IT-Entscheider bangen um die Zukunft
Viele Unternehmen haben aufgrund der Pandemie ihre digitale Transformation weiter vorangetrieben. Doch die beschleunigte Digitalisierung kann Mitarbeitende überfordern, während die ungewisse Zukunft den Entscheidungsträgern Sorgen bereitet.
Die Coronakrise ist für viele Unternehmen die Chance, ihre digitale Transformation anzupacken. Zu diesem Schluss kommt der Tech-Konzern Dell, der für seinen "Digital Transformation Index 2020" 4300 Entscheider aus 18 Ländern befragte. 80 Prozent von ihnen gaben demnach an, dieses Jahr zumindest einige ihrer Digitalisierungsprojekte dieses Jahr beschleunigt zu haben – bei 41 Prozent waren es sogar alle oder die meisten Projekte.
Die häufigsten Digitalisierungsprojekte hatten das Ziel, die Cybersecurity zu erhöhen, Arbeit aus der Ferne zu fördern oder neue digitale Nutzererfahrungen für Kunden und Angestellte zu schaffen. 89 Prozent der Befragten merkten dank der Pandemie, dass sie eine flexiblere oder skalierbarere IT benötigten, um auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können, und 79 Prozent erfinden gar ihr Geschäftsmodell neu, schreibt Dell.
Düstere Aussichten
Die Dell-Studie macht allerdings auch deutlich, dass Corona neue Probleme und Ängste mit sich bringt. Zwar hätten Unternehmen in Sachen digitaler Transformation zugelegt, schreibt Dell. 48 Prozent der befragten Entscheider befürchten jedoch, die raschen Veränderungen der IT-Strategie hätten das Burnout-Risiko ihrer Angestellten erhöht.
94 Prozent der Umfrageteilnehmer verweisen zudem auf diverse Hindernisse auf dem Weg der digitalen Transformation. Die grössten davon sind Bedenken bezüglich Datensicherheit und Datenschutz, fehlende (auch finanzielle) Ressourcen sowie schlichte Überforderung mit der Auswertung der anfallenden Datenmengen. An vierter Stelle taucht die Sorge um fehlendes wirtschaftliches Wachstum auf – dieser Punkt sei in den Untersuchungen vor der Pandemie nicht genannt worden, schreibt Dell.
Die Zukunft bereitet vielen Entscheidungsträgern Kopfzerbrechen. "Wir leben in unsicheren, turbulenten Zeiten", schreiben die Autoren dazu. Unternehmen seien dabei, sich für das nächste, herausfordernde Kapitel zu rüsten. Fast ein Drittel aller Befragten befürchtet demnach, ihr Unternehmen könnte die nächsten Jahre nicht überleben. 60 Prozent glauben zwar an das Überstehen der Krise. Sie gehen aber davon aus, dass es Entlassungen und insgesamt viele Jahre brauche, bevor ihre Organisation wieder gewinnbringend arbeite.
Unlängst fühlte auch die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) ihren Mitgliedern den Puls. Dabei zeigte sich, dass Schweizer SAP-Anwender die Pandemie zu spüren bekommen: Ein Drittel verschiebt wegen Corona die S/4Hana-Migration. Doch in manchen Fällen könnte die Krise den SAP-Projekten sogar nützen.
Auch eine Untersuchung der ETH Zürich und der Universitäten Luzern und Zürich zeigte kürzlich die Schattenseiten der Digitalisierung der Arbeitswelt auf: Viele Mitarbeitende würden zwar mehr Eigenverantwortung im Unternehmen erhalten. Zu schaffen machen ihnen jedoch Überwachungsmassnahmen, wie die aktuelle Ausgabe des HR-Barometers zeigt. Die Studienautoren warnen insbesondere vor Vorurteilen gegenüber älteren Arbeitnehmenden.