Das gefährliche Gefühl der Sicherheit
Wie steht es eigentlich um Ihre Fitness - insbesondere der damit verbundenen Selbstdisziplin? Meine könnte - unter uns gesagt - etwas besser sein. Bei mir sieht das immer gleich aus: Zunächst bin ich topmotiviert und trainiere sehr fleissig. Irgendwann kommt aber irgendetwas dazwischen. Und hier ist das Problem: Zu dem Zeitpunkt fühle ich mich bereits so sicher in meiner Routine, dass ich mir selbst sage: "Ach, dieses eine Mal ist es ja nicht schlimm", oder: "Das nächste Mal mache ich dann wieder Sport." Aber die Routine ist bereits dahin und aus "ein Mal" wird natürlich "ein paar Mal"; das Verhältnis kippt und die fleissigen Momente werden eher zur Ausnahme. Bis mir die Waage oder, wenn es ganz schlimm kommt, der Blick in den Spiegel sagt, dass ich vielleicht auch einmal eine Cremeschnitte im Laden liegen lassen sollte.
Die "Einmal ist keinmal"-Mentalität stellt einem auch in der Cyberabwehr das Bein. Denn wer an der eigenen IT-Sicherheit arbeitet, schafft ein Gefühl der Sicherheit. Ein wohliges, gemütliches Gefühl. Das Gefühl, sicher zu sein, ist aber auch ein gefährliches Gefühl. Nur wer glaubt, dass einem nichts passiert, lässt etwas passieren, das nicht passieren sollte. "Das Update kann ich ja auch morgen noch einspielen", "die Firewall ist gewiss richtig konfiguriert", "die Accounts der ehemaligen Mitarbeitenden müssen ja nicht zwingend heute deaktiviert werden". Aber die Routine ist bereits dahin.
Das Jahresende naht und mit ihm kommen wieder Vorsätze. Wer sich nun aber vornimmt, an Silvester dieses Problem mit einem tollen Vorsatz für 2023 zu remedieren, schiebt das Problem bloss wieder vor sich her. Legen Sie darum dieses Magazin nach der Lektüre doch kurz beiseite, machen Sie ein paar Sit-ups und aktualisieren Sie doch endlich das System, das Sie eigentlich schon lange patchen wollten. Ihr zukünftiges Ich wird es Ihnen danken.