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MTF, Computacenter und Baggenstos: So geht Systemintegration heute

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Systemintegration ist nicht mehr das, was sie war. Der Markt wie auch die Ansprüche der Kunden haben sich in den letzten Jahren verändert. Was es heute als Systemintegrator zu beachten gilt, erklären Ueli Tritten von MTF Thörishaus, Massimiliano D'Auria von Computacenter und Michael Kistler von A. Baggenstos & Co.

(Source: nyul / Fotolia.com)
(Source: nyul / Fotolia.com)

Das Bild des Systemintegrators hat sich in den letzten Jahren verändert. Die Digitalisierung, damit einhergehende Technologien wie die Cloud und neue Ansprüche von Kunden beeinflussen die Anforderungen an die Branchenvertreter spürbar. Ueli Tritten, Geschäftsleiter von MTF ­Thörishaus, Massimiliano D'Auria, CEO von Computacenter, und Michael Kistler, CEO von A. Baggenstos & Co, klären auf, worauf es bei der Systemintegration heute ankommt.

 

Das erwarten Kunden heute vom Systemintegrator

Gesamtlösungen inklusive Beratung und Managed ­Services

Laut Kistler wollen die Kunden heute oft ein umfassendes Paket, das Strategieberatung und Consulting, die Implementierung einer Lösung und auch deren Wartung und Betrieb als Managed Service umfasst. D'Auria sagt ebenfalls: "Kunden suchen Anbieter, die langfristig als Partner und Berater in Fragen der Innovation und Technologieentwicklung zur Verfügung stehen."

 

Verständnis des Geschäftsmodells und der -prozesse der Kunden

Tritten sagt: "Die Ansprüche der Kunden sind komplexer geworden." Er und Kistler stimmen darin überein, dass die Gesamtlösung an Bedeutung gewinnt. Deshalb sei nicht mehr nur der technische Aspekt einer Lösung wichtig. Kunden hätten vermehrt den Anspruch, dass die IT-Partner das Kunden-Geschäftsmodell verstünden. Tritten wie D'Auria sehen diesen Punkt auch als Voraussetzung, um dem Wunsch nach individuellen Lösungen nachzukommen.

 

Flexibilität, jederzeit verfügbare Daten und Outsourcing

Laut Kistler wollen Kunden mehr Flexibilität und Skalierbarkeit. Die Cloud-Technologie sei deshalb ein wichtiger Trend. "Wenn vor ein paar Jahren oft Vorbehalte gegenüber Cloud-Lösungen bestanden, so sind diese heute viel seltener anzutreffen", sagt Kistler. Auch laut Tritten wollen Kunden "schnelle Reaktionszeiten und Agilität, die es ermöglicht, schnell benötigte Ressourcen bei Bedarf bereitzustellen". Ausserdem müssten Mitarbeiter "von jedem Ort sowie von allen Devices auf die Daten zugreifen können". Damit zusammenhängend sind der Modern Workplace und Managed Services ebenfalls wichtige Trends, die Tritten nennt. D'Auria sagt ebenfalls, dass Cloud-Services zunehmend dominieren würden: "Vom Grossunternehmen bis hin zum KMU, in sehr vielen Firmen zielt die IT-Strategie teilweise oder vollständig auf externes Sourcing ab". Als Beispiele nennt er etwa Clients, Server, Storage-as-a-Service oder komplett virtuelle Arbeitsplätze aus der Cloud.

 

Datenschutz und Datensicherheit

Ein wichtiger Trend, der auch in Zukunft noch von Bedeutung sein wird, ist die Security, wie Tritten festhält. D'Auria sagt ebenfalls: "Security-Beratung ist ein wichtiges Thema, vor allem auch wegen des schweizerischen Datenschutzgesetzes, das voraussichtlich an die EU-DSGVO angeglichen wird." Auch Kistler betont, dass Datenschutz und -sicherheit heute hohe Priorität haben. Oft sei hier aber regelrechtes Missionieren notwendig, "da das Verständnis für konkrete und wirksame ­Sicherheitsmassnahmen in der ICT noch oft zu wenig vorhanden ist".

 

Michael Kistler, CEO von A. Baggenstos & Co. (Source: zVg)

 

Das gilt es als Systemintegrator bei einem Auftrag besonders zu beachten

Ausgangslage und Ziele des Kunden

Tritten empfiehlt, bei einem Auftrag besonders die Ausgangslage und Ziele des Kunden zu beachten. Auch Kistler sagt, dass am wichtigsten "ein profundes Verständnis für die wirklichen Bedürfnisse des Kunden" sei. Das sei nicht nur auf der technischen, sondern auch der organisatorischen Ebene und bei den Betriebsprozessen wichtig. "Zuhören können und die richtigen Fragen stellen ist mehr denn je gefragt", so Kistler.

