Logitech: Abgeschlagener Trendfolger
Mit den neuen Smartphones und Tablets wandelt sich auch der ganze Markt der Peripheriegeräte. Wer braucht noch eine Computermaus, wenn die Endgeräte alle Touchscreens haben? Und wer benötigt kleine Lautsprecher, wenn die Nutzer ihre Musik nur noch über Kopfhörer konsumieren?
Wie macht man in der Airline-Industrie Millionen? Indem man Milliarden investiert.
Diese Investorenweisheit aus den 1980er-Jahren liess und lässt sich immer wieder auch auf die schnelllebige IT-Branche übertragen. Zum Beispiel auf Logitech: Die Aktie hat in den letzten zwölf Monaten 60 Prozent ihres Werts verloren und notiert heute 75 Prozent unter ihrem Hoch im Jahr 2008. Zufall oder nicht: Kaum war Apples iPhone auf dem Markt, begann die Logitech-Aktie zu fallen. Und als das iPad kam, beschleunigte sich der Kurszerfall sogar. Analysten glauben nicht an Zufälle.
Der Zusammenhang ist leicht zu verstehen: Mit den neuen Smartphones und Tablets wandelt sich auch der ganze Markt der Peripheriegeräte. Wer braucht noch eine Computermaus, wenn die Endgeräte alle Touchscreens haben? Und wer benötigt kleine Lautsprecher, wenn die Nutzer ihre Musik nur noch über Kopfhörer konsumieren? Webcams, das ganze Fernbedienungsportfolio und die Peripheriegeräte lassen sich einfach nicht mehr verkaufen, wie auch das Logitech-Management einräumt. Auf diese Fragen hat das Logitech-Management bisher keine Antworten und ist bei neuen Projekten wie im TVBereich mit Google in eine Sackgasse gerannt. Und es sieht auch nicht so aus, als ob die Lösung des Problems bis Ende März, wenn die Bücher für das Fiskaljahr geschlossen werden, gefunden würde. Für den 26. April, dem Zeitpunkt der Veröffentlichung der Jahreszahlen, droht einiges an Ungemach für die Aktie.
Der Spielraum für nie auszuschliessende positive Überraschungen ist eng. Nach den Neun-Monats-Zahlen, die Ende Januar veröffentlicht worden waren, haben etliche Analysten ihre Prognosen weiter reduziert. "Sie haben jetzt den Schrumpfmodus betreten", kommentieren zudem die Analysten der Credit Suisse, "man braucht jetzt ganz dringend Produktinnovationen."
Diese könnten entweder aus den Labs kommen (das gilt als wenig wahrscheinlich) oder von eingekauften Start-ups (es fehlen allerdings entsprechende Mitteilungen). Analysten haben deshalb ihre Ziele bereits tiefer angesetzt: Bei der Credit Suisse erwartet man jetzt noch einen Umsatz von 2,3 Milliarden US-Dollar (das Schweizer Unternehmen führt die Bücher in der US-Währung) und einen Reingewinn von 58,6 Millionen US-Dollar. Auf die Aktie heruntergebrochen bedeutet das einen Gewinn von 46 Cents pro Aktie, was einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,2 entspricht.
Auch die Analysten von Goldman Sachs kommen auf ähnliche Zahlen. Hier liegt die Umsatzschätzung ebenfalls bei 2,3 Milliarden Dollar, die Gewinnerwartung ist indes etwas optimistischer, und so ist das Kurs-Gewinn-Verhältnismit "nur" 16 etwas weniger überteuert. Und laut den Analysten dürfte sich daran auch nichts ändern, wenn die Produktpalette nicht gründlich überholt werde. Wann dürfte der Aktienkurs seine Talfahrt stoppen? Wenn man Apple-Aktie, die gegenwärtig hinsichtlich der Marktkapitalisierung "schwerste" Aktie der Welt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15, als Vergleichsbasis heranzieht, dann liegt der faire Kurs der Logitech-Aktie zwischen 5 und 7 Schweizer Franken und damit noch etwasunter dem aktuellen Preis. Nur: Apple wächst – und hat in den letzten zehn Jahren demonstriert, wie man aus Millionen viele Milliarden macht.