Christoph Schnidrig von Netapp über die Bedeutung von Object Storage
Nebst der Frage nach der Hardware müssen sich Storage-Spezialisten auch noch mit der anderen grossen Storage-Frage bemühen: Object-, Block- oder dateibasierte Systeme? Christoph Schnidrig, Manager Systems Engineering von Netapp Schweiz, stellt sich den Fragen der Redaktion.
Was sind die wichtigsten Vor- und Nachteile von Object Storage?
Christoph Schnidrig: Die Verzeichnisstruktur von File- oder NAS-Storage entspricht einem Parkhaus: Man muss den genauen Standort kennen, um sein Auto wiederzufinden. Object-Storage hingegen funktioniert wie Valet-Parking: Man gibt das Auto ab und erhält ein Ticket, um das Auto wieder abholen zu können. Object-Storage skaliert besser als Filesysteme: Während Filesysteme bei der Verwaltung von hunderten Millionen Files ins Stocken geraten, stellt für Object-Storage die Handhabung von Milliarden Dateien kein Problem dar. Andererseits lassen sich Daten im Object-Storage nicht bearbeiten – es können nur ganze Files gelöscht und ersetzt werden. Object-Storage ist daher ideal für den Einsatz bei grossen Mengen von unstrukturierten Daten wie Archive und Back-up-Speicher oder auch Webanwendungen mit einer grossen Anzahl von Objekten: Bilder auf Facebook, Medienarchive oder Apps wie Dropbox.
Haben Block- und dateibasierte Systeme ausgedient?
Object-Storage wird die Verwendung von Tapes für Archiv und Back-up vielerorts ablösen. SAN und NAS wird es hingegen kaum verdrängen, weil sich Daten in einem Object-Store nicht verändern lassen wie in diesen Systemen. Object-Storage wird daher in erster Linie bestehende Speichersysteme erweitern und der Auslagerung dienen, um das enorme Datenwachstum zu stemmen. Neue Anwendungen, wie die erwähnten, werden jedoch vermehrt auf Object-Storage setzen.
Was hindert Object Storage daran, eine breitere Marktabdeckung zu erreichen?
Ich sehe kein eigentliches Hindernis. Natürlich braucht es neue Applikationen, die für Object-Storage entwickelt werden, doch die Marktabdeckung wird zweifellos schnell wachsen. Schon heute werden riesige Datenmengen in Object-Stores gespeichert. So kann man beim Pionierangebot S3, das vor rund elf Jahren von Amazon lanciert wurde, von der Festplatte des Internets sprechen – so viele populäre Apps setzen mittlerweile darauf.
Welche Technologie wird letztlich das Rennen machen? Object-, Block- oder Datei-Storage?
Der grösste Teil aller Daten wird heute durch Maschinen generiert, sei es von Autokameras oder Produktionsstrassen. Ein bedeutender Teil dieser Daten wird in Object-Stores landen; hier wird das grösste Wachstum anfallen. Doch auch der Markt für Block- und Dateispeicher wird weiterhin wachsen. Wir werden in Zukunft alle Speichertypen verwenden, die grosse Frage ist nur, in welcher Kombination.
Wie wichtig ist Object Storage für Sie und Ihre Partner?
Es gibt mehrere Gründe für den Trend zu Object-Storage: Zum einen bringen IoT-Projekte mit ihren Unmengen maschinengenerierter Daten herkömmliche Speichersysteme an ihre Grenzen. Zum anderen steigt auch die Nachfrage nach Archivspeicher, während für Entwickler Zugriff und Ablage von Daten in einem Object-Store sehr komfortabel sind. Entsprechend ist das Thema für uns und unsere Partner von grosser Relevanz.
Welche Herausforderungen stellen sich Resellern, Herstellern und Distributoren?
Mit Object-Storage steht ein weiteres Tool mit Vorteilen und Nachteilen im Werkzeugkasten zur Verfügung. Um die Kunden fundiert beraten zu können, müssen sich alle Beteiligten damit auseinandersetzen. Darin sehe ich die grösste Herausforderung.