Huaweis Angriff auf das Hochpreissegment
Am Mittwoch hat Huawei sein neues Smartphone-Flaggschiff in Paris vorgestellt. Das Ascend P7 ist eine Kampfansage an die Marktführer Samsung und Apple, das auch in der Schweiz für steigende Marktanteile sorgen soll. Für seine Produkte will Huawei im Juni vermehrt die Werbetrommel rühren.
Am Mittwoch hat Huawei mit dem Ascend P7 sein neues Flaggschiff lanciert. Zu dem globalen Launch im Pariser Maison de la Mutualite waren über 600 internationale Journalisten geladen. Anhand der Wahl Europas als Austragungsort wird deutlich, dass Huawei diesem Markt verstärkt Aufmerksamkeit widmen will. Anfang Juni wird das Huawei Ascend P7 zunächst in 40 ausgewählten Ländern lanciert werden, darunter viele europäische Staaten und Länder Asiens. Auch die Schweiz zählt zu diesem Kreis.
Überzeugen soll das Smartphone vor allem durch sein Preis-Leistungs-Verhältnis, aber auch einige interessante neue Funktionen wurden in dem Gerät integriert.
Kampfansage an Samsung und Apple
Nach dem Selbstverständnis von Huawei ist das P7 eine direkte Antwort auf die Flaggschiffe der Mitbewerber Samsung und Apple. Richard Yu, CEO von Huaweis Consumer Business Group, bezeichnet Huawei dabei als einen "jungen Tiger auf dem Smartphone-Markt", was die Ambitionen des Unternehmens eindrücklich auf den Punkt bringt. Ohne Umschweife kündigte Yu an, mit Platz 3 im globalen Markt nicht mehr zufrieden zu sein und sich weiter nach oben zu orientieren. Längst sei man nicht mehr nur ein Player allein in China, sondern habe den globalen Markt im Blick.
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 400 bis 500 Franken für den Schweizer Markt, ist das Ascend P7 deutlich günstiger als die Konkurrenzprodukte mit ähnlicher technischer Ausstattung.
Design Konsumentenwünschen entsprechend
Mit dem P7 reagiere Huawei auf die Wünsche der Kunden, preist Yu das Produkt an. Konsumenten wünschten sich vor allem eine gute Foto-Leistung, lange Konnektivität und ein ansprechendes Design. Das P7 sei die Antwort Huaweis auf diese Bedürfnisse.
Über die gesamte Präsentation hinweg bemühte Huawei Vergleiche mit dem Galaxy S5 und iPhone 5S, was als eine unverblümte Kampfansage an diese Produkte verstanden werden kann. So sei das Smartphone mit 6,5 Millimetern deutlich dünner als die direkten Konkurrenten. Auch habe Samsung und Apple der 8 Megapixel-Frontkamera nur wenig entgegen zu setzen. Die Rückkamera ist mit 13 Megapixel hingegen guter Durchschnitt. Das Display habe mit 445 ppi eine grössere Auflösung und biete mehr Bildschirmfläche als die Konkurrenzprodukte. Von der Hardware-Seite könne das P7 mit den Produkten von Samsung und Apple daher durchaus mithalten.
Designtechnisch wurde im Vergleich zum P6 auf den ersten Blick nur wenig verändert. Mit dem 5-Zoll-Full-HD-Display ist das Phone leicht gewachsen. Die Displaygrösse beträgt 1920 x 1080 Pixel und das Seitenverhältnis ist 16:9. Als Betriebssystem dient Android 4.4.2 (Kitkat). Angeboten wird das P7 in den Farben weiss, pink und (blau-)schwarz. Bei der Markteinführung in der Schweiz wird es zunächst jedoch nur in Schwarz zu haben sein.
Know-how in der Netzwerktechnik eingesetzt
Ein Schwerpunkt der Präsentation war das Thema Konnektivität. Darunter subsumiert Huawei die Empfangsleistung und -geschwindigkeit sowie die Akkulaufzeit. Ausgestattet ist das Smartphone dabei gleich mit zwei 4G-LTE-Antennen. Ein normales Antennenmodul wird durch eine Antenne in der Rahmenkonstruktion ergänzt. Bei der Netzwerktechnologie sieht Huawei auch seine Stärke, da das Unternehmen als einer der weltgrössten Netzwerkausrüster umfangreiches Know-how vorzuweisen habe. Mit dem P7 soll eine Downloadgeschwindigkeit von 1 GB in einer Minute möglich sein.
Der "Super-Energiesparmodus" wurde als Lösung bei geringem Akkustand präsentiert. Bei einer Akku-Restlaufzeit von 10 Prozent soll das Phone in diesem Modus noch bis zu 24 Stunden am Leben gehalten werden können. Dazu werden ähnlich wie bei Samsungs Galaxy S5 alle unnötigen Funktionen heruntergefahren und das Leistungsspektrum auf das Telefonieren und die Verbindung zu Kontaktseiten reduziert.
Bei normalem Gebrauch soll der Akku zwei Tage und bei hoher Belastung einen Tag durchhalten können. Eine Batterie-Ladung reiche dabei für 6,5 Stunden Internetzugang.
Das "Groufie" ergänzt das Selfie
Als neues Selfie-Feature wurde die "Groufie"-Funktion vorgestellt. Da Selfies in ihrem Spektrum relativ eingeschränkt seien und häufig nicht viel mehr als das Gesicht und ein kleiner Teil des Oberkörpers erfasst werde, will Huawei auch den Hintergrund mit ins Bild holen. Groufie steht dabei für "Group Selfie". Hierbei schiesst man zuerst ein Foto von sich und im Anschluss wird die Kamera nach links und rechts geschwenkt, eine Software fügt dann automatisch den Hintergrund hinzu. Grössere Gruppen und Hintergrundpanoramas können so erfasst werden.
