Ralf Haubrich von Lancom über Managed Services
Die IT wird auch für KMUs immer mehr zum ausschlaggebenden Erfolgsfaktor – die Ressourcen dafür bleiben jedoch Mangelware. Ein Umstand, den die Anbieter von Managed Services wohl freuen dürfte. Wie der Channel von diesem Wachstumsmarkt profitieren kann, erklärt Ralf Haubrich, Vice President Global Channels bei Lancom Systems.
Was verstehen Sie unter Managed Services in Bezug auf Ihr Portfolio?
Ralf Haubrich: Unter Managed Services verstehen wir die Bereitstellung ganzer Netze als Dienst aus der Cloud mitsamt der zughörigen Administration. Unsere Lancom Management Cloud (LMC) bildet hier das zentrale Tool zur ortsunabhängigen Verwaltung von Kundennetzwerken. Sie basiert auf modernster Cloud- und softwaredefinierten Technologie (SDN). Durch die Kombination der LMC und unserem umfassenden Hardwareportfolio ist es für die Partner besonders einfach, selbst zum Managed Service Provider (MSP) zu werden und neue Geschäftsmodelle zu erschliessen. Denkbar sind Managed Services wie Network-as-a-Service (NaaS) oder Infrastructure-as-a-Service (IaaS), aber auch WLAN aus der Cloud, also Wi-Fi-as-a-Service.
Wie wichtig sind Managed Services für Sie respektive Ihre Partner?
Managed Services werden in Zukunft immer wichtiger. Selbst in Bereichen, wo sie heute noch eher selten sind, werden sie mittelfristig einen grossen Teil des Geschäfts binden. Das betrifft auch die Bereitstellung von Netzwerkinfrastruktur, die bis vor Kurzem meist ein Kaufgeschäft (Hardware) war, das für den Partner mit einem hohen Anteil an Einmalgeschäft verbunden war. Hauptgrund ist die stetig steigende Nachfrage aus den Unternehmen, für die Managed Services eine grossartige Möglichkeit sind, dem stetig steigenden Kostendruck und eklatanten Fachkräftemangel gleichzeitig zu begegnen. Systemhäuser sollten sich frühzeitig so aufstellen, dass sie von dieser stetigen Verschiebung profitieren und ihren Kunden langfristig attraktive Angebote machen können.
Was muss ein Reseller können, um Managed Services anzubieten?
Elementar wichtig ist, dass Reseller die Prozesse und Bedürfnisse ihrer Kunden genau kennen und verstehen, um ihnen passgenaue Services und die damit verbundenen Anwendungen anbieten zu können. Für die Bereitstellung dieser Dienste ist eine Mischung aus technischem Know-how und Service (24/7-Support) gefragt. Möchten Systemhäuser Managed Services aus ihren eigenen Rechenzentren anbieten, benötigen sie eine entsprechend auf Hochverfügbarkeit ausgelegte Infrastruktur.
Für welche Art von Kunden sind Managed Services interessant?
Die Zielgruppe für Managed Services ist enorm breit: Während kleinere und mittelständische Unternehmen vor allem davon profitieren, dass sie günstigen Zugang zu Enterprise-Lösungen erhalten, die sie als On-Premise-Lösungen niemals selbst betreiben könnten, überwiegt bei den grösseren Kunden vor allem der finanzielle Vorteil. Allen gemein ist, dass sie sich durch die Auslagerung der IT-Verwaltung – bis hin zur kompletten IT-Infrastruktur und den damit verbundenen Anwendungen – wieder stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Auch die Qualität und Sicherheit der bereitgestellten IT-Dienste profitieren davon.
Wie wirkt sich die digitale Transformation auf das Geschäft mit Managed Services aus?
Die digitale Transformation verändert nahezu alle Geschäftsprozesse in den Unternehmen und sie verlangt ihnen ein Höchstmass an Agilität und Tempo ab. Hier spielen cloudbasierte Dienste ihre ganze Stärke aus. Sie sind überaus flexibel und passen sich dank Pay-as-you-grow-Modellen perfekt dem Tempo der sich ständig ändernden Anforderungen in den Unternehmen an. Systemhäusern und Resellern, die Managed Services im Portfolio haben, wird dies eine stetig steigende Nachfrage bescheren.
Ab 2019 will Microsoft Cloud-Services aus Schweizer Rechenzentren anbieten. Wie wirkt sich Microsofts Eintritt auf den Markt aus?
Microsofts Entschluss, Kunden in der Schweiz zukünftig aus schweizerischen Rechenzentren zu bedienen, dürfte eine Folge des spürbaren Misstrauens gegenüber Cloud-Angeboten sein, die in den USA gehostet werden. Insofern ist das sicher ein spannender Schritt, auch wenn nicht ganz klar ist, ob dies den erhofften Datenschutz auch tatsächlich bietet. Anders als die US-Anbieter sehen wir bei Lancom diese Problematik nicht. Erstens betreiben wir unsere Public Cloud in unserem Heimatland Deutschland und halten selbstverständlich alle Vorgaben der EU-Datenschutz-Grundverordnung ein, von der ja auch alle schweizerischen Unternehmen betroffen sind, die mit EU-Bürgern oder Firmen Geschäfte machen. Und zweitens haben alle unsere lokalen Partner die Möglichkeit, die Lancom Management Cloud aus ihren eigenen Rechenzentren anzubieten. Selbst Anwenderunternehmen können die LMC in Eigenregie hosten, sollten ihre eigenen Compliance-Richtlinien dies erforderlich machen.