Im Gespräch mit Mike Blackman, Managing Director, ISE

ISE 2015: "Man bräuchte Monate, um wirklich alles zu sehen"

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Die Integrated Systems Europe (ISE) hat sich seit ihrer Gründung in Genf zur Leitmesse im Bereich Digital ­Signage entwickelt. Mike Blackman, Managing Director der Integrated Systems Europe, erklärt im Interview, weshalb sich eine Reise zur Messe nach Amsterdam für Schweizer Besucher lohnt und welche Highlights sich kein Besucher entgehen lassen sollte.

Mike Blackman verantwortet als Managing Director die Digital-Signage-Messe Integrated Systems Europe. (Quelle: ISE)
Mike Blackman verantwortet als Managing Director die Digital-Signage-Messe Integrated Systems Europe. (Quelle: ISE)

Die Integrated Systems Europe (ISE) startete vor zwölf Jahren in der Schweiz. Wie hat alles angefangen?

Mike Blackman: Die ISE begann als paneuropäische Idee. Das Messegelände in Genf war hierfür gut geeignet. Die erste Ausgabe der Veranstaltung war ein Erfolg. Wir konnten den Besuchern damals schon eine breite Produktpalette des AV-Marktes präsentieren. 120 Aussteller zeigten ihre Lösungen auf rund 2800 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Zu uns kamen knapp 3500 Besucher. Im Laufe der Jahre konnten wir die Messe im Markt etablieren. Jedoch hatten wir auch mit ein paar Schwierigkeiten zu kämpfen. Einige Hersteller hatten etwa Probleme mit der Verzollung ihrer Produkte bei der Einreise in die Schweiz. Genf wäre zwar grundsätzlich ein guter Standort gewesen. Es war uns aber wichtig, dass uns Hersteller und Besucher möglichst problemlos erreichen können. Unser aktueller Standort Rai in Amsterdam ist zugänglicher für unsere Besucher aus Europa und aus vielen anderen Ländern der Welt.

Wie hat sich die Messe aus Ihrer Sicht seither verändert?

Heute bringen wir in Amsterdam rund 1000 Aussteller auf über 40 000 Quadratmetern Nettoausstellungsfläche zusammen. Vergangenes Jahr kamen 51 000 Besucher an die ISE. Für 2015 erwarten wir einen weiteren Zuwachs.

Was für Besucher kamen früher an die Messe, und wer besucht die ISE heute?

In den ersten Jahren in Genf kamen insbesondere Entscheider aus dem Channel an die ISE. Dazu zählten etwa Geschäftsführer aus dem Bereich der Systemintegration. Heute liegt der Channel-Anteil bei rund 40 Prozent, während die meisten unserer Fachbesucher Endkunden aus Unternehmen sind. Diese werden häufig von Integratoren eingeladen. Wir stellen ausserdem eine Zunahme an Besuchern aus dem öffentlichen Sektor verschiedener Länder fest, etwa aus Russland. Und natürlich besuchen uns viele Entscheider aus den Bereichen Digital Signage und AV-Produkte.

Welche Neuerungen warten auf die Besucher an der kommenden ­Ausgabe?

Die ISE hat sich als wichtige Messe für die Industrie etabliert und ist deutlich gewachsen. Wir zählen über 170 neue Aussteller dieses Jahr. Diese stammen aus allen technischen Bereichen. Viele Hersteller haben inzwischen den Rhythmus ihrer Forschungs- und Produktentwicklung an unsere Messe angepasst, etwa im Display-Bereich. Die Hersteller haben die Möglichkeit, ihre Neuheiten zu Beginn des Jahres an der Consumer Electronics Show in Las Vegas vorzustellen und anschliessend, bereits einen Monat später, an der ISE in Amsterdam zu zeigen.

Wie hoch liegt der Anteil der Schweizer Aussteller an der ISE?

An der ISE 2015 werden sich 13 Schweizer Anbieter präsentieren. Gut 1 Prozent aller Aussteller stammt also aus der Schweiz. Das ist ein guter Wert aus unserer Sicht. Schweizer Aussteller bieten vor allem Lösungen an. Es gibt aber auch Hersteller, wie etwa die Software-Schmiede Navori.

Was bieten Sie als Veranstalter den Besuchern der Messe?