 

Ehrlichkeit / Transparenz von eigener Seite

"Ehrlichkeit in allen Belangen ist die Grundlage einer partnerschaftlichen Kundenbeziehung. Dazu gehören insbesondere Transparenz und das Aufzeigen der eigenen Leistungsfähigkeit", sagt D'Auria. Auch Tritten ist der Meinung, dass die Kommunikation mit dem Kunden wichtig sei.

Kunden ernst nehmen und kompetent Auftreten: "Der ­Anbieter muss ein engagierter Ansprechpartner für alle Anliegen des Kunden sein und ihn ernst nehmen", sagt D'Auria. Ausserdem müsse rasch und kompetent auf mögliche Fragen und Antworten reagiert werden.

 

Systemintegratoren müssen auch vermitteln

"Schliesslich gilt es, Vermittler zu sein – in einer manchmal komplexen Welt aus Anbietern und Partnern", resümiert D'Auria.

 

Massimiliano D'Auria, CEO von Computacenter. (Source: zVg)

 

So geht man als Systemintegrator mit Fehlern um

Augen offen halten

D'Auria berichtet, dass sein Unternehmen vor etwa fünf Jahren feststellen musste, dass das Portfolio Lücken aufgewiesen habe. "Wir mussten diese Bereiche mit Partnern abdecken – was die Organisation komplizierter macht, den Aufwand steigert und die eigene Marge senkt." Durch Zukäufe hätten diese Defizite schliesslich beseitigt werden können. Nun gehe es vor allem darum, all die Ressourcen effizient einzusetzen, um weiter gezielt im Kerngeschäft zu wachsen.

 

Gewisse Risiken gehören dazu

Kistler musste bereits feststellen, dass bei der Umsetzung der neusten und innovativsten Cloud-Lösungen "manchmal eine doch erhebliche Diskrepanz zwischen Marketing­ankündigungen und der technischen Realität" liegt. Man dürfe das Lehrgeld nicht unterschätzen, das man als Vorreiter oftmals bezahle. "Wir sind aber der Ansicht, dass es sich langfristig auch für den Kunden lohnt, wenn man als Systemintegrator stets up to date ist und Lösungen an vorderster Front realisiert."

 

Lerne aus jedem Fehler

Laut Tritten ist jedes Projekt individuell, weshalb immer stetig dazugelernt werde. "Klar können deshalb Fehler passieren. Aufwände wurden zum Beispiel mal unterschätzt, oder man sprach zu Beginn nicht mit den richtigen Stakeholdern. Wichtig ist aber, jegliche Fehler sofort zu erkennen, zu korrigieren und daraus zu lernen."

 

Ueli Tritten, Geschäftsleiter von MTF Thörishaus. (Source: zVg)

 

So sieht die Zukunft der Systemintegration aus

Der Systemintegrator wird mehr und mehr zum ­Trusted Advisor

Tritten wie Kistler sind sich ­einig, dass sich der Systemintegrator noch mehr Richtung "Trusted Advisor" entwickeln wird. Kunden wollen schon heute die Weichen für die digitalen Unternehmungen der Zukunft stellen "und der IT-Partner wird daher noch mehr zum wichtigen Geschäftspartner und 'Trusted Advisor' avancieren", sagt Tritten. Kistler sieht den Systemintegrator der Zukunft als Partner, "der nicht nur bei der technischen Entwicklung an vorderster Front dabei ist, sondern auch das Geschäft des Kunden versteht. Kompetenzen wie betriebswirtschaftliches Know-how, Verständnis von Geschäftsprozessen und die Unterstützung des Kunden beim Change-Management werden künftig über Erfolg und Misserfolg ­entscheiden."

 

Neue Technologien und die Digitalisierung werden den modernen Arbeitsplatz vorantreiben

"Die Digitalisierung aller Bereiche in einem Unternehmen wird die Grenzen der klassischen IT noch weiter sprengen", gibt sich Tritten überzeugt. Als Beispiele nennt er etwa das Ersetzen von Postern mit Digital Signage oder mit KI ausgewertete Daten, welche die Effizienz im Betrieb steigern und Wettbewerbsvorteile generieren. "Das erhöht die Komplexität auf der einen Seite, eröffnet auf der anderen Seite für uns als IT-Partner aber auch viele neue Chancen." D'Auria ist der Meinung, dass auch Technologien wie 5G oder das Internet of Things Treiber im zukünftigen Markt sein werden. Damit zusammenhängend wird der ­Bedarf an Dienstleistungsmodellen wie Device-as-a-Service wachsen, "um den gesamten Client-Lifecycle noch effizienter zu managen", sagt D'Auria.

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