IT-Markt Nr. 5/2016
Editorial von David Klier, stv. Chefredaktor IT-Markt
Das Bewusstsein fehlt
Ende April war ich an einem Kundenevent von Check Point, der Check Point Experience. Es ging – wie könnte es anders sein – um IT-Sicherheit. Am Rande der Veranstaltung unterhielt ich mich mit einem deutschen Mitarbeiter der Firma. Ein spannendes Gespräch. Zuvor hatte er im kleinen Rahmen vor etwa 25 Journalisten einen kurzen Vortrag gehalten. Er erzählte von seiner Arbeit und den Problemen, denen er dabei begegne.
Der Mann arbeitet eng mit Regierungen und Behörden zusammen. Vor allem in Deutschland. Sein Verantwortungsbereich umfasst aber die ganze DACH-Region. In Deutschland hat er schon viel mit der Truppe von Angela Merkel zu tun. In der Schweiz fühlt er noch vor. Es geht mir aber nicht so sehr um das, was der Herr tut, sondern um das, was er sagte.
Die IT-Sicherheit und eigentlich die gesamte IT-Branche habe ein grosses Problem. Sie bilde eine Art Blase. Eine Blase, gefüllt mit seltsamen Begriffen und Fachausdrücken, die ausserhalb der Blase niemand verstehe. Er behauptete sogar, dass es innerhalb der Blase eine Menge Leute gebe, die Mühe damit hätten.
Er frage regelmässig an Meetings in die Runde: "Wer kann mir erklären, was eine Zero-Day-Lücke ist?" Die Köpfe würden meist nach unten sinken, die Menschen in der Runde seinen Blicken ausweichen.
Begriffe wie "Zero Day" oder "Sandboxing" seien mit dafür verantwortlich, dass es den Menschen ausserhalb der Blase an Bewusstsein für die IT-Gefahren fehle. Viele würden vollkommen sorglos mit Daten und ungesicherten Endgeräten hantieren. Und warum?
Weil sie es einfach nicht besser wüssten. Niemand sensibilisiere sie auf verständliche Weise. Niemand erkläre ihnen, was wirklich passiert, wenn man sich etwa mit einem vollkommen ungesicherten Smartphone im Firmennetzwerk bewegt.
Es sei eine Frage der Aus- und Weiterbildung. In Schulen müsste das Thema IT-Sicherheit behandelt werden. Erwachsene müssten sich weiterbilden. Und zwar alle. Denn es betreffe ja auch alle. Hersteller und Partner müssten verständlich kommunizieren. Und schliesslich betreffe es auch die Journalisten. Die müssten verständlich berichten.
Wir geben unser Bestes. Ich wünsche viel Lesevergnügen mit der Mai-Ausgabe!