Wir bieten den Messeteilnehmern mehr Seminare und herstellerunabhängige Ausbildungsmöglichkeiten an. Hierzu zählen Weiter­bildungen und Qualifizierungen durch die Branchenverbände und ISE-Veranstalter ­Cedia und Infocomm. Ausserdem bieten wir die ISE-Theater an. Dies sind Plattformen, auf denen wiederum Hersteller Produkte, Lösungen und Cases präsentieren können. Darüber hinaus haben wir den Digital-Signage-Bereich erweitert. Wir bieten eineinhalb Hallen nur für Digital-Signage-Lösungen. Im Weiteren zeigen verschiedene Technologieanbieter ergänzende Lösungen. Wie etwa Crestron, die Controller für unterschiedliche Bereiche von AV über Digital Signage bis Heimautomation anbieten, oder Gefen, die auf Vernetzungslösungen spezialisiert sind. Wenn wir alle Digital-Signage-Lösungen, die an der ISE präsentiert werden, zusammenzählen, dann sind wir die grösste Messe für derartige Lösungen.

Was ist mit der Infocomm?

Bewertet man die ISE anhand der Fläche und Anzahl Aussteller, dann sind wir die weltweit zweitgrösste Messe nach der Infocomm in Las Vegas. Misst man aber die Besucherzahlen, dann ist die ISE die weltgrösste Messe für audiovisuelle Systeme.

Warum sollten Fachhändler und ­Endkunden aus der Schweiz den Weg an die ISE nach Amsterdam auf sich nehmen?

In Europa gibt es keine andere Plattform, die einen so umfassenden Überblick über die technischen Trends in den Bereichen Digital Signage und AV-Integration bietet. Der Weg von Zürich und Genf nach Amsterdam ist kurz. Man kann morgens anreisen und abends wieder nach Hause fliegen. Wir begrüssen jährlich viele Besucher aus der Schweiz an der ISE, und es werden jedes Jahr ein paar mehr. Im vergangenen Jahr kamen rund 1000 Besucher aus der Schweiz. Zum Vergleich: Die grössten Märkte in Europa sind Grossbritannien und Deutschland. Aus Grossbritannien besuchten uns zuletzt 6600 Entscheider und aus Deutschland 6400. Die Schweizer Teilnahme ist also deutlich zu spüren und von Bedeutung für uns.

Welche Highlights sollte sich kein Besucher entgehen lassen?

Ich empfehle einen Besuch in den Hallen 8 und 10. Diese widmen sich ausschliesslich Digital-Signage-Lösungen. Aber auch in den anderen Hallen werden wieder viele spannende Highlights zu sehen sein. Des Weiteren empfehle ich die Market-Briefings von Invidis.

Invidis ist ein Consulting-Unternehmen, das auf Digital Signage spezialisiert ist ...

Genau. Invidis Consulting ist einer unserer Kooperationspartner, dessen Analysten Briefings zu den wirtschaftlichen und technischen Trends am Digital-Signage-Markt durchführen werden. Invidis nimmt die Besucher auch auf Touren durch die Messehallen mit. Denn um alles zu sehen, sind drei Tage einfach nicht genug. Da helfen diese Touren. Wer Digital ­Signage im Einsatz sehen will, den führt Invidis durch Amsterdam. Die Touren sind sehr aufwändig geplant, sodass die Teilnehmer viele Informationen erhalten. Ich empfehle ausserdem, die Messe gut zu planen, um alle Punkte auf der Agenda abhaken zu können.

2016 wird die ISE auf vier Tage ausgedehnt. Weshalb?

Ich dachte jahrelang, dass drei Tage reichen. Wenn man sich nur für einen Produktbereich interessiert, reichen vielleicht zwei Tage. Oft entdeckt man als Besucher an Messen Innovationen, die man zuvor nicht kannte. Dann werden die drei Tage knapp. Wir bieten zwar Tools für die Besuchsplanung an. Aber eine Messe soll ja auch ein Ort sein, an dem man sich als Besucher von seiner Neugierde lenken lassen soll und auf diese Weise Neuheiten entdecken kann, die man zuvor noch nicht kannte. Da­rum haben wir die Messe auf vier Tage ausgedehnt. Obwohl man eigentlich Monate bräuchte, um wirklich alles zu sehen.

Wie sieht es mit den Ausstellern aus? Was halten die von den Plänen?

Auch die Aussteller begrüssten den zusätzlichen Messetag. Sie haben so mehr Zeit, um auch mit den spontanen Besuchern sprechen zu können. Unser grösster Aussteller etwa, Samsung, kann auf seinen rund 1000 Quadratmetern Fläche viele Besucher parallel empfangen. Das Unternehmen bringt überdies die nötige Anzahl an Produktmanagern und technischen Spezialisten mit, um einen organisatorischen Aufwand in dieser Dimension auch stemmen zu können. Aber viele andere Hersteller verfügen nicht über die Manpower, um so viele Besucher empfangen zu können.

