Christian Martin im Interview

Warum so viel Swissness in der Google Cloud steckt

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Google ist einer von drei Hyperscalern, der eine lokale Cloud-Region für den Schweizer Markt lanciert hat. Christian Martin verantwortet das Geschäft rund um die Google Cloud Platform Region Zürich seit einem Jahr. Und er hat Grosses vor.

Christian Martin, Managing Director ALPS, Google Cloud. (Source: zVg)
Christian Martin, Managing Director ALPS, Google Cloud. (Source: zVg)

Sie sind seit einem Jahr als Managing Director ALPS bei Google Cloud tätig. Welche Ereignisse haben Sie in den vergangenen 12 bis 18 Monaten besonders beeindruckt und warum?

Christian Martin: Beeindruckend war zuerst einmal, hier bei Google anzukommen. Das war und ist eine faszinierende Erfahrung, zu sehen, wie interdisziplinär hier kooperiert wird und wie die Mitarbeitenden voller Motivation an den unterschiedlichsten Projekten arbeiten. Es ist ein Privileg, hier nun auch selbst mitzuarbeiten, die Professionalität und die Hilfsbereitschaft von allen zu erleben. Auch freue ich mich, dass ich ein tolles, hochkompetentes voll motiviertes Team übernehmen durfte. Es ist auch schön zu spüren, wie unsere Kunden Google­ und Google Cloud sehen, und zu merken, wie relevant wir für sie sind. Ausserdem ist diese Innovationskraft, die Google mit immer wieder neuen Produkten und Innovationen demonstriert, unvergleichlich. Auch freut mich besonders, mit welcher Geschwindigkeit sich unser Cloud-Portfolio verändert und konstant erweitert wird.

Was meinen Sie konkret mit Innovationskraft?

Ich denke da insbesondere an die Produkte, die Google an der Cloud Next 2021 präsentiert hat, die im Oktober stattfand. Hier kurz die wichtigsten Ankündigungen: Google kündigte eine offene Infrastruktur an, die auf Anthos basiert und Google Distributed Cloud heisst. Damit bekommen Kunden mehr Auswahlmöglichkeiten, wie und wo sie ihre sensibelsten Workloads ausführen können, ohne sich um die zugrundeliegende Hardware kümmern zu müssen. Bei Data & Analytics gab es verschiedene Updates inklusive General-Availability-Ankündigungen von Bigquery Omni, Spark on Google Cloud, Vertex AI Workbench und Intelligent Products Essentials, um Kunden beim Aufbau moderner Datenarchitekturen mit Echtzeit-Analysen zu unterstützen und ihre geschäftskritischen datengesteuerten Anwendungen zu betreiben. Bei Google Workspace kündigten wir die neue Atlassian-Jira-Integration, Gmail-Appsheet-Integration, eine erweiterte Partnerschaft mit Citrix und neue Sicherheitsinnovationen an, die der Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit dienen. Ausserdem startete ein neues Google Cybersecurity Action Team (G-CAT) und ein neues Work-Safer-Programm, das Organisationen bei der Bewältigung alltäglicher Sicherheitsherausforderungen unterstützt. Nicht zuletzt führte Google im Zuge der Nachhaltigkeit mehrere Innovationen ein, die Kunden dabei helfen, sofort Klimaschutzmassnahmen zu ergreifen, einschliesslich etwa der Messung von Cloud-CO2-Emissionen, sowie die automatisierte Projektempfehlung.

Welche Aufgaben haben Sie seit Ihrem Start als Managing Director ALPS bei Google Cloud vor allem beschäftigt?

Es gab im Wesentlichen zwei Fokusbereiche: einerseits natürlich der Ausbau unserer Vertriebsaktivitäten mit vielen Besuchen bei Partnern und Kunden. Ausserdem hatte ich viele Termine bei weiteren Ökosystem-Teilnehmern. Es ist mir ein Anliegen, dass wir bei unseren Partnern wahrgenommen werden und unsere Position bei ihnen festigen können. Andererseits fokussierten wir uns auf die Weiterentwicklung der ALPS-Region von Google Cloud, haben in diesem Zusammenhang in unser Team investiert, aber natürlich auch die Umfunktionen aufgebaut, um etwa die Sprachvielfalt abzubilden, die wir in der Schweiz haben.

