend Forum. Während der Spezialist für Drucktechnologie die Veranstaltung in den vergangenen zwei Jahren verschieben musste, klappte es 2022 endlich wieder mit einem Live-Event. Zahlreiche Teilnehmende kamen dazu am 12. Mai ins Trafo Baden.
Die vergangenen zwei Jahre plagten aber nicht nur Eventveranstalter, sondern veränderten auch die Arbeitswelt, wie Daniel Tschudi, CEO von Ricoh Schweiz und seit Kurzem auch von Ricoh Österreich, sagte. Ricohs Strategie richte sich daher nach dem Grundsatz "Leading Change at Work". Und auch die Referate am diesjährigen Trend Forum drehten sich ganz um das Thema verändertes und künftiges Arbeiten.
Daniel Tschudi, CEO Ricoh Schweiz und Österreich. (Source: Netzmedien)
"Die meisten kennen Ricoh hoffentlich als Printing-Anbieter", sagte Tschudi. Vergangenes Jahr habe das Unternehmen jedoch nur noch 50 Prozent seines Umsatzes mit dem Druckgeschäft erzielt. Der Rest stammte aus dem Bereich Digital Services. Der CEO gab einen kurzen Rundumschlag des Ricoh-Portfolios. Zu diesem zählen die Bereiche:
Digital Workspace mit Managed Print Services, Workplace Services und Communication Services.
Business Process Management mit Business Process Services
Digital Experience mit Data Analytics und KI
Cybersecurity mit Access Management & Control und Assessment sowie Consulting
Cloud & Infrastructure Services
Für den Cloud & Infrastructure-Teil ist die Ricoh-Tochtergesellschaft Lake Solutions zuständig. Ricoh übernahm den IT-Service-Provider vor rund drei Jahren.
Unsichtbare Hände als Entscheidungshelfer
Mit der Digitalisierung kommen - wie mit jeder Veränderung - häufig auch Bedenken. Die fortschreitende Automation schürt laut Stephan Sigrist, Leiter Think Tank W.I.R.E., die Angst, dass bald Maschinen alle Jobs ausführen und das Metaversum lässt befürchten, dass sich Menschen nur noch als Avatare treffen werden. "Vieles vom digitalen Hype wird heisser gekocht, als es gegessen wird - das wird beim Metaversum höchstwahrscheinlich nicht anders sein", beruhigte Sigrist.
In Bezug auf die Arbeit brauche es künftig sowohl die digitale als auch die physische Welt. "Die Schwierigkeit liegt darin, beide zusammenzuführen. Es geht dabei nicht nur um Technik, sondern auch um Menschen und die Gesellschaft." Sigrist geht davon aus, dass das Leben grundsätzlich flexibler und individueller wird, sei es in Bezug auf Karriere, Bildung oder Familienplanung. "Der Kern des Ganzen wird die Digitalisierung sein."
Stefan Sigrist, Leiter Think Tank W.I.R.E. (Source: Netzmedien)
Laut Sigrist wird es in Zukunft überall sogenannte "Invisible Hands" (unsichtbare Hände) geben, welche Entscheidungsgrundlagen liefern und Wissen vermitteln. Das Bild der künstlichen Intelligenz, die den Menschen in jedem Aspekt ersetzt und übertrifft, sei irreführend. Denn die Erfahrung zeige, dass KI ihre Limitationen habe. Zwar ist sie laut Sigrist durchaus in der Lage, repetitive Tätigkeiten - auch solche, die Menschen schwer fallen - schneller und präziser auszuführen. Allerdings könne ein Algorithmus nicht über den Tellerrand blicken.
Der Think-Tank-W.I.R.E.-Leiter warnte auch davor, sich zu sehr von den Algorithmen beeinflussen zu lassen. Beginnen Menschen so zu denken wie Computer, gehen Kompetenzen und Eigenverantwortung verloren und alles wird schliesslich zum Einheitsbrei.
Zum Schluss fasste Siegrist noch fünf Punkte zusammen, welche für die Arbeitswelt der Zukunft erforderlich sind:
Langfristige Perspektiven
Eine Mehrdimensionale, hybride Infrastruktur mit klaren Schnittstellen zwischen Menschen und Maschinen
Multimodale Arbeitsformen als Voraussetzung für den Erfolg: Verknüpfung von Kompetenzen mit einer differenzierten Arbeitsweise
Physische Räume bewusst einsetzten und aufwerten: Der klassische Schreibtisch ist Geschichte. Das Büro dient als Ort der Identifikation und des Austauschs
Lernen von der Realität, umgehen mit Scheitern und eigene Lösungen entwickeln, anstatt vorgefertigte Konzepte anzuwenden
UXI, der neue Mitarbeiter
Davon, dass es das klassische Büro bald nicht mehr geben wird, zeigte sich auch Beat Sommerhalder, Country Manager Schweiz von Aruba, überzeugt. Rund 50 Prozent der klassischen Arbeitsplätze werden laut Sommerhalder verschwinden. Das bedeute aber nicht, dass nur noch Homeoffice angesagt sei. "Es ist ganz wichtig, die Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro zu holen." Denn das Büro wird laut dem Country Manager als Ort zum sozialen Austausch dienen.