Mit Intel und Microsoft werden an der ISE 2015 auch zwei IT-Riesen an der Messe teilnehmen. Warum?

Microsoft ist neu an der ISE vertreten und wird einen der zehn grössten Messestände unterhalten. Das wird sicher für Neugierde bei unseren Besuchern sorgen. Microsoft bietet wichtige Produkte für AV-Systeme an. Trotz vieler Speziallösungen, die es auf dem Markt gibt, ist Powerpoint ein wichtiges Werkzeug. Microsoft hat zudem letztes Jahr mehrere Unternehmen akquiriert, um sein Portfolio im Geschäft mit AV-Systemen auszubauen. Microsoft wird an der ISE entsprechend neue Produkte vorstellen. Intel ist hingegen ein wiederkehrender Gast, der nach einer Auszeit wieder zu uns gefunden hat. Der Chiphersteller hat ebenfalls wichtige Produkte für AV-Systeme im Angebot. Mit den NUC-PCs bietet der Hersteller etwa kompakte Mediaplayer an. Aber nicht nur Intel und Microsoft kommen an die ISE. Auch andere IT-Anbieter werden vor Ort sein, wie etwa Spezialisten aus der Netzwerktechnik, da viele AV-Produkte netzwerkfähig sind. Cisco ist etwa schon seit Jahren an der Messe präsent, auch im Bereich Unified Communications mit der Tochter Tandberg. In vielen Unternehmen sind IT-Manager verantwortlich für die eingesetzten technischen Lösungen. Die CIOs wollen wissen, was die Geräte können und machen.

Was bedeutet das für die künftige Ausrichtung der ISE? Entwickelt sich die ISE zu einer IT-Messe à la Cebit?

Nein, wir sind eine AV-Messe. IT ist aber ein wichtiger Teilbereich, da sie die zu Grunde liegende Infrastruktur für viele AV-Systeme, inklusive Digital-Signage-Lösungen, liefert. Wir haben aber auch Ausstellungspartner, die zuvor auf der Cebit waren und zu uns die ISE gekommen sind, da sie hier ihre Kunden gezielter erreichen.

Welche technischen Entwicklungen werden die Branche dieses Jahr ­massgeblich beschäftigen?

Viele Marktteilnehmer hegen hohe Erwartungen an den Standard 4K. Im Bereich Digital Signage gibt es Anwendungen, bei denen Inhalte detailreich dargestellt werden müssen. Jedoch mangelt es an hochaufgelöstem Con­tent. Zudem ist die Technik derzeit noch zu teuer. Dennoch werden immer neue Anwendungen auf den Markt kommen. Hier spielt auch die Consumerisation von IT eine wichtige Rolle. Denn als Benutzer von Smartphones und Tablets haben wir uns heute an eine beeindruckend hohe Bildqualtität gewöhnt. Diese erwarten Kunden zunehmend auch von Digital-Signage-Displays.

Wie bewerten Sie die wirtschaftliche Entwicklung am Markt für Digital ­Signage?

Man sieht, dass Digital Signage immer wichtiger in unserem Leben wird. Man begegnet überall Lösungen: An Bahnhöfen und Flughäfen, in jedem Einkaufszentrum und selbst in kleinen Ladengeschäften wird Digital Signage immer häufiger genutzt. Lösungen, die man etwa von gros­sen Fastfood-Ketten kennt, bieten auch im Einzelhandel Vorteile, die man so vielleicht nicht erwartet hätte. Ein Bäcker kann etwa seine Kunden in der Warteschlange über Kuchen oder Brote informieren, die er heute im Angebot hat und auf diese Weise seinen Verkauf steigern. Die Produkte hierfür sind günstiger, und viele Ladengeschäfte sind origineller in der Anwendung der technischen Möglichkeiten geworden. Auch die Integratoren überzeugen mit immer kreativeren Ideen und werden auf diese Weise mehr Kunden gewinnen.

Integrated Systems Europe 2015

Webseite ISE

Wann
10. bis 12. Februar 2015

Öffnungszeiten
Di., 10. Februar:  9 – 18 Uhr  
Mi., 11. Februar:  9 – 18 Uhr
Do., 12. Februar:  9 – 17 Uhr

Veranstalter
Cedia und Infocomm

Ort
Amsterdam Rai
Europaplein 2 – 22
1078 GZ Amsterdam
Eintrittspreis
Online-Vorregistrierung:
60 Euro + MwSt.

Eintrittspreis
Vor-Ort-Regist­rierung:
80 Euro + MwSt.

Webcode
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