Wo gemäss Nokia die Vorteile von 5G für Industrie 4.0 liegen
Der neue Mobilfunkstandard 5G verspricht mehr als nur schnelleres Netflixen. Auch für die Industrie 4.0 bieten die hohe Bandbreite und die niedrige Latenz von 5G zahlreiche Vorteile – etwa wenn es darum geht, die Fertigung zu vernetzen. Wie die Industrie von 5G profitiert, sagt Patrick Langelaan, Mitglied der Geschäftsleitung von Nokia Schweiz.
Wie profitiert die Industrie 4.0 vom neuen Mobilfunkstandard 5G?
Patrick Langelaan: 5G ermöglicht durch extrem hohe Verfügbarkeit, niedrige Latenz, hohe Bandbreiten und Sicherheit neue Anwendungsfälle: Autonome Flurförderfahrzeuge erhöhen die Automatisierung und Effizienz in der Logistik. Echtzeit-Videoanalysen in der Produktion bringen Qualitäts- und Prozessverbesserungen. Flexible Fabrikdesigns ermöglichen eine kundenorientierte Produktion in Losgrösse 1.
Was davon ist bereits Realität, was noch Zukunftsmusik?
Heute, mit 5G Release 15, stehen Anwendungsfälle mit hohem Bandbreitenbedarf etwa für Videoübertragung im Vordergrund und die Industrie implementiert Pilotprojekte mit autonomen Logistikfahrzeugen, IoT-Maschinensensoren und industriellen Tablets zur Maschinen- und Prozesssteuerung. 2022 werden wir mehr sicherheitskritische und Echtzeit-Anwendungen sehen, zum Beispiel im Bereich Mensch-Maschinen-Kommunikation.
Welche Vorteile bietet 5G für industrielle IoT-Anwendungen im Vergleich zu bisherigen Standards, wie etwa LTE/4G?
Spannend wird 5G für die Industrie durch äusserst kurze Latenzzeiten für Echtzeitanwendungen und sicherheitskritische Applikationen, aber auch höhere Zuverlässigkeit für geschäftskritische Prozesse und unterbrechungsfreie Mobilität. Besser als 4G ist 5G auch beim Vernetzen von hunderten oder tausenden Sensoren oder anderer IoT-Geräte.
Inwiefern werden Unternehmen durch diese Entwicklung gezwungen, mit grossem finanziellem Aufwand aufzurüsten, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen?
Die Investition in 5G kann schrittweise erfolgen und ist abhängig von den Anwendungsfällen - ein einfacher IoT-Sensor läuft eventuell über Wi-Fi, mehrere mobile HD-Kameras über 5G. Ausserdem kann mit 4G-Technologie gestartet und zeitversetzt auf 5G aufgerüstet werden. Wir empfehlen, früh mit einem Feldversuch zu starten, um die Technologie kennenzulernen und ihr Potenzial zu eruieren.
Welche Herausforderungen stellt eine so vernetzte Industrie an die Netzwerkinfrastruktur?
Die Produktionslandschaft (OT) konvergiert immer stärker mit den IT-Systemen, und 5G muss industrielle Performance-, Sicherheits- und Protokollanforderungen erfüllen. Zugleich bedeutet Vernetzung auch die Einbindung des Ökosystems. Lieferanten, Kunden und Partner werden zu aktiven Teilnehmern in der Infrastrukturlandschaft?
Welche Chancen eröffnen sich dadurch für Schweizer IT-Dienstleister, Systemintegratoren und Fachhändler?
Diesen Unternehmen kommt eine wichtige Rolle zu. Es bedarf der Integration in bestehende Produktionssysteme und IT-Architekturen. Prozesse müssen auf die grössere Flexibilität und auf Echtzeitanwendungen abgestimmt werden. Organisationen bekommen neue Verantwortlichkeiten. Eine solche Transformation sollte durch Consulting-, Integrations- und Servicepartner unterstützt werden.
Die Antworten der weiteren Teilnehmer des Podiums:
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Martin Bürki, Ericsson: "Um wettbewerbsfähig zu bleiben, führt kein Weg an der Digitalisierung der industriellen Produktionsprozesse vorbei."
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Julian Dömer, Swisscom: "5G ist für die Industrie das, was 4G für das Smartphone war: eine Innovationsplattform, auf der alles aufbaut."
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Christian Kuster, Huawei: "Dank 5G kann das 'Internet of Everything' effizient und zielführend umgesetzt werden."
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Tarek Larbi, Siemens: "Drahtlose Kommunikation ist in der Industrie kein Novum."
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Alexander Lehrmann, Sunrise: "Alle Industrieunternehmen sind von 5G mehr oder weniger betroffen."
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Eric Wolff, Salt: "Für Unternehmen sehen wir neue Möglichkeiten jenseits der üblichen IT-Lieferanten."
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Michael Täuber, Tech Data: "Die Verbreitung von flächendeckendem 5G-Empfang und die Anzahl 5G-fähiger Devices ist noch recht überschaubar."