75 Prozent der Mitarbeitenden gehen davon aus, dass sie in Zukunft mobil arbeiten werden - dafür muss auch das entsprechende Equipment zur Verfügung stehen, wie Sommerhalder erklärte. Um neue Talente zu finden, müssten sich Firmen künftig also sowohl sozial engagieren als auch technisch auf dem aktuellen Stand sein.
Beat Sommerhalder, Country Manager Schweiz von Aruba. (Source: Netzmedien)
Wie er weiter sagte, entsteht sowohl seitens IT-Abteilungen als auch seitens Mitarbeitenden häufig Frust, wenn eine Applikation nicht richtig funktioniert. Für die Anwender ist es schlicht mühsam und für die IT-Spezialistinnen ein grosser Aufwand, die Problemursache zu erkennen. Hier komme der UXI-Sensor von Aruba ins Spiel. Das Gerät, das einem portablen Bluetooth-Lautsprecher zum Verwechseln ähnlich sieht, analysiere und erkenne Zusammenhänge zwischen allen genutzten Applikationen. "Mit dem Gerät finden Sie ganz einfach heraus, wo das Problem liegt", sagte Sommerhalder.
Auch andere IoT-Geräte können den Arbeitsplatz der Zukunft angenehmer gestalten und die Arbeit vereinfachen. Der Aruba-Schweiz-Chef verwies hier auf das smarte Bürogebäude The Edge. Das in Amsterdam stehende Gebäude ist rundum mit Sensoren versehen, die unter anderem messen, wann sich Menschen in welchem Gebäudeteil aufhalten. So könne beispielsweise das Reinigungspersonal abends nur gezielt jene Plätze reinigen, an denen auch tatsächlich gearbeitet wurde.
Durch KI wird die Arbeit komplexer
Das Büro wird also nicht obsolet. Persönliche Verkaufsgespräche könnten es aber werden, wie Hermann Schäfer, Vice President Sales DACH bei Docuware, sagt. 76 Prozent der B2B-Kundschaft seien der Ansicht, dass Remote-Verkaufsgespräche einem physischen Gespräch in nichts nachstehen. Zudem habe sich die B2B-Customer-Journey seit der Pandemie allgemein verändert. Kundinnen und Kunden seien nun im Vorfeld bereits sehr gut informiert und das Gespräch diene häufig nur noch dem Verkaufsabschluss.
Grundsätzlich wird sich die Arbeit laut Schäfer wie folgt verändern:
In Organisationen findet ein kultureller Wandel statt.
Der Arbeitsort bestimmt nicht mehr den Lebensmittelpunkt.
Organisationen erreichen Talente weltweit.
Mitarbeitende unternehmen weniger Geschäftsreisen, sind aber länger unterwegs, wenn sie geschäftlich verreisen.
Die Arbeit in Projekten und Ökosystemen wir zum Normalfall.
Klassische Strukturen verwässern.
Hermann Schäfer, Vice President Sales DACH bei Docuware. (Source: Netzmedien)
Schäfer ist zudem der Ansicht, dass die Arbeit durch den Einsatz von KI komplexer wird und mehr Fokus erfordert. "Alles, wozu wir wenig Hirnschmalz brauchen, decken wir mit Software ab." Schnelles Lernen werde sowohl für Organisationen als auch für Arbeitnehmende erfolgsentscheidend.
Führungspersonen müssten sich zusätzlich daran gewöhnen, ihre Teams aus der Distanz zu führen. "Als Führungskraft ist man stärker gefordert, die Menschen abzuholen", sagte Schäfer.
Nach den Referaten gab es erst einmal etwas zu Essen. Nach dem Stehlunch hatten Teilnehmende die Möglichkeit, sich an unterschiedlichen Themenständen über neue Technologien zu informieren. Dieses Jahr waren Aruba, Axonivy, Docuware, HPE, Lake, Ricoh, Samsung, TCG, Trend Micro und VMware mit einem Stand vertreten.
Lesen Sie Ausserdem: Beim letzten Ricoh Trend Forum vor der Pandemie drehte sich alles um das Thema digitale Geschäftsmodelle.