In acht Jahren fehlen in der Schweiz fast 40'000 ICT-Fachkräfte
Der Bedarf an Fachkräften im ICT-Bereich steigt weiter an. Im Jahr 2030 werden in der Schweiz fast 120'000 zusätzliche IT-Profis benötigt. Geht es weiter wie bisher, fehlen 38'700 von ihnen, wie ICT-Berufsbildung Schweiz sagt.
Es tut sich was in der ICT-Nachwuchsförderung - aber nicht genug. Diesen Schluss legt die neue Fachkräftestudie vom Institut für Wirtschaftsstudien Basel (IWSB) im Auftrag von ICT-Berufsbildung Schweiz nahe. Sie zeigt auf, wie sich der Bedarf an ICT-Fachkräften in den nächsten 8 Jahren entwickelt. Demnach braucht die Schweiz bis 2030 aufgrund von Pensionierungen, Abwanderungen und der digitalen Transformation insgesamt 119'600 zusätzliche ICT-Fachkräfte.
Davon betroffen seien alle ICT-Berufe, führt ICT-Berufsbildung Schweiz aus. Allerdings verzeichne man im Bereich IT-Security eine besonders starke Beschäftigungsdynamik. Seit 2010 habe sich die Zahl der Security-Fachkräfte auf 5100 verdreifacht. Trotz dieses Wachstums werden bis 2030 rund 60 Prozent zusätzliche ICT-Security-Fachkräfte benötigt. Das Feld IT-Sicherheit gehört zusammen mit Netzwerkspezialisten zu den am schnellsten wachsenden Segmenten innerhalb der ICT-Berufe.
30 Milliarden Franken Wertschöpfungsverlust
Das Problem: Laut der Prognose dürften bis 2030 etwa 37'800 ICT-Fachkräfte aus dem Bildungssystem zur Verfügung stehen. Kombiniert mit einer erwarteten Zuwanderung von 43'600 Fachpersonen bleibt eine Lücke von 38'700 ICT-Fachkräften, wie der Verband ausrechnet.
(Source: zVg)
Diese Zahl ist nicht neu. In der letzten Fachkräftestudie, die ICT-Berufsbildung Schweiz vor zwei Jahren vorgestellt hat, prognostizierten die Autoren für das Jahr 2028 eine Fachkräftelücke von 35'800 Personen. In vergangenen Studien habe sich jeweils eine Lücke von zwischen 30'000 und 40'000 Fachkräften gezeigt, sagte Andreas Kaelin, Präsident von ICT-Berufsbildung Schweiz, im Rahmen einer Pressekonferenz zur Studie. Aus dieser Lücke resultiere jedoch ein wirtschaftlicher Wertschöpfungsverlust von rund 30 Milliarden Franken.
Lehrstellenquote erhöhen
ICT-Berufsbildung Schweiz plädiert deshalb dafür, mehr ICT-Fachkräfte auszubilden. Als Erfolg weist der Verband auf seine diesbezüglichen Anstrengungen in den vergangenen Jahren hin. Dazu gehören etwa ein neu geschaffener eidgenössischer Fachausweis "Cyber Security Specialist" und proaktive Bildungsoffensiven in der Mediamatik.
Insgesamt sei die Zahl der ICT-Lernenden 2021 durch die intensive Lehrstellenförderung schweizweit auf 10'414 gestiegen. Im Verhältnis zur Zahl der Vollzeitäquivalente im ICT-Berufsfeld (176'500) ergibt dies eine Lehrstellenquote von 5,9 Prozent. Laut ICT-Berufsbildung Schweiz sollte dieser Wert langfristig auf 8,1 Prozent ansteigen, um den prognostizierten ICT-Fachkräftebedarf durch inländisch ausgebildeten Berufsnachwuchs decken zu können.
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Wettbewerbsfähigkeit gefährdet
"Spätestens mit neun ICT-Beschäftigten sollten Betriebe die Bereitstellung einer ICT-Lehrstelle eingehend in Betracht ziehen - egal in welcher Branche sie tätig sind", kommentiert Serge Frech, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz, in der Mitteilung. Nils Braun, der beim IWSB die Studie leitete, ergänzte an der Pressekonferenz, dass auch kleine betriebe über Verbundpartnerschaften ICT-Lehrstellen schaffen könnten.
Wie ICT-Berufsbildung Schweiz weiter aufzeigt, ist die Berufsbildung mit Abstand die grösste Zubringerin an ICT-Fachkräften auf allen Bildungsstufen. Sechs von zehn ICT-Lernenden absolvieren innerhalb von fünf Jahren nach Lehrabschluss eine tertiäre Ausbildung. An den Fachhochschulen verfügen sogar rund zwei von drei Studierenden im Bereich der ICT über einen Berufsbildungsabschluss. Somit haben insgesamt 79 Prozent aller ICT-Abschlüsse ihren Ursprung in der Berufsbildung. Zwei von drei ICT-Fachkräften arbeiten ausserhalb der ICT-Kernbranche. Diese Querschnittsfunktion unterstreicht die enorme ökonomische Bedeutung des Berufsfelds. "Der ICT-Fachkräftemangel betrifft die ganze Volkswirtschaft", fasst der Verband in der Mitteilung zusammen.
Nils Braun verdeutlichte den Handlungsbedarf mit einem Hinweis auf einen Ländervergleich verschiedener ICT-Branchen. Demnach hatte die Schweiz im Jahr 2013 den viertgrössten Anteil an ICT-Beschäftigten. Inzwischen ist unser Land hier auf Platz 9 zurückgefallen. "Das Berufsfeld schrumpft nicht", merkte Braun an, "aber es wächst in anderen Ländern schneller". Damit nehme auch die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz Stück für Stück ab.
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