VBS-Chefin Viola Amherd weiht Cyber Defence Campus der ETH ein
Die Bundesrätin Viola Amherd hat zusammen mit Armasuisse den Cyber Defence Campus (CYD) an der ETH Zürich eingeweiht. Das CYD soll eine Brücke zwischen Bund, Forschung und Wirtschaft schlagen. Die Kooperation soll das Land künftig vor Bedrohungen im virtuellen Raum bewahren.
"An was denken Sie, wenn Sie 'Heugabel' hören?" Mit diesen Worten hat der SRF-3-Moderator Stefan Flury die Gäste in der Semper Aula der ETH Zürich begrüsst. "Ich denke bei der Heugabel an die Landesverteidigung."
Die Heugabel sei das erste Instrument gewesen, mit denen Schweizer Bauern ihr Land verteidigten, erzählte Flury. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich diese Heugabel immer weiter: Auf Umwegen wurden daraus mit der Zeit etwa das Jagdflugzeug F/A-18 und Co. Der Cyberangriff auf die Ruag von 2016 zeigte jedoch, dass die Schweiz eine neue Heugabel braucht.
Moderator Stefan Flury führte durch die Einweihung des CYD. (Source: Netzmedien)
Unbekannte waren damals in die Server des Rüstungskonzerns eingedrungen, um vertrauliche Daten zu stehlen. Lesen Sie hier mehr zum Cyberangriff auf die Ruag. "Wir sind nicht nur technologisch fortschrittlicher geworden", nahm Bundesrätin Viola Amherd den Faden auf, "sondern auch verwundbarer."
Alle drei Standorte operativ
Amherd ist Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport - kurz VBS. Für sie beinhaltet dies auch den Cyberraum der Schweiz. "Aber nur Papiere und Konzepte schreiben, genügt nicht", sagte sie. "Wenn wir etwas bewirken wollen, brauchen wir auch die richtigen Fähigkeiten."
"Darum sind wir heute hier", sagte Amherd. Die neue Heugabel, um den Risiken und Bedrohungen im virtuellen Raum zu begegnen, ist das Cyber-Defence Campus (CYD). Am 7. November wurde der dritte Standort an der ETH Zürich in Anwesenheit der VBS-Chefin eingeweiht. Im September wurde bereits der Campus an der ETH in Lausanne eingeweiht, wie Sie hier nachlesen können. Die Leitung des CYD ist bei Armasuisse in Thun.
Die Einweihung fand in der Semper Aula der ETH Zürich statt. (Source: Netzmedien)
"Diese Zusammenarbeit soll den Schutz im Cyberraum verbessern", sagte Amherd. Mit dem Campus soll die Zusammenarbeit zwischen Bund, Forschung und Wirtschaft intensiviert, institutionalisiert und vereinfacht werden. Die Schwerpunkte sollen dabei auf der Förderung des Technologie- und Innovationstransfers in den Bereichen Cybersecurity, Datenwissenschaft und künstlicher Intelligenz liegen.
Zu schnell, zu wenig
"Die Cyberabwehr stellt das VBS vor grössere Herausforderungen", sagte anschliessend Vincent Lenders, Direktor des CYD. Einerseits wegen des unvorstellbaren Tempos, mit dem die Digitalisierung in der Gesellschaft und auch in der Armee voranschreitet. Andererseits verfüge die Schweiz über relativ bescheidene Ressourcen im Vergleich zu anderen Akteuren im Cyberraum.
"Deswegen sind neue Wege und koordinierte Ansätze gefordert, um die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen möglichst effektiv zu nutzen", sagte er. Das CYD sei daher vor allem als Kollaborationsnetzwerk gedacht.
Vincent Lenders, Direktor des CYD. (Source: Netzmedien)
In den Openlabs an der ETH sollen sich künftig das VBS, Studenten und die Wirtschaft offen über Cybersecurity austauschen. Ab 2020 sollen rund 10 Studenten pro Jahr die Möglichkeit haben, als Fellow im CYD ihre Master- oder Doktorarbeit zu absolvieren.
Die Wirtschaft soll in Form von Public-Private-Partnerships mitforschen – auch in dem Bereich sollen im nächsten Jahr die ersten konkreten Projekte gestartet werden. Andreas Häberli, CTO von Dormakaba, begrüsste den Schritt und präsentierte die Sicht der Industrie.
"Die Schweizer Industrie hat zwar die Zeichen der Zeit verstanden, dennoch braucht sie Unterstützung", sagte Häberli. "Wir sind darum sehr froh, dass der Bund seiner Verantwortung gerecht wird und in Zusammenarbeit mit den beiden ETHs daran arbeitet, die Schweiz abzusichern. Wir nehmen gleichzeitig gerne den Auftrag an, die Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die zur Sicherheit der Schweiz und der Bevölkerung beitragen."
Andreas Häberli, CTO von Dormakaba. (Source: Netzmedien)
Platz für 60 Cyber-Experten bis 2020
Armasuisse schaffte gemäss Lenders für den CYD 13 neue Stellen, von denen 11 bereits besetzt sind. Bis zum Ende des nächsten Jahres will Lenders Platz für 60 Cyberexperten geschaffen haben. Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Campus auch die internationale Kooperation stärken.
Derzeit arbeite das CYD bereits an einer Übersicht über die lokalen Akteure. Sie soll dereinst die Basis für ein umfassendes Technologie-Monitoring werden. "Viele weitere Aktivitäten sind bereits skizziert", sagte Lenders. Der Aufbau des gesamten Portfolios werde aber noch einige Zeit brauchen. Aber schon nächstes Jahr solle man die positiven Auswirkungen des CYD auf den Cyberschutz der Schweiz spüren können, versprach er.