Wo gibt es Handlungsbedarf?

Ich glaube, Cybersecurity ist in den vergangenen 12 Monaten viel mehr ins Bewusstsein aller gerückt. Dies natürlich durch die vielen Attacken gerade auch auf Schweizer Unternehmen. Das hat mich sehr beschäftigt und ich sehe auch, dass wir als ICT-Industrie hier noch einen weiten Weg gehen müssen, um diese Thematik in den Griff zu bekommen. Damit wir die Schweiz und Schweizer Unternehmen sicherer machen können. Als Cloud-Provider spielen wir in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Schockierend ist insbesondere, wie leicht es Angreifer offenbar haben, Cyberattacken beziehungsweise -kampagnen zu fahren. Oft ist es bei angegriffenen Systemen so, dass zu wenig in die Prävention investiert wird. Es könnte vieles verhindert werden, wenn es auf allen Ebenen mehr Bewusstsein dafür gäbe.

Wie viel Wahrheit steckt in der Aussage, dass Datenhaltung und -verarbeitung für bestimmte (besonders schützenswerte) Daten aus gewissen Branchen in der Schweiz erfolgen müsse?

Das ist eine gute Frage und wir befassen uns regelmässig mit dieser Thematik in Kundengesprächen. Allerdings bin ich kein Datenschutz-Experte und es gibt nicht nur eine Antwort auf diese Frage. Es obliegt normalerweise dem Kunden, die Abklärung zu treffen, wo dessen Daten gespeichert beziehungsweise bearbeiten werden dürfen. Wir wissen im Normalfall nämlich gar nicht, was für Daten unsere Kunden mit unseren Services bearbeiten. Ganz generell kann ich aber sagen, dass mir keine Auflagen beziehungsweise Anforderungen bekannt sind, dass Daten ausschliesslich in der Schweiz gespeichert oder gar bearbeitet werden müssen. Falls dennoch etwa ein reguliertes Unternehmen mit spezifischen Anforderungen auf uns zukommt, schauen wir natürlich, wie wir diesen Anforderungen gerecht werden können. Dies ist uns bisher auch gut gelungen, da wir vor allem aus technischer Sicht ein sehr hohes Level bereits als Standard anbieten können. Schliesslich glaube ich aber auch, dass wir mit der Etablierung einer lokalen Google Cloud Platform Region Zürich viele Bedenken bezüglich des Datenstandortes ausräumen konnten.

Wie erfolgreich war/ist die Google Cloud Platform Region Zürich bisher im Onboarding von Schweizer Unternehmenskunden?

Wir konnten bereits namhafte Unternehmen für die Google Cloud Platform Region Zürich gewinnen. Die Kunden kommen aus allen Branchen, etwa aus der Finanz- und Versicherungsindustrie wie Axa Schweiz, Leonteq oder Swiss Life. Im Handel zählen Digitec, Globus, Coop und Valora zu unseren Kunden. Aus der Pharmabranche gehören Gamaya, Biomedical Informatics (BMI) Group at ETH Zurich und Allcyte dazu. Weitere wichtige Kunden sind ABB, Swisscom, Swiss/Lufthansa, Landis + Gyr und Swiss Steel. Google Workplace nutzen ausserdem Lafargeholcim, Roche. Oder auch seit Kurzem Balgrist Campus, wo diverse Forschergruppen mit Google-Cloud-Lösungen etwa mit Compute Engine, Cloud Storage und weiteren arbeiten. Natürlich ist diese Aufzählung nicht abschliessend. Sie zeigt aber, dass Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen auf unsere Services vertrauen. Und darauf sind wir stolz. Für uns ist auch wichtig, dass wir als Infrastrukturprovider Kunden aus allen Branchen onboarden können und auch wollen. In der Schweiz haben wir eine hohe Dichte an grossen, regulierten Industrien. Entsprechend legen wir natürlich auch einen Fokus auf diese bei der Akquisition.

