CNO Panel 2022

Warum 2022 einen Wendepunkt in der digitalen Transformation markiert

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von Adrian Oberer und jor

Am 31. Oktober hat das 22. CNO Panel stattgefunden. Im Casino Bern stand in diesem Jahr der Fachkräftemangel im Fokus. Im Rahmen des Anlasses veröffentlichte Swico auch die Ergebnisse der diesjährigen Swiss Software Industry Survey.

Pascal Sieber von Sieber & Partner und Judith Bellaiche von Swico am CNO Panel 2022. (Source: zVg)
Pascal Sieber von Sieber & Partner und Judith Bellaiche von Swico am CNO Panel 2022. (Source: zVg)

Am 31. Oktober ist im Casino Bern die 22. Ausgabe des CNO Panels über die Bühne gegangen. In diesem Jahr setzte Pascal Sieber, VR-Präsident von Sieber & Partners und Veranstalter des CNO Panels, den Fokus auf das Thema Fachkräftemangel. Wie im vergangenen Jahr präsentierte der Wirtschaftsverband Swico im Rahmen der Veranstaltung die Ergebnisse des in Zusammenarbeit mit der Universität Bern durchgeführten Swiss Software Industry Survey. Wie es demnach um die Schweizer Softwareindustrie steht, erfahren Sie hier.

Mensch und Maschine

Die Keynote am Abend hielt Venkat Venkatraman, Professor für Digital Business an der Boston University. Nach seinem Modell der digitalen Transformation ist die Verstärkung menschlicher Fähigkeiten durch intelligente Maschinen die höchste Entwicklungsstufe. Dabei stünden wir aber noch am Anfang.

Beispielhaft dafür stehen Smart-Speaker. Diese seien eigentlich Augmented-Intelligence-Speaker. Denn die Geräte lernen dank KI, die menschliche Sprache immer besser zu verstehen und zu bewerten. Den Entwicklungsstand dieser Technologien verglich er mit dem ersten iPhone mit 2G-Konnektivität im Bereich der Mobiltelefone.

Prof. Venkat Venkatraman während seiner Keynote. (Source: zVg)

Wir befinden uns gemäss Venkat Venkatraman in einer neuen industriellen Revolution. Das Jahr 2022 markiere dabei einen Wendepunkt. Zum ersten Mal sei die Technologie in den Bereichen Konnektivität, Rechenleistung von Computern und Cloud soweit, um das Potenzial des maschinellen Lernens auch auszuschöpfen.

Gerade etablierte Unternehmen müssten sich seiner Ansicht nach von der Vorstellung verabschieden, dass nur wenige spezialisierte Firmen Anwendungen mithilfe von maschinellem Lernen entwickeln. Diese Technologien würden sämtliche wirtschaftlichen Bereiche durchdringen, was nach einer vorausschauenden Planung der Entscheidungsträger verlange. Die Technologie könne auch im Bereich des Fachkräftemangels nur dann helfen, wenn Unternehmen klären, wie und wo diese zum Einsatz kommen soll.

Fachkräftemangel in der Schweizer ICT-Branche

Im Rahmen der anschliessenden Podiumsdiskussion stand dann der Fachkräftemangel in der Schweizer ICT-Branche im Vordergrund. Für Judith Bellaiche, Geschäftsführerin von Swico und Nationalrätin (GLP/ZH), geht es für Unternehmen nicht nur darum, Fachkräfte anzuwerben, sondern diese auch an sich binden zu können. Für sie ist klar: "Die wirksamste Massnahme zur Anbindung der Fachkräfte sind flexible Arbeitsmodelle.'' Es müsse einfacher werden, Karriere und Beruf zu vereinbaren - genau dafür setze sich auch der Swico ein.

Die Diskussionsrunde des diesjährigen CNO Panels. (Source: zVg)

Der Fachkräftemangel sei aber auch bei Schweizer Unternehmen je länger je mehr spürbar. In den vergangenen Jahren hätten hohe Löhne und ausländische Fachkräfte diesen Mangel noch ausgleichen können. "Aber auch andere Länder haben jetzt dasselbe Problem und keine Lust mehr, ihre Fachkräfte an unsere Wirtschaft zu verlieren", sagte Bellaiche. Daher müsse auch in der Ausbildung in der Schweiz etwas gehen.

Einen Teil dazu beitragen möchte auch Bettina Hirsig, Gründerin von Powercoders. Die Akademie bringt unter anderem Geflüchtete und Unternehmen zusammen. Dort sollen die geflüchteten Personen zu Fachkräften ausgebildet werden. Ihrer Meinung nach sollten sich gestandene IT-Fachkräfte nicht nur auf die eigene Weiterbildung konzentrieren, sondern sich auch dazu verpflichten, neue Talente auszubilden.

Auf die Frage von Pascal Sieber, ob in der Schweiz denn auch die richtigen Lehr- und Ausbildungsangebote vorhanden seien, antwortete Serge Frech, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung: "Ja. Wir müssen allerdings die Anzahl der Besucherinnen und Besucher dieser Angebote verdoppeln, um bis 2030 keinen Fachkräftemangel zu haben." Das sei schlichtweg nicht möglich.

Für die ehemalige Bundesrätin und Präsidentin der Swiss Digital Initiative Doris Leuthard ist der Fachkräftemangel auch ein Kulturproblem. "Es beelendet mich, dass sich der Anteil der Mädchen und Frauen nicht erhöht.'' Dabei seien aber auch die Unternehmen in der Pflicht, diese Zielgruppen besser anzusprechen.

Einig waren sich derweil alle Podiumsgäste, dass die Schulen die Digitalisierung verschlafen haben. Es gehe nicht darum, dass Kinder in der ersten Klasse Programmieren lernen. Heute lernten Kinder in der Schule aber oft nur, wie man ein iPad bedient. Fähigkeiten in diesem Bereich seien zudem auch für Berufsleute aus anderen Branchen immer wichtiger.

Das nächste CNO Panel findet am Montag, 30. Oktober 2023 erneut im Casino Bern statt.

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