CEO Reto Gutmann im Interview

Wie Abraxas sich aufs Coronajahr vorbereitet

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Abraxas hat im vergangenen Jahr eine anstrengende Fusion hinter sich gebracht und die Geschäftszahlen wieder ins Positive gedreht. CEO Reto Gutmann spricht darüber, welche Lehren er aus dem letzten Geschäftsjahr zog, was er für dieses Jahr erwartet und inwiefern die Coronakrise die Digitalisierung im öffentlichen Sektor ankurbeln könnte.

Reto Gutmann, CEO, Abraxas Informatik. (Source: zVg)
Reto Gutmann, CEO, Abraxas Informatik. (Source: zVg)

Abraxas hat im Geschäftsjahr 2019 einen Gewinn von 2,3 Millionen Franken verbucht – im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Plus von über 13 Millionen Franken. Wie sieht der Ausblick auf das laufende Jahr aus? Wie beeinflusst die Coronakrise die IT-Ausgaben der öffentlichen Hand? Abraxas-CEO Reto Gutmann gibt Auskunft.

 

Abraxas hat das Geschäftsjahr 2019 mit einem positiven Betriebsergebnis bilanziert, nachdem im Vorjahr ein Verlust von 10,7 Millionen Franken in den Büchern stand. Wie haben Sie den Turnaround geschafft?

Reto Gutmann: Letztes Jahr drückten drei Einflussfaktoren auf das Ergebnis: Projekte im Steuerbereich, Integrationskosten der Fusion und die umgestellte Rechnungslegung. Diese Faktoren hatten dieses Jahr keinen finanziellen Einfluss mehr auf das Resultat. Deshalb würde ich auch nicht von einem Turnaround sprechen, sondern von einer Stabilisierung. Eine Fusion dieser Grössenordnung ist ja kein alltäglicher Vorgang. Nach dem Innenfokus im Fusionsjahr wurde der Fokus letztes Jahr stärker auf die Kunden ausgerichtet. Daher konnte das Vertrauen der Kunden wieder gestärkt werden. Dies, verbunden mit einem sehr engagierten Team Abraxas und einem Auftragseingang über den Erwartungen haben unsere Marktposition gestärkt und sich positiv auf den Geschäftsgang ausgewirkt.

 

Beim Jahresabschluss 2018 sagten Sie, die Fusion mit den Verwaltungsrechenzentren St. Gallen habe sich anspruchsvoller gestaltet als erwartet. Was haben Sie daraus gelernt?

Eine Fusion ist für eine Organisation ein Change in einer gewaltigen Grössenordnung. Vieles lässt sich daher nicht genau vorhersagen und planen. Eine Auswirkung war, dass der Innenfokus im Fusionsjahr doch sehr stark war. Die Themen der Fusion haben Aufwand und Energie verbraucht. Wenn es ein zentrales Learning für mich gibt, dann das: Als Dienstleistungsunternehmen muss man stets, auch in solchen herausfordernden Zeiten, die Kunden im Fokus behalten. Ihre Bedürfnisse darf man zu keiner Zeit aus den Augen verlieren. Wir sind für die Kunden da – nicht umgekehrt. Wir denken und arbeiten jetzt wieder konsequenter in diese Richtung. Die Rückmeldungen von unseren Kunden bestätigen, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.

 

Nach dem Geschäftsbericht ist vor dem Geschäftsbericht. 2020 wird allerdings kein normales Jahr. Wie sieht Ihr Ausblick aus?

Die Dauer der Coronakrise und ihre Folgen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar. Die zu erwartenden wirtschaftlichen Verwerfungen und deren mittel- und langfristige Wirkung auf die Konjunktur werden sich voraussichtlich auch auf unsere Auftragslage auswirken. Als IT-Dienstleister kann Abraxas dennoch darauf bauen, dass der ICT-Markt auch weiterhin ein Motor der konjunkturellen Entwicklung in der Schweiz bleiben wird. Der Umgang mit Ausnahmesituationen wie der Coronakrise zeigt eindrücklich den Nutzen und die Chancen der Digitalisierung und von verlässlicher IT-Infrastruktur auf.

 

Zu Ihren Kunden zählen vor allem Verwaltungen und Behörden. Die sind zurzeit stark gefordert: Einerseits beschleunigt die Coronakrise die Digitalisierung, andererseits verschärft sie den Spardruck. Wie gehen Sie mit diesen Herausforderungen um?

Gemäss Studien von Marktforschungsunternehmen wie Gartner und Avasant wird die öffentliche Hand verhältnismässig weniger unter den Folgen der Coronakrise zu leiden haben als andere Branchen. Die Pandemie könnte die IT-Investitionen im öffentlichen Sektor kurz- bis mittelfristig sogar positiv beeinflussen. Bereits jetzt hat sie den Einsatz neuer Technologien beschleunigt und organisatorische Blockaden zu mehr virtueller Organisation abgebaut. Wir rechnen, wenn investiert wird, mit einem Schub bei cloudbasierenden Services, bei der IT-Sicherheit und bei der Bereitstellung von Datenaustauschplattformen. Längerfristig wird es aber auch im Verwaltungsbereich – aufgrund eines geringeren Steuersubstrats – zu einem gewissen Spardruck kommen. Weniger wichtige Investitionen werden zurückgestellt werden.

 

In puncto E-Government gibt es in der Schweiz nach wie vor Baustellen, insbesondere was die E-ID angeht. Was wünschen Sie sich von der Politik?

Zuallererst wünsche ich mir, dass es möglichst rasch eine schweizweit verbreitete und für den Bürger kostenlose E-ID gibt. Das ist die Basis für die Digitalisierung vieler Prozesse.

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