ETH erhält Millionen-Spende für KI-Forschung
Die ETH Zürich soll mit einer Millionen-Spende der Stiftung von Lidl-Gründer Dieter Schwarz in den nächsten Jahren 20 neue Professuren schaffen. Der Schwerpunkt liegt auf der digitalen Transformation, vor allem auf künstlicher Intelligenz. Die ETH expandiert dafür auch ins deutsche Heilbronn.
Eine Mega-Spende aus Deutschland soll die KI-Forschung an der ETH vorantreiben. Die Hochschule unterzeichnete eine entsprechende Absichtserklärung mit der Dieter Schwarz Stiftung (DSS), um ein neues Lehr- und Forschungszentrum für verantwortungsvolle digitale Transformation aufzubauen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Dafür sollen in den nächsten 30 Jahren 20 neue Professuren geschaffen werden. Sechs davon werden sich laut ETH in Zürich befinden, mehr als die Hälfte der übrigen auf dem Dieter-Schwarz-Campus im deutschen Heilbronn.
"Die Partnerschaft mit der Dieter Schwarz Stiftung erlaubt es der ETH Zürich, ihre Forschung und Lehre insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz in einem Ausmass weiterzuentwickeln, das im Rahmen von regulären ETH-Mitteln und -Strukturen nicht möglich wäre", sagt Präsident Joël Mesot. Dank der zusätzlichen Professuren könne die ETH den strategischen Bereich Digitale Transformation und Datenwissenschaft "markant ausbauen".
Mehrere 100 Millionen Franken
Im ersten Schritt werden in Zürich zwei neue Professuren im Bereich Informatik und Datenwissenschaften eingerichtet und das Zurich Information Security and Privacy Center (ZISC) weiterentwickelt, schreibt die ETH. Ein Jahr darauf sollen fünf Professuren in Heilbronn folgen, erste Lehrveranstaltungen sind für 2025 geplant. Ein Stiftungsfond bei der ETH Foundation soll Investitionen in die Infrastruktur in Zürich ermöglichen.
Hinter der Stiftung steht der deutsche Unternehmer Dieter Schwarz, Gründer der Supermarktkette Lidl. Mit einem geschätzten Vermögen von 42,9 Milliarden US-Dollar (Forbes) gilt Schwarz als reichster Mann Deutschlands. Der genaue Betrag der Förderung für die ETH ist nicht bekannt. "Es ist eines unserer grössten Projekte", sagte DSS-Geschäftsführer Reinhold Geilsdörfer im "SRF". Schätzungen gehen von mehreren hundert Millionen Franken aus. Es wäre eine der grössten Investitionen in die Schweizer Wissenschaft überhaupt.
Kritiker sehen Interessenskonflikt
Kritiker orten jedoch einen Interessenskonflikt, wie das "SRF" berichtet. "Es ist einfach viel. Und wenn viel Geld im Spiel ist, sind auch meistens gewichtige Interessen im Spiel", sagt etwa Markus Müller, Mit-Initiant des Zürcher Appells für wissenschaftliche Unabhängigkeit. Er betont, dass die Schwarz-Gruppe, aus deren Ausschüttungen die Stiftung finanziert wird, auch Unternehmen im Digitalbereich besitzt. "Sie ist beteiligt an KI-Unternehmen, die auf dem Markt Produkte verkaufen wollen. Damit ist der Interessenskonflikt da, die Glaubwürdigkeit hat Schaden genommen", wird Müller vom "SRF" zitiert.
Die Schwarz-Gruppe führt neben Lidl und Kaufland auch eine Konzernsparte für Digitales namens Schwarz Digits, die Services rund um Cloud, Cyber-Sicherheit und E-Commerce umfasst. Dazu zählen etwa die Online-Shops von Lidl und Kaufland, aber auch die Marken Schwarz IT und Schwarz Digital, den Cloud-Anbieter Stackit sowie Security-Dienstleister XM Cyber.
Die ETH beteuert, man bestimme das Forschungsfeld selbst. "Da gibt es keine Einmischung von der Stiftung", wird Präsident Mesot zitiert. Gerade beim Thema KI sei gut finanzierte Forschung wichtig. Auch die DSS werde die Autonomie der Hochschule berücksichtigen, sagte Geschäftsführer Geilsdörfer gegenüber "SRF".
Übrigens: ETH Zürich und EPFL stellten Anfang Dezember 2023 die "Swiss AI"-Initiative vor. Zu ihren Zielen gehört, quelloffene und transparente Large-Language-Modelle zu entwickeln und grundlegende KI-Fragen zu klären. Eine zentrale Rolle spielt ein neuer Supercomputer im Tessin.