Arbeitsklima, Stress, Internetnutzung

Das macht das Homeoffice mit der Psyche

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von Maximilian Schenner und jor

Seit mehr als einem Jahr ist der Begriff "Homeoffice" weltweit geläufig. Neuen Studien zufolge wirkt sich Fernarbeit positiv auf das Arbeitsklima aus, der Psyche setzt die Pandemie jedoch zu.

(Source: Julia M Cameron / Pexels)
(Source: Julia M Cameron / Pexels)

Seit mittlerweile mehr als einem Jahr arbeiten grosse Teile der Schweiz und der Welt von zuhause aus. In der Schweiz betrifft dies etwas mehr als die Hälfte der Angestellten. Im Rahmen einer internationalen Arbeitsmarktstudie wurde nun untersucht, wie sich Fernarbeit auf das Arbeitsklima in Betrieben auswirkt.

Positives Arbeitsklima trotz Homeoffice

Die Studie wurde im Dezember 2020 im Auftrag des Personaldienstleisters Robert Half durchgeführt. Befragt wurden 1500 Manager mit Personalverantwortung (General Manager, CIOs, CFOs) in kleinen (50-249 Mitarbeiter), mittelgrossen (250-499 Mitarbeiter) und grossen (500 oder mehr Mitarbeiter) Unternehmen in Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich und Grossbritannien (je 300 Teilnehmer).

Den Ergebnissen zufolge bemerkten 38 Prozent der Führungskräfte bei ihren Mitarbeitenden nach wie vor eine positive Einstellung gegenüber ihrer Arbeit. Für ebenso oviele zeichne sich Fernarbeit durch gute Zusammenarbeit und gutes Arbeitsklima aus.

Ebenfalls mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) habe angegeben, dass ihre Arbeitnehmenden trotz der aktuellen Bedingungen "engagiert und produktiv" arbeiten würden.

"Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass sich die Unternehmen an die veränderte Situation angepasst haben und gut zurechtkommen. Die Stimmung ist positiv und Kollegen unterstützen einander. Von der hohen Produktivität profitieren auch die Unternehmen", sagt Eva Mahoney, Associate Director bei Robert Half in Zürich. Eine Studie von Sotomo hat zuletzt ergeben, dass die Pandemie den digitalen Leistungsdruck gesenkt habe- mehr dazu lesen Sie hier.

Ein grosser Vorteil hybrider Modelle sei für 33 Prozent der befragten Führungskräfte die damit einhergehende Agilität. 30 Prozent sähen ausserdem die Kostenreduktion für Büroimmobilien als positiven Effekt.

Hybride Modelle: gekommen, um zu bleiben

Mit 88 Prozent gehe der überwiegende Teil der Manager davon aus, dass sich hybride Arbeitsmodelle langfristig etablieren könnten. "In der weiteren Zukunft kann eine Kombination aus regelmässiger Präsenz im Büro und Homeoffice die von vielen Mitarbeitenden gewünschte Flexibilität bieten, ohne dass dem Unternehmen dadurch Nachteile entstehen", erklärt Mahoney. Das Center for Aviation Competence der Universität St. Gallen führt derzeit eine Studie zum Flugverhalten von Schweizer Firmen vor, während und nach Corona durch. Das Zwischenresultat: In Zukunft wird es wohl wesentlich mehr Videocalls geben, die Zahl der Geschäftsflugreisen soll abnehmen.

Ungewissheit als Stressfaktor

34 Prozent der Arbeitgebenden, die Robert Half befragte, fänden es ausserdem schwierig, das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden im Blick zu behalten.

Gerade der Psyche können Ausgangsbeschränkungen und Fernarbeit jedoch besonders zu schaffen machen. Wie sich der Lockdown auf die psychische Gesundheit junger Menschen ausgewirkt hat, haben Forschende der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) und der Universität Zürich zusammen mit dem Institut et Haute École de la Santé La Source untersucht.

"Die Ungewissheiten in dieser Zeit waren enorm und wirkten sich negativ auf die Psyche aus", erklärt Studienleiterin Meichun Mohler-Kuo, Professorin an der PUK und La Source. Für Kinder und Jugendliche ist gemäss der Studie der grösste Stressfaktor das Verschieben oder Absagen von Plänen, für Erwachsene hingegen die Ungewissheit über das Ende der Pandemie gewesen, Alle Altersgruppen litten jedoch unter den sozialen Einschränkungen beziehungsweise an einem Mangel an sozialen Aktivitäten.

Die Studienautoren erhoben für alle drei Landesteile der Schweiz Stichproben von 1627 jungen Erwachsenen im Alter von 19-24 Jahren sowie von 1146 Kindern und Jugendlichen im Alter von 12-17 Jahren und deren Eltern.

Problematische Internetnutzung und psychische Probleme

Viele junge Erwachsene hätten während des ersten Lockdowns Symptome psychischer Erkrankungen aufgewiesen. So hätten 38 Prozent der männlichen jungen Erwachsenen über leichte bis schwere depressive Symptome berichtet, bei den jungen Frauen seien es gar 54 Prozent gewesen. Knapp die Hälfte der jungen Frauen (47 Prozent) und ein Drittel (33 Prozent) der jungen Männer berichtete, leichte bis schwere Angstzustände erlebt zu haben. Unter den Kindern und Jugendlichen seien bei 10 Prozent der Mädchen und 5 Prozent der Jungen Anzeichen von Depression erkennbar gewesen, Angstsymptome wiesen 14 respektive 13 Prozent auf. "Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder und Jugendliche besonders gefährdet sind, psychische Störungen zu entwickeln", erklärt Susanne Walitza.

Die durchschnittliche Zeit, die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene während des ersten Lockdowns im Internet verbrachten, betrug 240 Minuten pro Tag. Über 40 Prozent der Männer und 35 Prozent der Frauen nutzten gemäss der Studie täglich mehr als 4 Stunden lang das Internet, etwa 8 Prozent der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sogar länger als 6 Stunden. 30 Prozent der Kinder und 21 Prozent der jungen Erwachsenen erfüllten die Kriterien für eine "problematische Internetnutzung".

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