Nachgefragt

"Unsere Welt ist die PC-plus-Welt"

Uhr | Updated
von George Sarpong

Lenovo ist in der Schweiz durch seine PCs und Notebooks bekannt. Seine Rechner werden besonders von Unternehmenskunden geschätzt. Im privaten Sektor spielt der nach HP grösste PC-Anbieter der Welt hingegen noch kaum eine Rolle. Das will der neue Country Manager Patrick Roettger ändern.

Patrick Roettger, Country Manager, Lenovo Schweiz (Quelle: Netzmedien)
Patrick Roettger, Country Manager, Lenovo Schweiz (Quelle: Netzmedien)

Laut Weissbuch-Report besitzt Lenovo heute einen Marktanteil von rund 8 Prozent des Schweizer PC-Marktes. Künftig will Lenovo einen zweistelligen Marktanteil erringen. Nur wie? Nachdem der Schweizer Markt rund viereinhalb Jahre lang über eine DACH-Organisation betreut worden war, verantwortet mit Patrick Roettger wieder ein dedizierter Country Manager den Schweizer Markt.

Roettger kennt nicht nur den hiesigen Markt, sondern auch die Entwicklung Lenovos seit der Übernahme von IBMs PC-Geschäft. Damals seien einige Prozesse wie bei einem Start-up abgelaufen, resümiert Roettger im Hintergrundgespräch. Ganz anders heute: Lenovo habe sich mittlerweile zu einem globalen Unternehmen mit langfristigen Zielen entwickelt. Das läge auch am Know-how der Mitarbeiter, das sich auf einem hohen Level bewege.

Um mit dem Fachhandel durchzustarten, wird Lenovo mehr Mitarbeiter brauchen. Eine genaue Zahl bezifferte Roettger nicht, nannte aber mit plus 50 Prozent immerhin einen Richtwert. Roettger wird sie brauchen, sollte sein Plan aufgehen. Denn er will Lenovo zu einem zweiten Standbein am Schweizer PC-Markt verhelfen.

Flucht in den Consumer-Markt

Der frischgekrönte Country Manager hofft, dass künftig mehr Endkunden Notebooks, Convertibles und Tablets mit dem Schriftzug Lenovo kaufen. Bisher sind Lenovos Rechner eher bei Unternehmenskunden bekannt. Das Wachstum im Endkundengeschäft soll aber nicht über einen Preiskampf ausgefochten werden. Stattdessen will Lenovo mit Premium-Produkten Kunden für sich begeistern. Hierfür muss auch die Produktpalette an Schweizer Kundenwünsche angepasst werden.

Während ein Notebook etwa in Deutschland noch mit einer HDD an den Kunden gebracht werden kann, verkaufen sich die vergleichbaren Modelle mit einer SSD in der Schweiz besser. Schliesslich sei die Schweiz ein Premium-Markt. Weitere Eigenheiten seien die Sprachen in den verschiedenen Landesteilen der Schweiz oder auch profane Dinge wie der Dreiphasenstecker. Besonderheiten, die am Schweizer Markt ein Modell verteuern, und so auch dessen Marge schmälern können.

Für Lenovo weitere Gründe, sich gar nicht erst auf einen Preiskampf einzulassen. Stattdessen sollen Geräte wie das Convertible Thinkpad Helix Endkunden begeistern, trotz eines Preises von über 2000 Franken. Premium eben.

"Wir wollen in der Schweiz zu den Top-5-Marken in der Brand-Awareness gehören", sagt Roettger. Der Marktanteil müsse in den zweistelligen Prozentbereich wachsen. "Nur dann sind wir sichtbar!" In Deutschland zählt Lenovo nach eigenen Angaben bereits zu den Top-5-Marken. Allerdings kostete das den Anbieter drei Jahre Arbeit.

Doch wie anderen chinesischen Herstellern auch helfen Lenovo eine gefüllte Kriegskasse für mögliche Zukäufe und ein langer Atem. Trotz Quartalszielen will sich der Hersteller Zeit lassen. Wichtig ist die Podestmitte im Rennen um die Marktführerschaft am PC-Markt.

Starkes Channelgeschäft

Dieses Ziel will Lenovo gemeinsam mit dem Channel erreichen. Roettger räumte zwar ein, dass auch Lenovo über seinen Webshop Produkte anbiete. Allerdings beschränkten sich die Bestellmöglichkeiten auf fünf PC-Geräte pro Bestellung. Darüber hinaus würden weltweit etwa 120 Unternehmen teilweise direkt beliefert. 95 Prozent seiner Geschäfte wickle Lenovo hingegen über seine Partner im Fachhandel ab.

"Wir sind kein Konkurrent"

Darüber hinaus unterhalte Lenovo kein eigenes Servicegeschäft, im Gegensatz zu anderen Herstellern. Das überlasse man lieber dem Channel. Lenovos Geschäft bleibe die Entwicklung und Produktion von Hardware, wie Roettger betont: "Wir sind ein grosser Partner und kein Konkurrent." Der Channel scheint es zu goutieren. So war der jüngste Partner-Event "Look & Feel" am Hauptsitz in Schlieren mit über 80 Fachhändlern und Serviceanbietern gut besucht.

Einem neuen Partnerprogramm erteilte Roettger aber eine Absage. Allenfalls ist mit Ergänzungen zum bestehenden Programm zu rechnen. Eine Absage erteilte er vorerst auch weiteren Consumer-Produkten. Während Konsumenten etwa am Heimatmarkt China auch Fernseher und Smartphones kaufen können, werden Schweizer Kunden darauf noch warten müssen. Vermutlich vergeblich. Lenovo wartet erstmal ab. Roettger will nichts ausschlies­sen, betont aber: "Unsere Welt ist die PC-plus-Welt, bestehend aus PC, Tablets, Smart­phones und Smart-TVs."

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