Red Bull The Edge: Mit VR-Brille aufs Matterhorn klettern
Das Verkehrshaus Luzern hat mit Red Bull The Edge eine neue Attraktion. Sie ermöglicht es Besucherinnen und Besuchern virtuell das Matterhorn zu besteigen. HP unterstützt das Projekt mit seiner VR-Technologie. Die Redaktion war bei der Eröffnung live vor Ort.
Der Wind pfeift um die Ohren, Gesteinsbrocken lösen sich aus der Wand und es fehlen nur noch wenige Meter bis zum Gipfel des Matterhorns. Am 22. Juni 2021 hat das Verkehrshaus Luzern seine neue Attraktion, Red Bull The Edge eröffnet. Dabei erleben Besucherinnen und Besucher in einem immersiven VR-Erlebnis den Aufstieg auf einen der berühmtesten Berge der Welt.
Während bisherige 3-D-VR-Erlebnisse lediglich sitzend oder stehend ein Abenteuer zulassen, fügt Red Bull gemäss Mitteilung eine neue Ebene hinzu: das Klettern in einer real existierenden Umgebung. Das Erlebnis soll auf einem 3-D-Photogrammetrie-Scan des Matterhorns aufbauen. Dafür kartierte senseFly, Hersteller von Starrflügler-Drohnen mit Sitz in Lausanne, über 14'000 Quadratkilometer Gebirgsketten. Die Agentur X Studios aus Orlando und ihr Team aus 3-D-Szenografen, Animatoren und Programmierern gestalteten die Szenerie detailgetreu und interaktiv - inklusive Fuss- und Hand-Tracking und mit einem High-End-VR-Rucksack von HP, der als Rechner fungiert. Eine virtuelle AlpinerX Uhr von Alpina Watches gibt dem Kletterer sogar die Höhenmeter an.
Abenteuer bis zum Gipfel
Die Kletterpartie am Matterhorn beginnt in der Hörnlihütte auf 3260 Meter Höhe.
Dieser Raum symbolisiert die Hörnlihütte auf 3260 Meter Höhe, danach beginnt der Aufstieg zum Gipfel (Source: Netzmedien)
Nach Instruktionen der Bergführer kommt die Ausrüstung. Besucherinnen und Besucher erhalten eine komplette VR-Ausrüstung übergezogen, inklusive Klettergurt. Danach startet das Abenteuer wieder auf 4003 Meter in der Solvayhütte, dem letzten Punkt vor dem Gipfelaufstieg. Begleitet von einem virtuellen Guide, verlässt man die Hütte und startet das eigentliche VR-Erlebnis in stürmischen Höhen. Das Highlight, die 4,5 Meter hohe Kletterwand. Sie lässt mit der Leere unter den Füssen das Erlebnis real wirken. Auf dem Gipfel angekommen, beeindruckt die Rundumsicht der Schweizer Alpen in 4478 Meter über Meer.
Möglich macht das die neue Virtual-Reality- und Motion-Capture-Technologie von HP. "Wir sind stolz, Teil dieses weltweit einzigartigen VR-Klettererlebnisses zu sein", freut sich Adrian Müller, Managing Director HP Schweiz. Weitere Einblicke in die VR-Experience erhalten Sie hier.
Die Ausrüstung von HP: Der VR-Rucksack, die VR-Brille inklusive Headset und die Sensoren an den Handgelenken (Source: zVg)
Technische Herausforderungen
Roger Graf, Product Value Manager von HP Schweiz, betont, dass bei einer solchen Umsetzung von virtuellen Landschaften, die Sensoren und der Tracking-Bereich die grossen Knacknüsse darstellen. Anders als bei anderen VR-Anwendungen handelt es sich bei der HP-Lösung um ein externes Tracking. Das bedeutet, dass 35 Kameras im Millimeterbereich ausgerichtet werden, um die mobilen Sensoren am Körper zu filmen. Erst dadurch kann die virtuelle Realität entstehen.
Reale Bilder existieren in diesem Sinne also nicht. Alles wird über den Rechner anhand der Bewegungen aufgebaut. Die Aufnahmen des Matterhorns wurden mit Drohnen geschossen. Allerdings nutzen die Entwickler diese Aufnahmen nur als Rahmen für die virtuelle Konstruktion der Landschaft. Werden die Kameras sowie die Netzwerkinfrastruktur nicht genau kalibriert, kommt es innerhalb des VR-Erlebnisses zu Störungen und Verschiebungen der Gliedmassen. Das wiederum resultiert in ein schlechtes Erlebnis.
Eine weitere Herausforderung liegt laut Graf in der Umsetzung der Bildfrequenz. Damit einem Besucher oder einer Besucherin nicht schwindlig wird, benötigt der "Film" konstante 90 Bilder pro Sekunde oder mehr. Damit das Bild ohne Unterbrüche wiedergegeben wird, braucht der Rechner ausserdem eine Latenzzeit von maximal 11 Millisekunden.
Die Kletterwand stellt die letzten 4,5 Meter vor dem Berggipfel dar. (Source: Netzmedien)
Zukunft der Virtual-Reality-Technologie
Zur Zukunft der VR-Technologie äussert sich Roger Graf zurückhaltend. Natürlich seien weitere Projekte geplant, jedoch stecken sie alle noch in Kinderschuhen. Managing Director Adrian Müller fügt hinzu, dass es wichtig sei, solche Technologien auszuprobieren: "Dadurch entstehen Inspirationen für neue Business-Cases und damit die Möglichkeit, neue Probleme zu finden die eine solche Technologie zur Lösung voraussetzen. Dabei handelt es sich um einen Evolutionsprozess", argumentiert Müller.
Ein Beispiel für einen solchen Evolutionsprozess stellt gemäss Müller der Schaden an Fracht-Container dar. Gestern benutzte man noch eine Kamera und ein Schadensprotokoll auf Papier. Heute geniessen wir die Möglichkeit, mit einem Tablet die Schäden zu fotografieren und sie direkt in das digitale Schadensprotokoll zu implementieren. Morgen funktioniert dieser Vorgang über eine smarte Brille, die den Schaden fotografiert und mit einem Code am Container abgleicht.
Weiter bot der Event im grossen Kinosaal des Verkehrshauses ein Interview mit den Protagonisten von Red Bull sowie mit dem Genfer Regisseur-Duo Consuelo Frauenfelder und Stefan Lauper. Und zum Schluss einen traditionellen Appéro mit Walliser-Fondue.
Kinosaal im Verkehrshaus: Auf dem Foto ist der Gründer des Verkehrshaus Luzern, Alfred Waldis, auf dem Gipfel des Matterhorns zu sehen (Source: zVg)
Während der Coronakrise haben viele Technologien einen Boom erlebt, darunter Virtual, Mixed und Augmented Reality. Ob und wann diese an die breite Masse kommen wie etwa bei Red Bull The Edge können Sie hier weiterlesen.