Ein völlig neues Foto-Konzept ist auch die "Ultra Snapshot-Funktion". Innerhalb von 1,2 Sekunden kann damit auch bei gelocktem Bildschirm ein Foto geschossen werden. Dazu muss der Lautstärkeknopf zwei Mal geklickt werden und schon löst die Kamera aus. Auch flüchtige Momente sollen so schnell und problemlos festgehalten werden können.
Ergänzt wird die Foto-Funktion noch durch spezielle Features. So steht bei Selfie ein kleines Vorschaubild zur Verfügung, um den Blick damit in Richtung Kamera zu lenken. Ausserdem wurden einige Bildbearbeitungsfunktionen wie Weissabgleich, manuelle Fokusverschiebungen und Belichtungsmessung integriert. Zuletzt sollte auch die Spiegelfunktion nicht vergessen werden, welche die weiblichen Konsumenten in Begeisterung versetzten soll, betonte Huaweis Chefdesigner Joon Suh Kim.
Die ebenso vorgestellte Dual-SIM-Lösung wird in Europa nicht verfügbar sein. Mit dem Konzept, den SD-Slot gleichzeitig als SIM-Slot nuten zu können, hat Huawei zumindest eine interessante technische Lösung erdacht.
Das Huawei P7 kann definitiv als eine Kampfansage an die Produkte von Apple und insbesondere Samsung verstanden werden. Design und Verarbeitung konnten die Fachpresse überzeugen. Ebenso bietet das P7 Neuerungen bei Hard- und Software, sowie ein völlig neues Selfie-Konzept. Mit dem vorgestellten Preis-Leistungs-Verhältnis könnte das Produkt durchaus einige Markanteile von den Mitbewerbern erobern. Dennoch wird das Produkt im Apple-Land Schweiz sicherlich einen schweren Stand haben.
Marketing-Offensive in der Schweiz angekündigt
Bisher hatte sich Huawei mit dem Marketing in der Schweiz noch zurückgehalten. In Frankreich, Italien, England, Spanien und Deutschland bestehen hingegen schon Sponsorenschaften mit den Fussballclubs PSG, AC Milan, Arsenal London und Borussia Dortmund, sowie der spanischen Liga (Liga Nacional de Fútbol Profesional). Die Marke ist dort also schon deutlich präsenter.
Auch ohne eine solche Werbestrategie in der Schweiz, gelang es dem Unternehmen, hierzulande annähernd 5 Prozent Marktanteil zu erobern, vor allem im niedrigeren und mittleren Preissegment. Daniel Meier, Director Consumer Business Group Huawei Schweiz, kündigte an, auch in der Schweiz zukünftig deutlich mehr in die Öffentlichkeitsarbeit investieren zu wollen. So wird Huawei-Schweiz demnächst eine eigene Webseite aufschalten. Das Marketing-Team wurde ebenso deutlich aufgestockt, was auf vermehrte Aktivitäten in der nächsten Zeit schliessen lässt.
Mit dem P7 sei man laut Meier den Wünschen der Schweizer Partner entgegen gekommen, ein höherpreisiges Smartphone anzubieten, um auf den ersten Achtungserfolgen mit dem Vorgänger P6 aufzubauen.
Mit der Orientierung nach oben setze man sich auch gegen zunehmende Konkurrenz im unteren Preissegment zur Wehr und versuche, ein Portfolio über alle Preissegmente aufzubauen. Der Konkurrenzsituation sei man sich bewusst und hoffe, mit der jetzt angelaufenen Produkt- und Marketingoffensive einen Vorsprung gegenüber möglichen neuen Playern auf den Schweizer Markt herauszuarbeiten. Lenovo steht schon in den Startlöchern und weitere Konkurrenten könnten in den nächsten Jahren den Wettbewerb im unteren Preissegment noch weiter aufmischen.
Ziele für den Schweizer Markt
Die Ziele für die Schweiz bleiben noch relativ bescheiden. Zunächst wolle man die erreichten 5 Prozent halten und in diesem Jahr leicht darüber abschliessen. Die Nummer 3 im Schweizer Markt zu werden, ist die von Meier verkündete Ambition Huaweis.
Ein wichtiges Verkaufsargument in der Schweiz sei nach wie vor ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Im Hochpreissegment stelle dies Huawei jedoch vor Herausforderungen, denn der Preisunterschied bei vertragsgebundenen und subventionierten Smartphones sei in diesem Segment nur noch vergleichsweise gering und viele Kunden würden daher bei nur 50 bis 100 Franken Preisvorteil vielleicht doch zu Geräten von den Marktführern greifen. Daher sollen die Marketing-Strategie und die Branding-Massnahmen hier ein Gegengewicht erzeugen.
Channel-Strategie
Die ersten Smartphones von Huawei in der Schweiz wurden noch nicht von allen grossen Distributoren geführt. So entschied sich nur Sunrise für das P1, Swisscom für das P2 und Orange nahm das P6 auf. Es handelte sich hierbei aber nicht um exklusive Partnerschaften. Die Performance habe sich dabei durchgehend verbessert, so Meier. Mit den P7 stelle sich Huawei wieder breiter auf und sei gegenüber allen Vertriebskanälen offen.
Fraglich bleibt jedoch, ob die grossen Schweizer Anbieter sich vom P7 überzeugen lassen werden. Meier zeigte sich jedoch optimistisch, mit dem P7 ein wettbewerbsfähiges Modell in der Hand zu haben, das Huawei auch den Einstieg in das Hochpreissegment des Schweizer Marktes ermöglichen kann.