ICT-Branche gibt sich widerstandsfähig
Die Schweizer ICT-Branche blickt verhalten optimistisch voraus. Die Stimmung verschlechterte sich zwar im Vergleich zum Vorjahr, doch man sieht sich besser aufgestellt als die Gesamtwirtschaft. Der ICT-Verband Swico spricht dementsprechend von einer positiven Botschaft.
Weniger euphorisch als noch vor einem Jahr, aber dennoch positiv - so schätzt der Swico die Erwartungen der Schweizer ICT-Branche ein. Der ICT-Index, mit dem der Verband regelmässig die Stimmung der hiesigen Digitalwirtschaft ermittelt, ist zwar rückläufig: Im Vergleich zur Vorjahresperiode ergibt sich aktuell ein Minus von 4,7 Prozentpunkten. Die Branche zeige sich jedoch vergleichsweise resilient, teilt der Swico mit. Der Verband wertet dies denn auch als optimistische Bilanz - insbesondere vor dem Hintergrund der Prognosen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO), das für dieses Jahr ein anhaltend unterdurchschnittliches Wirtschaftswachstum erwartet.
Der Gesamtindex für die Schweizer ICT-Branche (dicke rote Linie) ist zuletzt um 4,7 Punkte gesunken. (Source: Swico)
Für den ICT-Index führt der Swico viermal jährlich eine Onlinebefragung durch, um die Stimmungslage in folgenden sechs Marktsegmenten zu erfassen: Software, IT-Services, Consulting, IT/Technology, Consumer Electronics (CE) und Imaging/Printing/Finishing (IPF).
Aktuell rechnen den Ergebnissen zufolge alle Segmente mit vollen Auftragsbüchern, einem steigenden Umsatz und hohen Bruttomargen – wenn auch nicht mehr so stark wie im Vorquartal. Je nach Segment gehen die Erwartungen allerdings auseinander.
Drucker- und CE-Geschäft weit entfernt von Wachstum
In der CE- wie auch in der IPF-Branche verbesserte sich die Stimmung im Vergleich zum Vorquartal. Doch in beiden Bereichen rechnen die Anbieter mit einem Rückgang der Nachfrage.
Das Geschäft mit Konsumelektronik (87.5 Indexpunkte) und insbesondere das Business mit Druckern und Druckdienstleistungen (63.7 Indexpunkte) bleibt demnach weiterhin unter der Wachstumsgrenze von 100 Punkten.
Im CE-Geschäft kämpfen Händler und Hersteller mit einer sinkenden Ausgabefreudigkeit aufseiten der Konsumentinnen und Konsumenten. Zusätzlich würden die Inflation und die steigende internationale Konkurrenz die Anbieter weiterhin belasten, stellt der Swico fest.
Noch pessimistischer blickt die Druckerbranche in die Zukunft. Im Segment IPF gehen die Marktteilnehmenden den Umfrageergebnissen zufolge von einer abnehmenden Anzahl an Aufträgen, einer schwächeren Business Performance und einer geringeren Dynamik aus. Ein zusätzlich erschwerender Faktor sei der anhaltende Umsatzrückgang der Medienbranche – ein wichtiger Kundenkreis der IPF-Branche.
In der CE- und IPF-Branche ist man deutlich pessimistischer als in den anderen Teilsegmenten der ICT-Branche. Lesehilfe: Die Grösse und Füllung der dargestellten Blasen zeigen die erwarteten Veränderungen der Auftragseingänge: je grösser die Blase, desto grösser die Veränderung. Ist sie positiv, ist die Kreisfläche ausgefüllt. Ist sie negativ, ist nur die Kreisumrandung mit der Segmentfarbe dargestellt. (Source: Swico)
IT-Dienstleister sind optimistischer als Softwarehersteller
Am meisten Optimismus herrscht zurzeit im Segment IT-Services. Auch hier schrumpfte der Index, und zwar um knapp sechs Punkte auf einen Wert von rund 110. Der Bereich IT-Dienstleistungen überholte jedoch das Software-Segment und liegt nun an der Spitze.
Der Software-Bereich rutschte folglich vom ersten auf den zweiten Platz. Gegenüber dem Vorquartal sank der Index für das hiesige Softwaregeschäft um 10,9 Punkte auf einen Wert von 109.
An dritter Stelle folgt das Consulting-Geschäft mit einem Indexwert von 108,7 Punkten – ein Minus von 1,8 Punkten im Vergleich zum Vorquartal.
IT-Technology ist das einzige Teilsegment, das stimmungsmässig im Aufwind ist. Mit 107,7 Punkten (+2,6) belegt es allerdings weiterhin den vierten Platz.
Frankenstärke und Zinsumfeld drücken das Geschäft
Die Anbieter in der Schweizer ICT-Branche würden weiterhin ein rückläufiges Investitionsverhalten ihrer Kunden beobachten, teilt der Swico mit. Als Gründe dafür führt der Verband den starken Franken und hohe Zinsen an, die wiederum auf eine schwächelnde Gesamtwirtschaft in der Schweiz zurückzuführen sind. International tätige Unternehmen müssten zudem mit erheblichem Währungsdruck umgehen.
Der digitale Wandel spiele jedoch weiterhin eine zentrale Rolle für die ICT. "Unternehmen sind sich bewusst, dass insbesondere Investitionen in die Anwendung von künstlicher Intelligenz erforderlich sind", lässt sich Swico-Geschäftsführerin Judith Bellaiche in der Mitteilung zitieren. "Aus diesem Grund arbeiten sie intensiv an Lösungen und Produkten in diesem Bereich." Dementsprechend zeige sich die hiesige ICT-Branche trotz vielfältiger Herausforderungen bemerkenswert widerstandsfähig.
Judith Bellaiche, Geschäftsführerin, Swico. (Source: zVg)
Mitte Januar publizierte der Swico übrigens einen Leitfaden, der dabei helfen soll, ChatGPT und Co. möglichst gewinnbringend und verantwortungsvoll einzusetzen - und sich der entsprechenden Gefahren bewusst zu werden. Hier lesen Sie mehr dazu.