Warum entscheiden sich diese Kunden für Google Cloud Platform Region Zürich?

Unsere Kunden geben oft als Feedback, dass unsere Produkte einfach, benutzerfreundlich und sehr gut dokumentiert sind. Ausserdem schätzen Kunden, dass sie unser eigenes Netz nutzen können, das auf unserer eigenen Hardware aufbaut und so quasi embedded security bekommen. Wichtig ist für Kunden auch, dass Google Schweiz ein sehr grosser Standort ist, wo sie auf lokale Expertise zugreifen können.

Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach der Preis bei der Entscheidung für Google Cloud?

Der Preis ist immer ein wichtiges Entscheidungskriterium, aber nicht das einzige.

Zum Launch der Google Cloud Platform Region Zürich war die G-Suite beziehungsweise Google Workspace nicht mit Datenlokalität Schweiz verfügbar. Wie sieht das heute aus?

Kunden können aktuell bei Google Workspace die Region "Europa" als Data Locality auswählen, aber keine spezifischen Länder. In diesem Zusammenhang bedeutet die Data Locality stets "data at rest".

Google liegt auf dem dritten Platz unter den drei Hyperscalern hinter Microsoft Azure und Amazon Web Services. Wie wollen Sie wachsen und die Konkurrenz ausstechen?

Das ist meine Kernaufgabe (lacht). Grundsätzlich wollen wir uns das Vertrauen und die Wertschätzung der Kunden erarbeiten und vor allem einen besseren Job machen als unsere Marktbegleiter. Ein wichtiger Differenzierungsfaktor ist sicher wie erwähnt unsere Grösse hier vor Ort. Bei uns steckt die Swissness nicht nur in der Cloud Platform Region Zürich, sondern in unserem Standort, an dem wir mehrere tausend Mitarbeitende haben und ausserdem das grösste Google-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Europa betreiben. In keinem anderen Cloud-Provider steckt so viel Schweiz wie in der Google Cloud. Angefangen bei der globalen Geschäftsleitung mit dem Schweizer Urs Hölzle als Google-CTO, der viel Herzblut für sein Heimatland hat und auch regelmässig hier ist. Zudem ist unsere Innovationskraft ein wichtiger Differenzierungsfaktor für unsere Kunden rund um Data, Analytics, Sicherheit und Operations. Und nicht zu vergessen die Innovationskraft der Alphabet-Gruppe mit weiteren Diensten wie Google Health, Google X, Google Advertising Platform etc. – das schafft einen unglaublichen Mehrwert und ist ein wichtiger Differenzierungsfaktor für unsere Kunden und gegenüber unseren Mitbewerbern. Nicht zuletzt haben wir eine starke Partnerlandschaft.

Welche Entwicklungen sind von Google Cloud in den kommenden 12 Monaten ausserdem zu erwarten?

Die Cloud-Lösungen, die wir kürzlich an der grossen "Google Cloud Next 2021"-Konferenz präsentiert haben, lassen darauf schliessen, was im kommenden Jahr für Google Cloud und den Cloud-Markt allgemein prioritär sein wird – unter anderem eine auf Anthos (Open Source) basierende Infrastruktur, die dem Kunden mehr Unabhängigkeit bezüglich Cloud-Provider ermöglichen, wie auch innovative Lösungen zum Aufbau moderner Datenarchitekturen mit Echtzeitanalyse-Fähigkeiten, um datengesteuerte Anwendungen und Prozesse zu betreiben, aber auch Sicherheitsinnovationen, um noch besser den Herausforderungen im Bereich Cybersecurity Herr zu werden; und nicht zuletzt weitere Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit, die Organisationen weltweit dabei helfen sollen, Klimaschutzmassnahmen ergreifen zu können. Es bleibt spannend bei und mit uns – bei Google Cloud im Jahr 2022.

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